Heinz Duthel

MEIN FREUND VOLTAIRE –


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haben, ist dies, dass die in ganz Europa verbreiteten Feinde der Philosophie jetzt sagen können Die Philosophen können nicht in Frieden miteinander leben. Da gibt es einen König, der nicht an Jesus Christus glaubt. Er ruft an seinem Hof einen Mann, der auch nicht an ihn glaubt, und er behandelt diesen Mann schlecht. Es gibt also keine Humanität bei den sogenannten Philosophen. Und Gott bestraft die einen durch die andern.

      In seinen Memoiren wird sich Voltaire über den Preußenkönig mokieren.

      Berlin vergrößerte sich. Man begann dort die Annehmlichkeiten des Lebens kennenzulernen. Einige Leute besaßen Möbel, und die meisten trugen sogar Hemden. Die Dinge änderten sich zusehends. Sparta war Athen. Wenn Seine Majestät gekleidet war und die Stiefel angezogen hatte, widmete dieser Stoiker einige Augenblicke den Jüngern Epikur. Er ließ zwei oder drei Günstlinge kommen und nahm mit ihnen den Kaffee. Derjenige, dem er sein Taschentuch zu warf, blieb ein kleines Viertelstündchen. Mit ihm allein waren diese Schuljungen Vergnügungen beendet. So kamen die Staatsgeschäfte an die Reihe. Sein Premierminister kam mit einem dicken Akten Bündel unter dem Arm über eine geheime Treppe.

      Mit 59 Jahren findet der heimatlose Voltaire eine Bleibe am Genfer See.

      Hier kann er verwirklichen, was er bereits in seinem berühmtesten Werk Candide hat anklingen lassen.

      Wir müssen daran gehen, unsere Gärten zu bestellen.

      An Voltaires Seite eine neue Frau, Freundin oder Geliebte, jedenfalls seine Nichte, auf die er nach dem Tod der geliebten Schwester sämtliche Zuneigung und Anhänglichkeit übertragen hat.

      Ich habe mich zum Maurer, Zimmermann und Gärtner entwickelt. Madame Demi und ich sind dabei, für unsere Freunde und unsere Hühner Behausungen zu schaffen. Wir pflanzen Orangen, Bäume und Zwiebeln, Tulpen und Karotten.

      Seine Natur Liebe ist allerdings völlig frei von der naiven und romantischen Schwärmerei eines Rousseau, dessen Verteufelung aller zivilisatorischen Errungenschaften tritt Voltaire mit der ihm eigenen Ironie entgegen.

      Ich habe mein neues Buch gegen die menschliche Gattung erhalten und danke dafür.

      Niemand hat es mit mehr Geist unternommen, uns zu Tieren zu machen, als Sie es lesen. Ihres Buches erweckt in einem das Bedürfnis, auf allen vieren herumzulaufen. Da ich jedoch vor einigen sechzig Jahren diese Beschäftigung aufgegeben habe, fühle ich mich unglücklicherweise nicht in der Lage, sie wieder aufzunehmen, obwohl er diesen toll gewordenen Hund nicht länger als Philosophen bezeichnen möchte.

      Tritt Voltaire vehement für Rousseau ein, als die Schweizer Behörden dessen Buch verbrennen lassen, getreu dem eigenen Anspruch?

      Ich kann keinem Ihrer Worte zustimmen, werde aber bis an mein Ende ihr Recht, diese auszusprechen, verteidigen.

      Verfolgung, Missachtung und Schmähung der eigenen Person gehören für Wolter zum Alltag. Nur seine angeborene Heiterkeit und die sich trotz aller Gebrechen mit dem Alter noch steigernde Arbeitslast hätten ihn davor bewahrt, vor Verzweiflung zu sterben.

      In diesem Stand, der keinen Rang hat, muss man Demütigungen einstecken. Vonseiten derer, die etwas haben und etwas sind, wird ein Opfer des Neides derer, die nichts haben und nichts sind, um mich für diese üblen Begleiterscheinungen der Schriftstellerei schadlos zu halten. Da habe ich mir viel Geld und Gut erworben.

      Ruhe und Freiheit, Geld und gut, das aber stets auch anderen zugute kommt. Anfangs sind es die Schauspieler, denen er die Erträge seiner Stücke überlässt. Und immer hilft er Bedürftigen.

      Den Bauern, die seine Ländereien bestellen, fühlt er sich besonders verbunden, und seine finanziellen Mittel erlauben es ihm, juristischen Beistand zu bezahlen. Wenn Menschen ungerecht behandelt werden wie jener protestantische Kohlhaas, der im katholischen Toulouse angeklagt wird, seinen Sohn ermordet zu haben, weil dieser zum Katholizismus übertreten wollte.

      Zwar kann Voltaire das Leben des Unschuldigen nicht retten, aber doch durchsetzen, dass das Urteil revidiert und der Familie eine Entschädigung gezahlt wird.

      Nun ist es vorbei mit dem Lustig sein. Hier ist Callas geredet worden. Nicht weit davon erstickt ein Leutnant an einem Knebel im Mund, und zwei Wochen später werden zwei junge Menschen zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt, um einiger Streiche willen, für die ein paar Monate Gefängnis Sühne genug gewesen wären, sind wir noch das Land der Philosophie und der freundlichen Sitten.

      Wir sind das Land der Bartholomäus.

      Im Februar 1778 mit 83 Jahren und 83 Krankheiten und nach 27 jähriger Abwesenheit von seiner Heimatstadt besteigt, wollte er seine Kutsche, um nach Paris zu fahren. Er möchte bei der Premiere seines Stückes anwesend sein. Niemand hält ihn auf. Die Bürger von Paris bereiten ihm einen triumphalen Empfang. Sie feiern ihn wie einen König. Er scheint aufzublühen. Doch bald ist er so krank, dass er sich nicht mal mehr zum Arzt schleppen kann.

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