Fritz Rabensteiner

Der schwarze Kakadu


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Bauern-Kandidat packt jetzt aus: „Die Frauen wurden mir zugeteilt, ich hatte keine freie Wahl.“ Der Sender dementiert. Was ist da los? Ich hoffe doch sehr, dass da alles mit rechten Dingen zugeht. Muss wohl, denn ein anderer Ex-Kandidat sagt: „Ich hatte nach der Sendung zum ersten Mal Sex. Es war gar nicht so schlimm“. Na also, das klingt doch gut. Hat sich seine Teilnahme schon mal ausgezahlt. Seit 2005 gibt es ein Gesetz, das Sex mit Tieren verbietet. Und seit 2005 gibt es ‚Bauer sucht Frau‘. Ich glaube nicht an Zufälle. Da hatte eindeutig die Landwirtschaftskammer ihre Finger im Spiel. Egal. Doch was macht die Sendung so erfolgreich? Ganz einfach. Es ist die immer wiederkehrende, gleichbleibende Handlung, um die Zuseher nicht unnötig zu irritieren. Das Programm ist heute voll gut, sagen sie dann, und merken nicht, dass sie seit zwei Stunden in den Mülleimer starren. Dieses Konzept, eine Erfindung des Privatfernsehens, gilt übrigens auch für ‚Schwiegertochter gesucht‘. Im alten Ägypten hat man Gehirne mit Haken durch die Nase entfernt. Derselbe Effekt kann heute damit erzielt werden, indem man zehn Minuten RTL2 schaut. Müsste ich mich zwischen ATV und RTL2 entscheiden, ich würde die Darmspiegelung nehmen. Aber auf meine Meinung kommt es nicht an, ich bin nicht repräsentativ für diese Sender. Aber zurück zu ‚Bauer sucht Frau‘. Im Grunde ist es eine Mischung zwischen einem Viehmarkt und dem Gesellschaftsspiel ‚Zwei Doofe – ein Gedanke‘. Ziel der Sendung ist es, ein paar unbedarfte Landwirte mit einer unbestimmten Anzahl notgeiler Frauen zu verkuppeln. Dabei sind alle Mittel erlaubt. Knebelverträge verhindern ein vorzeitiges Aussteigen der Kandidaten. Den Bauern wird mit dem Veterinäramt gedroht, den Frauen mit dem Gesundheitsamt. In der ursprünglichen Variante wurden Paare per Zufallsgenerator zusammen gespannt. Dazu wurde eine Wiese in weiße Quadrate unterteilt und diese mit den Namen der Bauern beschriftet. Danach wurden Kühe aufgetrieben, die die Namen der brunftigen Kandidatinnen trugen. Und dann ‚rinne wah plü‘, wie die Landwirte sagen. Anschließend musste nur noch darauf gewartet werden, in welches Quadrat die Kühe kacken würden. Und schon war mittels Darmentleerung das glückliche Paar ermittelt. Das hatte etwas Archaisches. Doch in Summe erwies sich dieses Prozedere als zu ungenau, weil die Kühe nicht immer den Sinn des Spieles verstanden hatten. Eine Kuh ist nun mal kognitiv eingeschränkt und nur sehr schwer zu dressieren. Die hält sich nicht an Regeln, sondern kackt einfach irgendwo hin. Entweder neben die vorgesehenen Quadrate oder auf die Schuhe des Kameramanns. Das kostet Geld und ist nicht schön. Um das zu vermeiden, werden die Opfer jetzt einfach einander zugeordnet. Der Sender gibt sich dabei größte Mühe, die Paare so gegensätzlich wie möglich auszusuchen, um durch die Inkompatibilität möglichst quotenbringende Konflikte herauf zu beschwören. Je abartiger die Paarung, desto besser. Manchen Frauen sieht man danach die Verzweiflung an wenn sie feststellen, dass ihren Zukünftigen das Wort Somodie quasi in Leuchtbuchstaben auf der Stirn steht. Doch Vertrag ist Vertrag. Frauen, die sich auf ein derartiges Abenteuer einlassen, müssen damit rechnen, in Gummistiefeln über den Küchentisch gelegt zu werden. Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Die nächsten Tage sind dadurch bestimmt, dass die Frau in die wichtigsten Arbeiten auf einem Bauernhof eingewiesen wird. Sie legt überall Hand an. Im Stall genauso wie am Ziegenhirten. Während dieser Zeit wird sie immer wieder nach ihren Eindrücken befragt, wobei der Kameramann darauf achtet, das Gesicht in Nahaufnahme zu zeigen, damit man die rot unterlaufenen Augen sehen kann. Und man sieht in diese und weiß: Die fragt sich, warum Melkeimer unten zu sind. Bei manchen Menschen stelle ich mir die Frage: Was will die Natur uns damit sagen? Ein Kondom zur rechten Zeit hätte vieles verhindert. Insgesamt muss sie drei Wochen ohne bleibende Schäden überstehen. Danach wird der Spieß umgedreht und der Bauer fährt in seinem besten Blaumann auf dem Traktor in die Stadt, um das 21. Jahrhundert kennenzulernen. Das ist für ihn ein Kulturschock. Er stellt fest, dass man außer mit einem Löffel auch noch mit anderen Gerätschaften essen kann und zum Schneuzen ein Taschentuch verwendet wird, entgegen seiner bisherigen Gewohnheit, ein Nasenloch zuzuhalten und durch das andere den Rotz in die Ecke der Bauernstube zu schleudern. Und dann muss sich die Frau entscheiden ob sie bei Geißenpeter bleiben will, oder in den Gemeindebau zurückkehrt. Doch bevor sie ihre Entscheidung verkündet, geht es ab in die Werbung. Und jetzt die Eine-Million-Euro-Frage. Warum macht man bei einer solchen Sendung mit? Die Gage kann es nicht sein, so viel wird da nicht gezahlt. Macht es Spaß so gedemütigt zu werden? Vielleicht liege ich falsch und es wäre doch besser, mich als Idiot durchs Leben zu schlagen um der Evolution eine Pause zu ermöglichen. Ich habe es eine Zeit-lang versucht, aber der Markt ist hart umkämpft. Ich hatte keine Chance. Da habe ich Menschen kennengelernt, wenn die gesprochen haben wusste ich sofort, die haben sich heute morgen die Schuhbänder nicht selbst gebunden. Auch Arbeitskollegen. Die haben ein leeres Blatt kopiert, um einen Schmierzettel zu haben. Da hab ich mich manchmal gefragt ob die wirklich so blöd sind, oder extra Unterricht dafür genommen haben.

      Ich hatte einen Bekannten, die Betonung liegt auf hatte, von dem ich wusste, dass er sich gerne ‚Bauer sucht Frau‘ ansieht. Ich fragte ihn:

      „Warum siehst du dir diesen Dreck eigentlich an?“

      „Ich muss lachen, wenn ich einen Idioten sehe.“

      „Stört dich das nicht beim Rasieren?“

      Gourmet-Gespräch 1

      „Heute gibt’s wieder Luxus pur, mein Schatz hat Wein und Käse gekauft. Eine Verköstigung wie bei den Geissens.“

      „Was hat er denn genau gekauft?“

      „Wein und Käse, sagte ich doch.“

      „Ja, aber was für einen Wein und was für einen Käse? Da gibt es doch verschiedene.“

      „Ah, ok. Also er hat einen roten Spätburgunder gekauft und einen Gouda Jung.“

      „Hoppla, also Spätburgunder kann ja ganz gut sein. Aber Gouda Jung? Na ja, irgendwo muss man ja anfangen.“

      „Warum bist du jetzt so herablassend? Wir fangen nicht an, das ist bereits unser dritter Abend. Und wir haben inzwischen Ahnung von gutem und teurem Käse.“

      „Ja, sorry, aber Gouda Jung ist halt wirklich kein besonderer Käse. Hast du schon mal einen gegessen, der richtig böse riecht? Die sind manchmal wirklich teuer und schmecken ausgezeichnet.“

      „Ja, das hab ich, und ich weiß, wie teuer die sind. Ich habe kürzlich einen Camembert gegessen, da war sogar Schimmel drauf und der hat auch gestunken. Und der hat mir voll geschmeckt. Also tu nicht so, als ob ich keine Ahnung hätte.“

      „Das war nicht meine Absicht. Aber Camembert stinkt eigentlich kaum.“

      „Du Klugscheisser, du hast keine Ahnung. Der Käse von Camembert stinkt voll.“

      „Also wenn er stinkt ist er überreif und nicht mehr gut. Solange er nur riecht, ist er gut bekömmlich. Gib doch zu, dass du neu auf dem Gebiet bist. Das ist doch keine Schande.“

      „Du kannst mich mal, ich bin nicht neu.“

      „Ach ja? Schön. Hast du schon mal den Käse von Zehe probiert? Der stinkt ganz besonders. Den empfehle ich dir von Herzen. Allerdings weiß ich nicht, ob er dir schmecken wird.“

      „Den kenn ich auch schon und der war voll lecker.“

      „Tatsächlich? Du hast Zehenkäse gegessen?“

      „Ja.“

      „Glückwunsch. War der auch von deinem Freund?“

      „Natürlich, von wem denn sonst.“

      Gourmet-Gespräch 2

      „Das Restaurant ist top. Ich hatte da mal Käsespätzle. Und einmal ein Putenschnitzel. Das war echt gut.“

      „Also Jägerschnitzel würde ich nicht nehmen. Ich find’s unnötig, Tiere zu jagen.“

      „Dann nimm doch eines nach Wiener Art. Aber was soll das bringen? Schnitzel ist Schnitzel.“

      „Weil die Jäger die Tiere tot schießen. Das finde ich scheiße. Ein normales Schnitzel mit Pommes schmeckt genauso gut.“

      „Das Jägerschnitzel ist ja nicht von Jägern, das nennt man einfach so wegen der Zubereitung. Oder glaubst du, dass ein Zigeunerschnitzel von Zigeunern geliefert wird?“

      „Was sonst,