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Sabine Gräfin von Rothenfels
Ein ehrenwerter Gentleman
Nichts ist so, wie es scheint
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Eine friedliche warme Sommernacht. Zikaden sangen ihr beruhigendes Lied. Es war drei Tage nach Neumond. Kleine, scheinbar harmlose Wölkchen, zogen vor die blasse Mondsichel. Richard Anderson stieß die Flügeltüren, die von der Bibliothek auf die Terrasse führten, weit auf. Er nahm einen tiefen Zug der erfrischenden Nachtluft. Er war sehr zufrieden mit sich, das Geschäft war ganz so verlaufen wie er es sich vorgestellt hatte, maximaler Profit.
Es klopfte.
Unwillig fuhr der stämmige, dunkelhaarige Mann herum. Immer größer wurde die Fläche der grauen Strähnen, bei gleichzeitig immer schneller schwindendem Haar. „Komm rein!“ brummte er mit seinem tiefen Bass. Eine kraftvolle, befehlsgewohnte Stimme. Anderson war 57 Jahre alt. Er hatte Macht und Geld, und gebrauchte beides wie es ihm beliebte.
Der junge Mann, der in das Refugium des Älteren eindrang, sah ihm ein wenig ähnlich. Auch er hatte dunkle Locken, graue kühle Augen und ein energisches Kinn. Abgesehen davon, und dass sie den gleichen Namen trugen, hatten Vater und Sohn jedoch nicht viel gemein.
„Was willst du? Schon wieder Geld?“ Die Begrüßung fiel wenig herzlich aus. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass Anderson Senior nicht mehr gestört werden durfte, sobald er sich in die Bibliothek zurückgezogen hatte.
„Vater, hör mir bitte zu. Ich bin es leid, immer und immer wieder die gleiche Diskussion zu führen. Wie du es verlangt hast, studiere ich Wirtschaft. Aber bitte! Lass mich die zusätzlichen Musikstunden nehmen. Mr. Jellous hält mich für begabt, doch ich muss noch an meiner Technik arbeiten. Dann kann ich vielleicht bald Konzerte geben und dir das Geld...“
Der Ältere unterbrach ihn mit einer einzigen, heftigen Handbewegung. „Schluss. Endgültig ist jetzt Schluss mit diesem Nonsens! Musik! Das ist alles was ich von dir höre. Unnütze Geldverschwendung! Ich wünsche, dass du dein Studium schnellstens beendest und endlich in die Firma mit einsteigst.
Bei Gott! Jeder andere würde mir auf Knien danken, für alles was ich für dich getan habe, und du? Du bist undankbar und aufsässig.“
Anderson Junior trafen diese Worte wie Schläge. Aller Hoffnung beraubt, den Vater umzustimmen, ließ er sich schwer in einen Sessel fallen und verbarg sein verzweifeltes Gesicht in den Händen.
Der Senior hatte sich in Rage geredet.
„Flennst du jetzt? Was bist du nur für ein Weichei! Tu mir einen Gefallen und geh mir aus den Augen. Und vergiss nicht was ich dir gesagt habe, keine Musik!“
Die kühlen Augen des jungen Mannes lugten hinter den, immer noch erhobenen Händen, hervor. Sein Vater hatte ihm den Rücken zugewandt und starrte in den stillen Garten hinaus.
Links vom Vater stand ein kleiner Tisch. Darauf stand der Obstteller. Diesen pflegte Anderson Senior, vor dem schlafen gehen, zu genießen. Eine Banane, grüne Trauben und zwei herrliche rotbackige Äpfel hatte Mary Anderson bereitgestellt. Zusammen mit einem scharfen, kleinen Obstmesser.
Sein Körper straffte sich. Der Atem ging schneller. Seine Hand tastete lautlos über die Tischkante. Noch immer stand sein Vater von ihm abgewandt. Aufrecht, kalt. Von ihm abgewandt, stand er und bewunderte sich selbst und seinen geliebten Garten. Hätte er nur einmal seinen Sohn so angesehen.
Das Messer lag jetzt in seiner Rechten. Er konnte den Kunststoffgriff mit den kleinen Kerben fühlen, den kühlen Stahl. Es war so einfach. Er ballte die Faust um die Klinge.
„Bist du immer noch da?“ Der Patriarch hatte sich umgedreht und stierte seinen Sohn böse an.
Ein schepperndes Geräusch ließ den Sohn zusammenfahren. Er hatte das Obstmesser losgelassen und es war auf das feine Porzellan geprallt. Geschockt ergriff er die Flucht. Weg aus diesem Raum! Weg von diesen Gedanken.
Richard Anderson schüttelte nur den Kopf. Sein Sohn! Was für ein Versager!
Er trat zurück in den Raum und setzte sich auf einen der, mit kostbarem Leder, bezogenen Sessel. Langsam begann er einen der Äpfel zu schälen. Wieso hatte eigentlich sein Sohn vorhin das Messer in der Hand gehabt? Es war einerlei. Nicht wert, Zeit daran zu verschwenden, darüber nachzudenken.
Der leise Duft des Apfels stieg auf. Seine, immer noch tadellosen Zähne, vergruben sich in dem süßen Fruchtfleisch. Der Genuss weckte Erinnerungen bei ihm, die ihm weit besser gefielen...
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