July Johnson

Die Tote aus der Tiefgarage


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      „Oh Oh, ich entnehme deiner Miene nichts Gutes. Ich schätze, ihr habt nicht Weiteres in Erfahrung bringen können da unten?“

      „Nein, haben wir nicht“ erwiderte Richard. „Dennoch würde mich jetzt interessieren, was du mit deiner Äußerung von vorhin meintest.“

      „Ja, das erzähle ich dir später. Wir wollten doch ohnehin Frühstücken gehen. Und wenn du jetzt dann eh Zeit hast….“

      „Ok, dann in Gottes Namen gehen wir jetzt sofort frühstücken“ sagte Richard ein wenig barsch und hielt Eva die Autotür auf. Obgleich er sich nach all den Jahren nun schon langsam dran gewöhnt haben sollte, fuchste es ihn dennoch immer wieder, wenn sie etwas wusste und damit erst einmal hinter dem Berg hielt. Das Geduld nicht unbedingt eine seiner Tugenden war, war allgemein hin bekannt und es nahm sich schon lange niemand mehr seine Ungeduld zu Herzen.

      „Wir werden ohnehin noch ein wenig warten müssen, bis zumindest die vorläufigen Untersuchungsergebnisse des Gerichtsmediziners fertig sind. Also warum nicht derweil was essen?“ sagte Richard mehr zu sich selbst als er die Autotür schloss.

      „Entspann dich mein Lieber, du wirst sehen, auch hier wird sich über kurz oder lang alles aufklären und zum Guten wenden“ sagte Eva während sie ihn mit einem zuckersüßen Lächeln anschaute.

      So fuhren sie durch die nassen Straßen, auf der Suche nach einer Möglichkeit, ein ausgiebiges Frühstück zu sich nehmen zu können. „Wo willst du überhaupt hin zum Frühstücken?“ fragte Richard schon etwas versöhnter. So genau wusste Eva das jedoch auch noch nicht. Ursprünglich hatte sie ja vorgehabt, mit Richard nach Hengersberg zum frühstücken zu fahren aber das war jetzt irgendwie nicht so ganz praktisch. Es war jetzt kurz nach neun Uhr morgens was die Auswahl der Lokale, in denen sie ein gutes Frühstück hätten genießen können, erheblich einschränkte. So entschieden sich die beiden denn schließlich nach einer Weile dafür, ihren Hunger in einem kleinen Bäckereicafé zu befriedigen, wo sie zwar keine allzu große Auswahl wohl aber einen guten Kaffee vorfanden und wahrlich ihre Ruhe zum reden hatten. Diese kleine Bäckerei in einer noch kleineren Gasse der Altstadt war hübsch abseits gelegen, sodass außer ein paar Büroangestellten, die sich ihren Kaffee und ein paar Gebäckstücke holten, kein großer Kundenverkehr herrschte und die beiden ihre Ruhe hatten und ziemlich für sich alleine waren. Nachdem die nette Verkäuferin ihnen neben den wenigen Kunden ihr Frühstück bereitet und auch den Kaffee gebracht hatte, begann Richard das Gespräch:

      „So, jetzt mal raus mit der Sprache, du weißt doch schon wieder irgendetwas, das du mir noch nicht gesagt hast.“

      Eva biss gerade genussvoll in ihre Semmel und nahm zum runter spülen einen großen Schluck des lecker starken Kaffees und schaute ihrem gegenüber tief in die Augen. „Weißt du, mein Lieber, ich bin zwar nicht bei der Polizei aber bei der Presse und auch ich habe so die eine oder andere Quelle, die nicht genannt werden möchte. Nein, aber im Ernst, da ist wirklich etwas, das mich beschäftigt, seit ich vorhin die Leiche gesehen habe und ich bin mir sicher, dass es eigentlich was mit mir und meinen Recherchen zu tun hat“

      Richard schaute sie unwissend an, was sie ihm verzieh, da er wirklich noch nichts von ihrem neuesten Artikel und den dafür erforderlichen Recherchen wusste. Also klärte Eva den Unwissenden erst einmal auf. Über ihren Artikel, den sie schreiben musste und auch darüber dass sich dieser enorm verzögert hatte, dank ihrer Grippe. So berichtete sie Richard auch davon, dass sie den Abgabetermin für den Artikel verschoben hatte und sich die letzten Tage auf die Suche nach Informanten für ihren Artikel gemacht und sich schließlich am vorangegangenen Tag mit eben jener Prostituierten getroffen hatte. Sie verschwieg ihrem Gegenüber auch nicht, dass das gesamte Treffen irgendwie merkwürdig war und dass die Leiche von heute Früh sie eben aufgrund des auffälligen Nagellacks an ihre Gesprächspartnerin von gestern erinnert hatte. Zudem könnten auch Größe und Gewicht des Opfers mit dem der Prostituierten von gestern übereinstimmen. Aber sicher war sich Eva da nicht, auch damit hielt die Journalisten ihrem guten Freund gegenüber nicht hinter dem Berg.

      Richard schaute sie mit festem Blick an, sagte jedoch kein Wort, bis Eva ihre Ausführungen beendet hatte.

      „Mmh“, sagte er schließlich, „so ist es natürlich schwer zu sagen, ob es sich bei deiner Prostituierten von gestern und unserem Opfer von heute um ein und dieselbe Person handelt“

      „Ja, das kann ich dir eben auch nicht mit Gewissheit sagen“

      Betretenes Schweigen herrschte und da Eva bemerkte, dass Richard mit seinen Gedanken bei dem Fall war, ließ sie ihn überlegen und widmete sich ihren eigenen Gedanken. Zwar hatte sich die besagte Prostituierte bei ihr mit dem Namen Ricarda vorgestellt, doch ob das wirklich ihr richtiger Name war, das bezweifelte Eva. Auch wäre es mit Sicherheit möglich gewesen, sich in der Umgebung des Straßenstrichs rund um den Hauptbahnhof umzuhören, doch da es diesen ganzen Strich offiziell gar nicht gab, war auch hier vermutlich nicht viel zu erfahren. Sehr zu Evas Leidwesen hat sie bei dem Gespräch mit der Prostituierten auch nicht erfahren können, wer denn der Zuhälter war.

      „Weißt du“ unterbrach sie plötzlich die Gedanken von Richard, „ich habe mich ja unter anderem mit eben jener Prostituierten getroffen und auch mit einem Drogenabhängigen. Zwar habe ich nicht erfahren, wie der Dealer wirklich heißt, doch muss ich für meinen Teil davon ausgehen, dass es sich bei unserem Dealer und bei dem Zuhälter um ein und dieselbe Person handelt. Zudem habe ich von Ricarda, so nannte sich meine Gesprächspartnerin von gestern, erfahren, dass Deggendorf quasi zu dem Umschlagplatz für Drogen schlechthin gemacht werden soll. Scheinbar hat man in der Tschechei einen Hersteller gefunden, der gestreckte Drogen nach Kundenwunsch herstellt und so wollen sie wohl hier die Schulen damit fluten, um sich den Nachwuchs an Dealern rechtzeitig heranzuziehen und dann soll von hier auch sowohl der Süden Deutschlands als auch der gesamte angrenzende europäische Teil mit Drogen versorgt werden. Vorfinanziert werden soll das Ganze wohl durch Mädchen aus der Ukraine und Osteuropa, die hier zur Prostitution gezwungen werden sollen“

      Eva holte tief Luft und schaute Richard an. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, dass es ja gut und gerne möglich war, dass die junge Frau nur sterben musste, weil jemand herausgefunden hatte, dass sie sich gestern mit ihr getroffen hatte und ihr das eine oder andere erzählt hatte, was für Eva und ihre Nachforschungen zwar von großem Interesse, für die Betroffenen jedoch eine mittelschwere Katastrophe war. Tränen stiegen ihr in die Augen und auf einmal war ihr Job nicht mehr das große spannende Abenteuer, als das sie ihn bislang immer gesehen hatte. Sie hatte zwar mit ihren Recherchen schon für die eine oder andere Verhaftung und auch Verurteilung gesorgt, aber das wegen ihr und ihrer Neugier jemand ums Leben gekommen sein könnte, mit dem Gedanken hatte sie noch nie zu tun gehabt. So war es denn für sie auch ein absolut unvorstellbarer Gedanke und zumindest für den Augenblick machte sie sich große Vorwürfe, sich überhaupt mit jener Ricarda getroffen zu haben. Richard versuchte sie zu trösten.

      „Aber Liebes, wir wissen doch überhaupt nicht, ob es sich bei deiner Ricarda und unserer Leiche um ein und dieselbe Person handelt“

      „Aber der knallige Nagellack“ schluchzte Eva nun regelrecht und spürte, wie Richards kräftige Hand sich um die ihre schloss und diese sanft streichelte. Obgleich diese Geste von Seiten Richards normalerweise immer eine sehr tröstende Wirkung auf Eva ausübte, blieb sie doch in diesem besonderen Fall mehr als wirkungslos. So bleib dem Kripo Beamten denn letztlich nichts weiter übrig als ihr zu versichern, dass er alles in seiner Macht stehende daran setzen werde, den Schuldigen zu schnappen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Doch auch dies hatte nur bedingten Erfolg. Immerhin schluchzte Eva nicht mehr sondern sah ihn nur mit großen von Tränen erfüllten Augen an. Plötzlich ging ein Ruck durch die Journalistin und im Bruchteil eines Augenblickes waren all die Trauer und die Selbstvorwürfe wie weggewischt. Richard hatte wieder die Eva vor sich, die mit ihrem kriminalistischen Gespür nicht eher Ruhe gab, als dass sie die gewünschten Informationen bekommen hatte.

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