der Auswertungen dieser ersten Pilotstudie wurde das Instrument in der Version 2.0 auf 29 Items gekürzt und die Skalenbildung teilweise leicht modifiziert. So wurde z.B. die Frage nach Suizidalität von 88,6 % der Patienten mit der Diagnose einer depressiven Störung mit „trifft gar nicht zu“ bzw. „trifft kaum zu“ beantwortet. Da dieses Item jedoch in klinischer Hinsicht als zu wichtig erachtet wurde, um darauf zu verzichten, fand es Eingang bei den Zusatzitems. Inzwischen wurde die ISR-Version 2.0 auf der Grundlage einer Gegenüberstellung einer größeren klinischen Stichprobe (N = 12.265) aus 18 Kliniken mit einer Repräsentativstichprobe der Erwachsenen der Bundesrepublik Deutschland (N = 2.512) normiert sowie im Rahmen der ambulanten Versorgung eingesetzt.
2. Darstellung und Auswertung des ISR
In diesem Kapitel erfolgt eine Darstellung des ISR. Dazu werden die Items der einzelnen ISR-Subskalen sowie die Skalierung der Antwortmöglichkeiten vorgestellt. Danach wird die Berechnung der ISR-Skalen erläutert. Die Zusatzitems stellen dabei einen Sonderfall dar. Da sie keinem einheitlichen Konstrukt entsprechen und entweder relativ syndromübergreifende Items beinhalten, d.h. Symptome erfragen, die nicht spezifisch für ein Einzelsyndrom sind, oder eher syndromspezifische Items, die sozusagen im Sinne von Screeningfragen erste Hinweise auf weitere Syndrome liefern, die vertieft exploriert werden sollten. Die Zuordnung dieser Items erfolgt jeweils über die hinzugefügten und in den Klammern angegebenen ICD-10 F-Diagnosen.
2.1 Itemdarstellung und Skalenzuordnung
Die Einzelitems des ISR werden wie folgt sequentiell dargeboten. Wegen der geplanten Verwendung der ISR-Resultate als Grundlage für eine anschließende, optionale, strukturierte ICD-Diagnostik, werden alle Items einer Skala gemeinsam dargeboten, anstatt diese in einer zufälligen Reihenfolge anzuordnen. Im Folgenden wird auch die Skalenzuordnung durch Hinzufügung der Skalenbezeichnungen vor den dazugehörigen ISR-Items verdeutlicht. Diese Skalenbezeichnungen und damit auch -zuordnungen finden selbstverständlich im eigentlichen Fragebogen keine Erwähnung.
Depressives Syndrom – 4 Items:
(Depressionsitem 01) Meine Stimmung ist gedrückt/niedergeschlagen.
(Depressionsitems 02) An Dingen, die ich normalerweise gern mache, habe ich keine richtige Freude mehr.
(Depressionsitem 03) Ich habe nicht genug Energie, wenn ich etwas tun will und werde schnell müde.
(Depressionsitem 04) Ich fühle mich wertlos/traue mir nichts zu.
Angstsyndrom – 4 Items:
(Angstitem 01) Ich bekomme unerklärliche Angstattacken oder Angst in Situationen, die anderen Menschen harmlos erscheinen.
(Angstitem 02) In starken Angstsituationen habe ich plötzlich auftretende körperliche Beschwerden, z.B. Herzklopfen/-rasen, Atemnot, Schwindel, Druck auf der Brust, Kloß im Hals, Zittern oder innere Unruhe bzw. Anspannung.
(Angstitem 03) Ich versuche bestimmte Situationen, die mir Angst machen, zu vermeiden.
(Angstitem 04) Schon die Vorstellung, dass ich wieder eine Angstattacke erleiden könnte, macht mir Angst.
Zwangssyndrom – 3 Items:
(Zwangsitem 01) Ich leide unter meinen ständig wiederkehrenden, sinnlosen Gedanken oder Handlungen, gegen die ich mich aber nicht wehren kann (z.B. Hände waschen).
(Zwangsitem 02) Ich leiste Widerstand gegen immer wiederkehrende, unsinnige Gedanken oder Handlungen, auch wenn mir das nicht immer gelingt.
(Zwangsitem 03) Ich leide unter quälenden, sinnlosen Gedanken oder Handlungen, die mein normales Leben beeinträchtigen.
Somatoformes Syndrom – 3 Items:
(Somatoformitem 01) Ich habe das Bedürfnis, wegen unerklärlicher körperlicher Beschwerden zum Arzt zu gehen.
(Somatoformitem 02) Ich leide unter der ständigen quälenden Sorge, körperlich krank zu sein.
(Somatoformitem 03) Verschiedene Ärzte versichern mir, dass ich keine ernsthafte körperliche Erkrankung habe, doch es fällt mir schwer, ihnen zu glauben.
Essstörungssyndrom – 3 Items:
(Essstörungsitem 01) Ich kontrolliere mein Gewicht durch kalorienarmes Essen oder
Erbrechen oder Medikamente (z.B. Abführmittel) oder ausgedehnten Sport.
(Essstörungsitem 02) Viele meiner Gedanken kreisen um das Essen und ich habe ständig Angst, Gewicht zuzunehmen.
(Essstörungsitem 03) Ich beschäftige mich viel damit, wie ich Gewicht abnehmen kann.
Zusatzitems – 12 Items:
(Zusatzitem 01- Hinweise auf Depression, kognitive Beeinträchtigungen (ICD-10 F0) u.v.m. )
Ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren.
(Zusatzitem 02 – Hinweise auf Depression ) Ich denke darüber nach, mich umzubringen.
(Zusatzitem 03 – Hinweise auf Depression und nicht organische Schlafstörungen (ICD10 F51) Ich habe Schlafprobleme.
(Zusatzitem 04 – Hinweise auf Depression u.v.m.) Ich habe einen schlechten Appetit.
(Zusatzitem 05 – Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungen (ICD-10 F0 sowie Stress) Ich bin vergesslich.
(Zusatzitem 06 – Hinweise auf ICD-10 F43.1) Ich leide unter immer wiederkehrenden Träumen oder Erinnerungen an schreckliche Erlebnisse.
(Zusatzitem 07 – Hinweise auf ICD-10 F43.2) Ich habe psychische Probleme aufgrund schwerer Alltagsbelastungen (z.B. Verlust der Arbeitsstelle, Trennung vom Partner oder eine schwere Erkrankung).
(Zusatzitem 08 – Hinweise auf ICD-10 F48.1) Meine Gefühle und Erfahrungen empfinde ich auf einmal nicht mehr als meine eigenen.
(Zusatzitem 09 – Hinweise auf ICD-10 F48.1) Die Menschen und meine Umgebung erscheinen mir auf einmal unwirklich, fern, leblos.
(Zusatzitem 10 – Hinweise auf ICD-10 F52) Ich fühle mich in der Ausübung meiner Sexualität beeinträchtigt.
(Zusatzitem 11 – Hinweise auf ICD-10 F62) Ich habe mich in den letzten Jahren nach einer extremen Belastung (z.B. Schädel-Hirn-Verletzung, Kriegserlebnisse oder Missbrauch) dauerhaft verändert.
(Zusatzitem 12 – Hinweise auf ICD-10 F65/F66) Meine sexuellen Vorlieben sind eine Belastung für mich.
2.2 Skalierung der Antwortmöglichkeiten
Die mit dem ISR erfassten Symptome (Items) werden nicht, wie im ICD-10, binär (vorhanden bzw. nicht vorhanden) bewertet, sondern nach Schweregrad eingeschätzt: (0 = trifft nicht zu/ 1 = trifft kaum zu/ 2 = trifft ziemlich zu/ 3 = trifft deutlich zu/ 4 = trifft extrem zu).
2.3 Skalenberechnung
Zur Bildung der Skalenwerte der Einzelskalen werden die Einzelscores (s. Skalierung der Antwortmöglichkeiten in Gliederungspunkt 2.2.) von jedem Item einer Skala zuerst aufaddiert. Dieser Summenscore wird anschließend durch die Anzahl der für diese Skala beantworteten Items geteilt, sodass man für jede Skala einen Mittelwert der Items erhält.
Der Gesamtscore wird gebildet, indem die Skalenwerte (= Mittelwerte jeder Skala) wieder zu einem Summenscore zusammengezählt werden, um dann diesen Summenscore durch die Anzahl der Skalen zu teilen. Zur Bildung des Gesamtscores wird auch ein Mittelwert der Zusatzfragen berechnet. Wegen des großen Umfangs der Zusatzfragen und des bereits erläuterten Stellenwerts der psychischen Komorbidität wird diese bei der Berechnung des Gesamtscores doppelt gewichtet, während alle anderen Skalen mit dem Faktor 1