Stefan Heidenreich

Im Netz der Gedanken


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      Stefan Heidenreich

      Im Netz der Gedanken

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Epilog

       Weitere Romane von Stefan Heidenreich

       Impressum neobooks

      Prolog

      Jede Geschichte hat irgendwo einen Anfang. Einen Ursprung. So soll selbst unsere eigene Geschichte zum Beispiel, einst durch den berühmten Urknall entstanden sein. Am Anfang stand also die große spektakuläre Ouvertüre. Ganz ähnlich verhält es sich mit einem Buch. Am Beginn eines Buches steht erst einmal eine Idee. Irgendjemand hat sich dann hingesetzt, seine Gedanken in Worte gefasst und diese dann niedergeschrieben. In diesem Punkt unterscheiden sich Romane nur unwesentlich von Sachbüchern. Natürlich wird der Eine oder Andere jetzt sagen, dass Sachbücher nur Wissen wiedergeben. Erlerntes Wissen. Aber auch hier wurden nur die Gedanken von Menschen wiedergegeben. Menschen, die einst Dinge analysiert und erforscht haben.

      Mit Erfindungen und technischen Errungenschaften verhält es sich ganz genau so. Selbst der nüchternste wissenschaftliche Bericht ist nur das geistige Abbild, dessen, was Menschen sich erdachten oder erforschten. Am Anfang steht also immer ein Gedanke.

      Warum ich dies hier erzähle? Wahrscheinlich, um mir selbst zu vergegenwärtigen, wo meine hier aufgeschriebene Geschichte ihren Ursprung hatte.

      Nun? Wie sieht es aus? Lust auf eine kleine Reise durch meine Welt der Gedanken bekommen? Ich weis, dass ich tatsächlich erst eine solche Reise unternehmen musste, um dieses Buch zu schreiben. Also kommt mit, dorthin wo ich bereits schon war. Ich lade euch dazu ein.

      Kapitel 1

      Wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich mich eines Tages hier wiederfinde, dann hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Und doch ist es für mich ein Zufluchtsort, an dem ich schon seit zwei Tagen Ruhe habe. Und es ist bestimmt nicht das Hilton-Hotel. Die kahlen Wände, auf die ich blicke, strahlen nichts von dem aus, was ich normalerweise bevorzuge. Nicht einmal die kleinen Zettel, die sie inzwischen schmücken, sind in der Lage, die trostlose Atmosphäre aufreißen zu lassen. Und es ist garantiert kein Luxusapartment an einem Urlaubsort meiner Träume. Aber es ist ein Ort, an dem ich darüber nachdenken kann, wie alles angefangen hat. Ein Ort, an den es mich vertrieben hat, und an dem ich mich in Sicherheit wäge. Ich fühle mich hier wie in einem Käfig. Aber ich weiß, dass ich es mir nicht erlauben darf, wieder rauszugehen. Zumindest, so lange nicht, bis ich noch mehr weiß, mehr zu beeinflussen in der Lage bin.

      Sicherlich werden sie mich hier bald finden. Und was dann?

      Ich höre den Regen, der von draußen seit zwei Tagen gegen die Fenster prasselt. Wie gerne würde ich hinausgehen und feststellen, dass alles vorbei ist. Aber die Ereignisse der letzten Zeit würden mich zu früh einholen.

      Warum musste ich an diesem Tag damals auch unbedingt an genau diesem Tisch sitzen, und warum konnte ich nicht endlich mal den Mund halten, sondern musste wieder einmal mit meinen dummen Sprüchen den kompletten Tisch unterhalten. (Ich hasse es, wenn man unter Zuhilfenahme von Namensschildern zum Essen platziert wird, obwohl man als erwachsener Mensch in der Lage sein sollte, sich seine Tischnachbarn selbst auszusuchen.) Und warum musste ich wieder einmal zu viel trinken?

      Wollte ich nur meine Redegewandtheit unter Beweis stellen oder den anderen beweisen, dass Herr Doktor auch nur ein ganz normaler Mensch ist, mit dem man sich normal unterhalten kann?

      Nun sei an dieser Stelle die Bemerkung erlaubt, dass so ziemlich alle anderen Tischnachbarn Menschen waren, die sich unter ihresgleichen ständig als die größten Geschäftsleute der Weltwirtschaft aufspielen konnten. Geschäftsleute, die sich die Machenschaften von Multikonzernen auf keinen Fall weiter gefallen lassen würden. Und in keinem Fall wären sie bereit, sich von diesen Sklavenhändlern vorschreiben zu lassen, wie sie ihre Geschäfte zu führen hätten. Schließlich waren sie es doch, die tagtäglich an vorderster Front standen und die hier präsentierten Produkte besser verkaufen konnten, als jeder dieser Konzernbosse es jemals vermocht hätte.

      Nur heute Abend schienen sie nicht so revolutionär, wie sie sich noch am Vormittag gaben. Heute Abend saßen sie mit Herrn Doktor am selben Tisch und hatten offensichtlich Schwierigkeiten einen fehlerfreien Satz zu sprechen. Und wenn es ihnen doch gelang, dann stammelten sie bestenfalls Loblieder auf Konzern und Produkte, sodass ich mehrmals geneigt war meinen Nachbarn unterzuhaken, um ihn im Chor der Lobpreisungen zum Schunkeln aufzufordern. „Heuchler und Schmarotzer“ kam es mir in den Sinn. An diesem Tisch gab es, außer Herrn Doktor und meiner selbst, ausnahmslos niemanden auf den diese Bezeichnung nicht zutraf.

      Selbst Frank Gutschmidt, der in der Mittagspause noch bereit war dem Konzern seine Werksvertretung vor die Füße zu werfen, saß schüchtern am Tisch wie ein 14-jähriges Mädchen bei ihrer ersten Tanzveranstaltung. Ich musste mir mehrmals auf die Zunge beißen, um nicht schallend loszulachen. Da saßen wir nun alle mit einem der führenden Köpfe unseres Vertragspartners beim Essen in diesem Nobelschuppen zusammen.

      Der Kronleuchter an der Decke warf aus scheinbar unzähligen, zu einzelnen Flammen geformten kleinen Glühlampen, ein warmes Licht auf den kompletten Saal. Die ansonsten kahlen Wände schmückten verschiedene Gemälde, wie man sie in alten Schlössern oder anderen europäischen Kultstätten vorfindet. Wenn die Ober noch Ritterrüstungen getragen hätten, dann hätte ich mich wie ein Komparse in einem historischen Film gefühlt.

      Der Einzige, der sich optisch problemlos in dieses Bild einfügte, das war Bernd Gutschmidt. Er war ein paar Jahre jünger als sein Bruder, der ihn als Mitarbeiter seiner Firma, gerne zu Veranstaltungen dieser Art mitnahm. Bernd, war der Einzige, dessen Haarpracht in der Lage gewesen wäre es mit Robert Wagner, in seiner Rolle als junger Prinz Eisenherz aufzunehmen. Zudem erfreute er uns immer wieder mit seinen völlig unreifen Bemerkungen, für die sich sein Bruder meistens im Nachhinein entschuldigte.

      Wie gesagt, ich fühlte mich in dieser Runde wieder einmal mehr als glücklich, dabei sein zu dürfen.

      Wir saßen an runden Tischen, die Platz für jeweils zwölf Personen boten, und neben diversen Tellern, Gläsern und Servietten, die ihn schmückten, lenkte ein Blumenarrangement die Aufmerksamkeit auf sich, das mit dem Firmenlogo, der von uns vertretenen Marke, auf einem Wimpel in der Mitte der Tafeldecke thronte.

      Niemand