Ханс Фаллада

Hoppelpoppel - wo bist du?


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es denn da raus? Schneidest du sie mit dem Messer auf?«

      »Dösbartel!« sagte Lieschen nur, aber eine tiefe Verachtung lag darin. »Nu swieg man still. Du stürst Lina bloß.«

      Sicher saßen die Eltern jetzt längst am Kaffeetisch, aber es war natürlich kein Gedanke daran, aus diesem geheimnisvollen Stall fortzugehen, in dem immer wieder die Kuh sich unruhig nach den Kindern umsah. Leise flüsterte Lieschen: »Töv, Lina, töv. Moder möt glick koamen!«

      Und Lina drehte den Kopf zu Lieschen und muhte zurück.

      Aber sie wartete doch nicht. Plötzlich hatte sie den Schwanz steil in die Höhe gereckt ...

      »Doar is't all!« rief Lieschen aufgeregt. »Nu möten wi dat Kalv hoalen! Kumm her, Helga, foat an!«

      Und ehe Helga noch wußte, was eigentlich los war, stand sie in ihrem weißen Kleid an der Kuh, die ihr ungeheuer groß vorkam, hatte einen wachsgelben, unendlich zarten Kälberhuf in der Hand ... Und nun kam eine zarte duffe Schnauze zum Vorschein, die blauen Augen, der ganze Kopf ...

      Helga schrie auf, aber nicht vor Schreck, sondern aus irgendeinem aufgeregten Glück heraus – und dann war ganz schnell etwas unendlich Langes, Schwarzweißes, Seidiges da und schlenkerte zwischen den Kindern zur Erde.

      Da lag das Kälbchen zwischen ihnen – atmend mit hastigen Flanken. »Loop, hoal Water, Dieter! Wat mötst du ok daun!« rief Lieschen. »Kumm, Helga, wi möten dat Kalv vörhen na de Kau trecken!«

      Und sie faßten es an und zogen die sechzig Pfund Kalb an den Kopf der Kuh und liefen dann selbst nach Wasser, denn Dieter versagte vollkommen vor lauter Aufregung. Und sie wuschen, dem Kalb das Maul aus: »Dat stickt sünst!« Und sie streuten es mit Salz ein: »Möt Lina afliken, sünst givt sei nich Melk naug.« Und es war ein Gelaufe und eine Aufregung und frische Streu holen und wieder Warten, bis nach einer halben Stunde das Kalb nun wirklich zum ersten Male torkelnd auf seinen Beinen stand und zum ersten Male nach dem Euterstrich der Kuh schnappte.

      Wolken hingen über des Vaters Stirn, als die Kinder nach Haus kamen am späten Abend, böse sah Mama aus und noch böser, als sie Helgas Kleid sah – aber welch andere Heimkehr als nach den Streichen sonst! Es war nur ein Augenblick, und das Bösesein war verflogen, und die Wolken waren vergangen. Und es war wieder ein Augenblick, und die bedenklichen Mienen der Eltern lächelten. Die Kinder erzählten und fragten, fragten und erzählten. Und spät erst kamen sie ins Bett.

      Aber als die Eltern dann noch später schlafen gingen, tauchte ein weißer Schemen neben Mutters Bett auf.

      »Darf ich zu dir kommen, Mama?« fragte Helga, und das war seit ein oder zwei Jahren nicht mehr passiert. So lange war es her, daß die Mutter es nicht einmal mehr wußte. Vater schlief darüber ein, so viel hatten die beiden noch miteinander zu flüstern.

      Plötzlich war die Welt ganz anders geworden, aus einer Bresche in der Wand herkömmlichen Lebens war Licht gefallen auf das Kind, ein geheimnisvolles Licht, aus einer geheimnisvollen Zukunft leuchtend.

      Und als dann am nächsten Tage, als sei alles wieder im alten Gleise, Lieschen Ahlf, Stieftochter des Fischers Bienenweg, bei den Kindern auftauchte, mit den kratzigen wollenen Strümpfen, mit dem schwarzweißkarierten Rock und dem Rattenschwanz im Nacken – da faßten die Kinder beide dieses selbe Lieschen bei der Hand und liefen mit ihr gegen den Wald, voll des Entschlusses, sich von ihr Geschichten erzählen zu lassen, andere Geschichten, als Brummelchen erzählt hatte – dieselben uralten Geschichten, nur in anderer Fassung.

      Das Märchen war zu ihnen gekommen, plötzlich waren die sinnlosen Streiche und Zänkereien weit weg. Irgend etwas Neues war eingetreten in ihr Leben, es konnte mit Helga wachsen, man konnte dessen nicht überdrüssig werden, es ging immer mit – Dieter freilich war noch zu klein, er würde es wieder vergessen.

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