Geshe Kelsang Gyatso

Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe


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      Ehrwürdiger Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche (eingefügt auf Bitten von vertrauensvollen Schülern)

      Danksagung

      Dieses Buch Acht Schritte zum Glück ist ein ausführlicher und praktischer Kommentar zu dem hochgeschätzten Gedicht des Mahayana Buddhismus Acht Verse der Geistesschulung, das von Bodhisattva Langri Tangpa (1054-1123 n. Chr.) verfasst wurde. Das Gedicht legt die essenziellen Methoden dar, mit denen wir allumfassende Liebe und Mitgefühl entwickeln, und dies in einer Weise, die Generationen von Übenden nahezu tausend Jahre lang inspiriert hat.

      Das Buch beruht auf den Mitschriften zweier Reihen münd­licher Unterweisungen, die der Autor am Manjushri Kadampa Meditationszentrum gegeben hat. Die Mitschriften wurden vom Autor sorgfältig überprüft und während intensiver redak­tioneller Retreats in den Jahren 1998 und 1999 substanziell erweitert.

      Wir danken dem Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche für seine große Güte, diesen Kommentar vorbereitet zu haben, der die volle Bedeutung dieses berühmten Textes zum Wohle aller in der ganzen Welt zum Leben erweckt. Die Kraft und Klarheit des Kommentars zeigen deutlich, dass der Autor über ein Thema schreibt, das er selbst vollkommen verwirklicht hat.

      Wir möchten außerdem all jenen langjährigen Dharma Schülern danken, die dem Autor bei der Herausgabe dieses Buches geholfen und das endgültige Manuskript für die Veröffentlichung vorbereitet haben.

      Roy Tyson

      Administrative Director

      Manjushri Kadampa Meditation Centre

      August 1999

04_Buddha_Shakyamuni

      Buddha Shakyamuni

      Einleitung

      Jeder, ob religiös oder nichtreligiös, sucht die ganze Zeit nach Glück und möchte dauerhaft frei von Problemen und Leiden sein. Diese Wünsche können wir erfüllen, indem wir die Anleitungen, die in diesem Buch gegeben werden, verstehen und umsetzen.

      Dieses Buch beruht auf dem berühmten Text Acht Verse der Geistesschulung (Lojong Tsig Gyema auf Tibetisch), die von Bodhisattva Langri Tangpa verfasst wurden, einem buddhistischen Meister aus dem Tibet des elften Jahrhunderts. Obwohl dieser bemerkenswerte Text nur acht Vierzeiler umfasst, enthüllt er den Kern des buddhistischen Pfades zur Erleuchtung, indem er aufzeigt, wie wir unseren Geist von seinem gegenwärtig verwirrten und egozentrischen Zustand in die vollkommene Weisheit und das vollkommene Mitgefühl eines erleuchteten Buddha umwandeln können.

      Jedes Lebewesen hat das Potenzial ein Buddha zu werden, jemand, der seinen oder ihren Geist von allen Fehlern und Beschränkungen vollkommen gereinigt und alle guten Eigenschaften zur Vollendung gebracht hat. Unser Geist gleicht einem bewölkten Himmel, der in seiner Essenz klar und rein, aber von den Wolken der Verblendungen bedeckt ist. So wie sich die dichtesten Wolken schließlich auflösen, so können sogar die schlimmsten Verblendungen aus unserem Geist entfernt werden. Verblendungen wie Hass, Gier und Unwissenheit sind kein innewohnender Bestandteil des Geistes. Wenden wir die geeigneten Methoden an, so können wir sie vollkommen beseitigen und wir werden das höchste Glück der vollen Erleuchtung erleben.

      Jeder möchte glücklich sein und niemand möchte leiden, doch nur sehr Wenige verstehen, was die wirkliche Ursache von Glück und was die wirkliche Ursache von Leiden ist. Wir neigen dazu, das Glück außerhalb von uns zu suchen und denken, dass wir wahrhaft glücklich wären, wenn wir nur das richtige Haus, das richtige Auto, den richtigen Beruf und die richtigen Freunde hätten, die wir mögen. Wir verbringen fast unsere ganze Zeit damit, zu versuchen die äußere Welt so zurechtzubiegen, dass sie unseren Wünschen entspricht. Unser ganzes Leben lang haben wir versucht, uns mit Menschen und Dingen zu umgeben, die uns ein angenehmes, sicheres oder aufregendes Gefühl geben, und doch haben wir kein reines und anhaltendes Glück gefunden. Selbst wenn es uns gelingt, unsere Wünsche zu erfüllen, so dauert es nicht lange, bis sich unsere Wünsche erneut ändern und wir etwas anderes begehren. Es mag sein, dass wir unser Traumhaus finden, doch ein paar Monate später haben wir das Gefühl, wir bräuchten eine größere Küche, ein weiteres Schlafzimmer oder einen größeren Garten, und wir spielen mit dem Gedanken umzuziehen. Vielleicht treffen wir auch den «perfekten» Partner, verlieben uns und ziehen zusammen. Anfangs scheint unser Partner der wunderbarste Mensch auf Erden zu sein, aber schon bald sehen wir Fehler in ihm oder ihr. Wir stellen fest, dass wir nicht mehr verliebt sind und bald schauen wir uns nach jemand anderem um, der unsere Wünsche erfüllt.

      Zu allen Zeiten waren Menschen bestrebt, ihre äußeren Umstände zu verbessern, doch trotz all unserer Anstren­gungen sind wir nicht glücklicher geworden. Wenn man die materielle Entwicklung betrachtet, dann trifft es zu, dass viele Länder Fortschritte machen. Die Technik entwickelt sich ständig weiter und das Wissen über die Welt hat drastisch zugenommen. Wir wissen so vieles, was wir vorher nicht wussten, und können vieles tun, wovon wir nicht einmal geträumt haben. Vordergründig scheint es so, als würde sich unsere Welt verbessern. Doch wenn wir genauer hinschauen, dann stellen wir fest, dass es heute viele Probleme gibt, die es früher nicht gab. Furchtbare Waffen wurden erfunden, unsere Umwelt wird vergiftet und neue Krankheiten treten auf. Sogar einfache Freuden wie essen oder sonnenbaden werden immer gefährlicher.

      Das ungehemmte Streben nach dem Glück aus äußeren Quellen hat zur Folge, dass unser Planet zerstört und unser Leben komplizierter und unzufriedener wird. Es ist an der Zeit, dass wir Glück aus einer anderen Quelle suchen. Glück ist ein Teil des Geistes, der inneren Frieden, oder geistigen Frieden, erlebt. Deshalb muss die wirkliche Quelle des Glücks innerhalb des Geistes liegen, nicht in äußeren Bedingungen. Ist unser Geist rein und friedvoll, dann werden wir glücklich sein, ungeachtet unserer äußeren Umstände. Ist er jedoch nicht rein und friedvoll, so werden wir nie glücklich sein, ganz gleich wie sehr wir auch versuchen, unsere äußeren Umstände zu ändern. Wir könnten unseren Wohnort oder unseren Partner unzählige Male ändern, doch werden wir nie wirkliches Glück finden, solange wir nicht unseren ruhelosen, unzufriedenen Geist ändern.

      Müssen wir über raues und dorniges Gelände laufen, dann könnten wir unsere Füße schützen, indem wir den ganzen Boden mit Leder bedecken, doch das wäre ziemlich unpraktisch.