Hans Herrmann

Unter der Seufzerbrücke


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Es klappte perfekt.

      «He, ist das vielleicht ein Gefühl», rief er begeistert. «Einfach geil!»

      Dann wanderte das Messer zu Florian. Er brauchte vier Versuche, bis der Stahl richtig sass.

      «Was nun?», fragte er, als er Willi den Dolch zurückgab. «Gehen wir jetzt zur Polizei?»

      «Ich denke schon», antwortete Erwin für Willi. «Oder, Willi?»

      Willi überlegte. «Ich weiss nicht, ob das gut ist», sagte er dann. «Wenn die Polizei die Messerstiche sieht, wittern die natürlich Mord und sperren uns ein.»

      «Wir haben ihn ja gar nicht getötet», wandte Erwin ein.

      «Ja, aber beweis denen das mal», hielt ihm Willi entgegen. «Ich glaube zwar schon, dass die herausfinden können, wie es wirklich war; ganz sicher bin ich aber nicht. Das Gescheiteste ist wohl, wir vergraben die Leiche. Niemand wird fragen, wo der alte Jakob geblieben ist. Ihr wisst ja, manchmal hat er sich wochenlang nicht im Dorf gezeigt.»

      «Wir begraben den alten Jakob tief im Boden», sagte Babs ehrfürchtig. «Wir machen ihm eine Beerdigung.»

      «Ja, so ist’s am besten», bekräftigte Willi seinen Entschluss. «Und zwar so, wie’s immer gemacht wird, wenn man eine Leiche unauffällig verschwinden lassen will. Wir müssen ihm Kopf, Arme und Beine absägen und alles in verschiedenen Löchern vergraben.»

      «Warum denn das?», wollte Florian wissen.

      «Kleine Löcher kannst du so herrichten, dass nachher niemand etwas merkt», dozierte Willi. «Bei einem grossen Loch ist das viel schwieriger.»

      «Wir brauchen eine Metallsäge», sagte Erwin. «In der Schule haben wir einmal Flöten aus Bambus gemacht, und dazu haben wir Metallsägen benutzt. Knochen ist ähnlich wie Bambus, denke ich mal.»

      «Also gut, dann geh zu Hubers und hol dir im Schuppen hinter dem Haus eine Metallsäge. Der alte Huber hat sich da eine kleine Werkstatt eingerichtet. Der Schuppen ist immer offen. Mach, dass dich keiner sieht. Und eine Schaufel kannst du auch gleich mitbringen», kommandierte Willi.

      «Warum ich?», begehrte Erwin auf. «Das gibt ein schönes Donnerwetter, wenn die mich in ihrem Garten erwischen.»

      «Mach’s gut und pressier ein bisschen», sagte Willi nur. Erwin zog ab.

      Nach zwanzig Minuten war er mit Säge und Schaufel wieder zurück. Die anderen hatten unterdessen alles vorbereitet. Sie hatten den alten Jakob ausgezogen und an jenen Körperstellen, wo er zersägt sollte, mit Willis Messer das Fleisch und die Sehnen bis auf die Knochen entfernt.

      «Passt auf, dass ihr mit den Händen nicht an den Mund kommt», warnte Willi. «Leichenfleisch ist giftig.»

      «Moment, noch eine Handyaufnahme, bevor wir anfangen», sagte Florian und zückte auch schon sein Gerät.

      «Spinnst du? Und dann alles auch noch auf Insta posten – da kannst du ja gleich die Polizei anrufen», bellte Erwin.

      «Ach Mensch, tu doch nicht so», schmollte Florian. Aber er steckte das Handy wieder ein.

      Es gab neun saubere Sägeschnitte: zwei für die Oberschenkel, zwei für die Unterschenkel, dasselbe für die Oberarme und Unterarme, dazu einen für den Kopf. Willi führte die Säge, Erwin assistierte, Babs schaute zu, und Florian schaufelte die Löcher, in einem Kreis angeordnet, von Loch zu Loch ungefähr fünf Meter Abstand.

      Die abgetrennten Körperteile und der Rumpf wurden verscharrt, die zugeschaufelten Löcher wieder mit Laub bedeckt.

      «Ich habe mir ganz genau gemerkt, wo wir den Kopf vergraben haben», sagte Erwin. «Später, wenn er bis auf die Knochen verwest ist, grabe ich ihn wieder aus.»

      «Wozu?», wollte Florian wissen.

      «Das gibt ein cooles Erinnerungsstück. Oder vielleicht sogar ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater. Der steht auf Heavy Metal, da passt ein Totenschädel perfekt.»

      «Jetzt müssen wir aber noch ein Grabkreuz machen», sagte Babs.

      «Hast du einen Sprung in der Schüssel?», surrte Erwin sie an. «Dann sehen doch alle, dass hier ein Toter liegt.»

      «Was passiert mit den Kleidern?», fragte Babs und deutete auf das zerlumpte Bündel.

      «Verbrennen», sagte Willi. «Helft Holz suchen.»

      Der Stoff brannte schlecht und entwickelte dichten, beissenden Rauch. Willi, der das Feuer unterhielt, begann zu husten.

      «Es hat keinen Sinn», sagte er schliesslich. «Vergraben wir das Zeug.»

      Als die Kinder damit fertig waren, schlug es vom Kirchturm sechs Uhr: Zeit zum Abendessen. Sie machten sich auf den Heimweg.

      «Morden ist ein schönes Spiel», schwärmte Florian. «Da ist alles dabei, was mir gefällt: stechen, sägen, graben, feuern. Schade, dass man dazu erst eine Leiche finden muss. Geht das nicht auch anders?»

      «Ich lasse mir etwas einfallen», versprach Willi. «Vergesst nicht, zu Hause sofort die Hände zu waschen.»

      «Ja, okay.»

      «Und sagt niemandem etwas, verstanden?»

      «Klar doch.»

      «Wo willst du denn eine Leiche hernehmen?», fragte Babs.

      «Weiss auch nicht – mal sehen», sagte Willi unbestimmt. Aber er war sicher: Es würde sich eine Lösung finden.

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