Denise Devillard

Die Magier von Stonehenge


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er sich etwas seitlich nach unten, um zu sehen, wer da gekommen war. „Hey Matt! Was treibst du denn auf dem Dach?“, schallte es von unten herauf. Matthew erkannte Buck’s Wagen und rief: „Hey Buck! Ich muss das Dach reparieren, das der Sturm beschädigt hat!“ Er lehnte sich wieder zurück, um im Gleichgewicht zu bleiben. „Was treibt dich denn zu mir heraus?“ „Ich wollte dich fragen, ob du mitfährst zum Markt. Ich muss dort etwas abliefern“, hörte er Buck sagen. „Wie du siehst, kann ich jetzt gerade nicht weg, ich muss das Dach reparieren, bevor es wieder zu regnen anfängt“, erwiderte Matthew. Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und wollte gerade den nächsten Dachziegel anbringen, als dieser ihm aus der Hand rutschte und über die Dachschräge nach unten schlitterte. In einer unbewussten Blitzreaktion streckte er die Hand danach aus und schleuderte den Dachziegel weiter nach links. Damit verhinderte er, dass der Ziegel seinen Freund treffen konnte. Er hatte den Ziegel nicht berührt und dennoch weggeschleudert. Matthew war wie erstarrt, als ihm bewusstwurde, was er gerade getan hatte. Er hatte keinen Schimmer, wie er das bewerkstelligt hatte. Buck zuckte im selben Moment zusammen, als der Ziegel gut zwei Meter neben ihm, auf dem Boden aufschlug. „Ey, Matt, was treibst du denn da oben? Willst du mich umbringen?!“, rief er ihm erschrocken zu. Matthew war jedoch genauso erschrocken wie er, und starrte wie paralysiert ins Leere. „Matt?! Alles ok da oben?!“, hörte er Buck rufen. Das löste ihn aus seiner Erstarrung, und er rief etwas zögerlich zurück: „Sorry Buck, …das war wirklich nicht meine Absicht! Ein, ...ein Ziegel ist mir aus der Hand gerutscht! Es tut mir wirklich sehr leid. Ist dir auch nichts passiert?!“ Buck reckte den Kopf gen Dach und rief: „Nein, Gott sei Dank nicht, aber pass das nächste Mal besser auf, ok?! Also ich fahr dann mal los! Bis dann Matt!“ „Ok gut. Bis dann Buck!“, rief er ihm noch nach. Er sah dann noch, wie Bucks Wagen aus der Einfahrt hinausfuhr.

      Jetzt saß er wie betäubt auf dem Dach und hatte keine Erklärung dafür, wie das alles hatte geschehen können. Er legte sein Werkzeug beiseite und betrachtete lange seine Hände, als könnte er erkennen, was der Grund dafür war. Seine großen Hände waren sehr kräftig und gezeichnet von der harten Arbeit auf der Farm. Doch viel mehr war daran nicht Erklärbares zu erkennen, was er da gerade getan hatte. Da fiel ihm wieder diese unheimliche Nacht ein, von der er im Nachhinein gedacht hatte, dass alles nur ein Traum gewesen sein musste. „Also doch kein Traum“, murmelte er leise vor sich hin. Und langsam wurde ihm immer mehr bewusst, dass all das nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Kein normaler Mensch hatte solche Kräfte. Zumindest keiner, von dem er je gehört hatte. Er schüttelte heftig den Kopf und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu, um fertig zu werden, mit dem Dach. Er wollte sich nicht verrückt machen lassen von diesen seltsamen Geschehnissen.

      Als er mit dem Dach fertig war, stieg er die Leiter wieder hinunter, seilte den Werkzeugkorb ab und stellte alle Kleingeräte wieder an ihren Platz im Schuppen. Und als er zurückkam und vor dem Haus stand, sah er lange auf den Ziegel hinab, der da zerbrochen auf der Erde lag. Er hob die Teile auf und betrachtete sie, als würde er an ihnen eine Erklärung finden können. Wie hatte er das nur gemacht? Wie konnte er den Ziegel wegschleudern, wo er doch schon so weit von ihm entfernt gewesen war?

      Er hatte keine Antwort darauf. Kopfschüttelnd warf er die Stücke auf den kleinen Steinhaufen, der etwas seitwärts des Eingangs lag und ging alsdann zurück in sein Haus. Da fiel ihm ein, dass er schon seit drei Tagen nicht mehr in seinen Briefkasten gesehen hatte. Aufgrund der Ereignisse der letzten Tage hatte er gar nicht mehr daran gedacht. Als er sich auf den Weg zum Briefkasten machte, der am Ende der Straße stand, flog ein großer Rabe genau vor seine Füße und zeterte laut umher. Matthew war etwas überrascht, denn normalerweise suchten die Vögel sofort das Weite, wenn man sich ihnen näherte. Doch dieser schlug wie wild mit seinen Flügeln und kreischte laut vor sich her, als wollte er Matthew etwas sagen. „Na, du bist mir ja ein seltsamer Kauz“, lachte Matthew. Er verscheuchte den Vogel, indem er laut in die Hände klatschte, bis dieser aufgeschreckt davonflog.

      Er ging ein paar Meter weiter, als er dann endlich am Briefkasten ankam und ihn öffnete. Er nahm die Post heraus und unter den üblichen Rechnungen und Werbesendungen entdeckte er einen Brief, der seine Aufmerksamkeit erregte.

      In krakeliger verschnörkelter Handschrift, war darauf sein Name und die dazu gehörige Adresse, zu lesen. Auf der Rückseite stand kein Absender. Neugierig öffnete er den Umschlag, um zu sehen, wer ihm denn einen solchen Brief schickte. Matthew nahm eine matt glänzende weiße Karte aus dem Umschlag, auf der in goldener Schrift zu lesen war:

      **Einladung zum Weihnachtsball** Sir Raven de Clare 8. Earl of Pembroke, gibt sich die Ehre, Matthew Smith zum alljährlichen Weihnachtsball in Cardiff Castle am 21.Dezember um 19:00 Uhr einzuladen.

      Matthew konnte gar nicht glauben, was er da las. Wer zum Teufel war der Earl of Pembroke? Und was hatte er mit ihm zu tun? Er wusste ja noch nicht einmal, wo dieses Cardiff Castle zu finden war. Ob es sich wohl um eine Verwechslung handelte? Ja, so musste es wohl sein, denn er konnte sich sonst mit keinem Wort erklären, wie er in zu dieser Ehre gekommen war. Er steckte den Umschlag in seine Hosentasche, und machte sich auf den Rückweg. Da fiel ihm der seltsame Rabe wieder ein, der vorhin ein solches Gezeter veranstaltet hatte. Da keimte in ihm ein sonderbarer Gedanke auf. Er zog den Umschlag aus seiner Hosentasche und las noch einmal: Sir Raven de Clare.

      Das waren wirklich merkwürdige Zufälle, zuerst der aufgeregte Rabe und dann die Karte mit demselben Namen wie der Vogel. Langsam kam Matthew der Verdacht, dass all das keine Zufälle mehr waren. Als würde ihm jemand etwas sagen oder einen Weg weisen wollen. Dazu kamen noch die zwei Vorfälle mit dem Buch und dem Ziegel, die unbestritten keine Zufälle sein konnten. Irgendetwas hatte sich verändert. Er hatte sich verändert. Dennoch hatte er keine Antworten auf all die Fragen, die in seinem Kopf kreisten.

      Matthew ging in das Haus zurück, und legte den Umschlag mit der Einladung auf das kleine Tischchen im Wohnzimmer. Er wollte sich vorerst nicht mehr damit beschäftigen. Er bereitete sein Abendmahl und machte es sich anschließend auf der Couch im Wohnzimmer vor dem Fernsehgerät gemütlich. Der Tag hatte genug an Aufregungen in sich gehabt und so wollte er nur noch seine Ruhe haben und sich entspannen, bevor er etwa drei Stunden später, früh zu Bett ging und mit tiefen ruhigen Atemzügen einschlief.

      Am nächsten Morgen weckten ihn die Regentropfen, die an die Scheibe trommelten. Missmutig stieg er aus dem Bett und zog sich an. Er ging in die Küche, setzte Wasser für den Kaffee auf, ging dann ins Wohnzimmer und holte den Umschlag mit der Einladung. Es ließ ihm keine Ruhe mehr. Er wollte endlich wissen, was es damit auf sich hatte.

      Der ganze Spuk musste endlich ein Ende haben. Der Wasserkessel pfiff und rief ihn in die Küche. Er goss das heiße Wasser über den Kaffee und setzte sich dann mit der Tasse an den Tisch. Er zog die Karte aus dem Umschlag und las immer wieder, was darauf stand: Cardiff Castle. Wo war das? Matthew beschloss, nach der Stallarbeit danach zu suchen. Er trank den Kaffee aus und ging dann aus dem Haus, um seine Tiere zu versorgen. Als er zurückkam, setzte er sich an seinen Computer im Wohnzimmer. Wenn es dieses Schloss gab, dann musste es auch da irgendwo zu finden sein. Vielleicht erfuhr er so auch etwas über dessen Besitzer.

      Er gab den Namen bei Google ein, und staunte nicht schlecht, als er sah, wie groß es war und dass es in England lag. Allerdings fand er nichts über den Schlossherren heraus. Matthew überlegte, was er denn nun tun sollte. Zumindest wusste er nun, wo dieses Schloss zu finden war, aber viel mehr auch nicht. Er konnte nicht einfach dort anrufen und nachfragen, denn es gab keine Telefonnummer. Ob es eine gute Idee war, im Ausland nach einem Schloss zu suchen nur wegen einer Einladung, die vielleicht gar nicht ihm galt, war er sich gar nicht sicher. Eine wirklich verrückte Idee. Er kannte dort ja auch niemanden und wenn diese Leute dort nicht ihn, sondern jemand völlig anderen eingeladen hatten, konnte er nur wieder nach Hause fahren. Er musste ja auch irgendwo dort übernachten können. Matthew überlegte lange, was er nun tun sollte. Aber der Trieb in ihm nach Antworten war inzwischen so stark, dass er beschloss, es zu wagen. Er musste einfach herausfinden, was dahintersteckte hinter all den merkwürdigen Ereignissen. Vielleicht war das ja auch ein Wink des Schicksals, dem er einfach nur folgen musste.

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