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Torben Stamm
Der Retro-Mord von Edinburgh
Beyl und MacGarney ermitteln
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Es war kurz nach dreiundzwanzig Uhr, als der Mann sich erhob. Er schaute auf den Boden: Dort lag der verkrampfte Körper seines Widersachers. Bald würde sich in seinem Schritt eine Urinpfütze abzeichnen, wenn die Muskeln sich nach dem Todeskampf entspannten.
Er sah sich im Raum um: Hatte er irgendetwas angefasst? Er rekonstruierte die Ereignisse der letzten halben Stunde, seit er den Raum betreten hatte, kam aber zu dem Schluss, dass er keine Spuren hinterlassen haben sollte. Er überprüfte im Geiste diese Hypothese nochmal: Er musste sich sicher sein.
Anfahrt
„Wo fahren wir hin?“, fragte MacGarney lustlos. Er nippte an seinem Pappbecher und starrte auf die noch leeren, sich aber langsam füllenden Straßen von Edinburgh. Es war sechs Uhr in der Frühe und er hasste den Morgen mehr als jede andere Tageszeit.
„Außerhalb. Noch eine halbe Stunde. Wenn Ihre Hoheit müde sind, können Sie auch gerne die Augen schließen.“ MacGarneys Partner steuerte den schwarzen Kleinwagen sicher durch die Straßen der Hauptstadt Schottlands. Er wusste, dass sein Partner morgens zu nichts zu gebrauchen war und hatte innerlich mehr als einmal aufgestöhnt, als sie in der Frühschicht die Nachricht bekommen hatten, dass sie ausrücken sollten.
„Du kannst mich mal“, brummte MacGarney und kratzte sich am Kopf: Er war Anfang vierzig, hatte aber bereits eine Glatze, die die Bulligkeit seines Körpers unterstrich. Er war nicht dick, aber so gebaut, dass er in jeder Pub-Schlägerei mithalten konnte.
Sein Partner war das genaue Gegenteil: Drahtig, mittellanges, dunkles Haar. Gleiches Alter. Beyl war ein freundlicher Mensch, der bei den Leuten gut ankam - es erstaunte niemanden mehr als Beyl selbst, dass er mit MacGarney zurechtkam, der eher dem ungehobelten Klischee eines Groschenroman-Detektivs entsprach. Allerdings musste man MacGarney lassen, dass er in unregelmäßigen Abständen zu genialen Kombinationen imstande war.
„Wo fahren wir denn jetzt genau hin? Ich meine, wo liegt die Leiche?“, präzisierte MacGarney seine Frage.
„Sie liegt in dem Hotelzimmer eines Retro-Hotels.“
„Eines was?“
„Eines Retro-Hotels.“
MacGarney dachte kurz nach, dann fragte er: „Was soll das denn sein?“
„Soweit ich das verstanden habe, ist es ein Hotel, das auf den ganzen Schnick-Schnack unserer modernen Zivilisation verzichtet. Kein Internet, keine Fernseher auf den Zimmern. Halt sowas.“
MacGarney nippte an seinem Kaffee: „Warum sollte da jemand wohnen wollen? Ist doch ätzend.“
„Ich weiß nicht. Wie viele Leute reden denn immer von der guten alten Zeit? Das haben die halt als Geschäftsmodel entwickelt. Und Retro ist doch immer in. Meine Mutter hat immer gesagt: Es kommt alles wieder!“
„Ich hoffe nicht: Auf die Nazis kann ich verzichten.“
Beyl sah seinen Kollegen kurz tadelnd an: „Das ist nicht witzig.“
„Nein, aber wahr. Ich habe keine Lust auf die. Du etwa? Scheiße, bist du ein Nazi oder so? Lässt du dir in den Ferien immer einen Bart wachsen?“
„Das ist sowas von unpassend. Also, hör zu: Die haben heute Morgen die Leiche gefunden. Der Typ wollte geweckt werden. Als er nicht reagierte, sind sie in sein Zimmer, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.“
„War es offensichtlich nicht.“
„Genau. Da haben sie uns angerufen.“
MacGarney schüttelte den Kopf: „Hätten auch noch was warten können. Dann wäre unsere Schicht vorbei gewesen und jemand anderes müsste sich jetzt mit diesem scheiß Geschäftsmodell rumschlagen.“
Beyl atmete langsam ein und aus: „Weißt du noch, was wir beim letzten Mal besprochen haben?“
„Wann? Als wir im Pub waren?“
„Als wir den letzten Fall abgeschlossen haben. Als die Hinterbliebenen sich über dich beschwert haben.“
MacGarney dachte nach, kam aber nicht drauf. Beyl half ihm auf die Sprünge: „Wir hatten gesagt, dass du nicht mehr so viel fluchen sollst. Das ist total unpassend.“
„Wir sind doch unter uns, SCHEIßE ABER AUCH!“
„Wenn du jetzt so warm läufst, kommst du aus dem Schimpfen nicht mehr raus. Wie lange arbeiten wir jetzt zusammen?“
„Zu lange.“
„Genau. Ich kenne dich. Also lass das Schimpfen.“
MacGarney