Peter Schmidt

GEN CRASH


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nach dem Fall der Mauer reflektiert, hat erstaunlicherweise ein Deutscher geschrieben: Peter Schmidt."

      Sender Freies Berlin Der Thrillerpoet Peter Schmidt aus Gelsenkirchen ist 'Krimiautor des Monats'".

      Hamburger Abendblatt "Ein hochaktueller, intelligenter, ungewöhnlich phantasiereicher Thriller."

       STUTTGARTER ZEITUNG

      "Schmidt schreibt... ganz locker, sehr spannend und leicht zynisch aus der Sicht eines Agenten, der lange nicht wahrhaben will, was um ihn herum passiert."

      Darmstädter Echo "Der Autor ruft auch mit seinem jüngsten Thriller Erinnerungen an Altmeister des Agentengenres wie John le Carré und Len Deighton wach... auch bei diesem Autor besteht das Lesevergnügen weniger im zugrundeliegenden Plot, der Story, wie raffiniert sie auch ersonnen sei, sondern im unterkühlten nüchternen Stil, der seinen Reiz auch bei erneutem Lesen nicht verliert. Der Spionage-Roman, von einigen vorschnell totgesagt, erweist sich bei Peter Schmidt als noch sehr lebendig."

       Capital

      "Der Westfale Peter Schmidt ist als erster deutscher Autor erfolgreich ins angloamerikanische Thriller-Monopol eingebrochen."

      Besprechungsblatt für Öffentliche Bibliotheken "Ein Glanzstück für alle Bibliotheken"

      Film Illustrierte "Peter Schmidt, Spitzenautor des Genres, schafft das Kunststück, schon von der ersten Seite an Spannung zu erzeugen und diese Spannung von Seite zu Seite kontinuierlich bis zum Höhepunkt zu steigern. Ein Buch, dessen Inhalt direkt nach Verfilmung schreit."

       WAZ

      "Schmidt weiß Pointen zu setzen, mit dramaturgischen Kniffen zu spielen, den Spannungsbogen klug aufzubauen. Der Roman bietet sich zur Verfilmung an. Schmidts Stärke liegt in der Präzision, mit der er Charaktere und Situationen beschreibt."

       PRINZ

      "Die Technik der Desinformation hat jedoch in Peter Schmidts Roman, und das macht ihn so aktuell und originell, keine ideologischen Ursachen mehr. Sie ist zum Selbstzweck geworden."

      AUTORENINFO

       http://autoren-info-peter-schmidt.blogspot.de/

      1

      Er frisst kleine Mädchen. Er geht manchmal auf Pirsch, um seiner alten Leidenschaft als Killer zu frönen. Die Natur ist brutal, die Erschaffung der Welt ist eine Brutalität ersten Ranges. Nur ein Teufel kann sich den Kampf ums Überleben ausgedacht haben.

      Also sieht auch Sehlen keinen Anlass, in Mildtätigkeit und Verständigung zu machen. Sehlen ist eine Bestie, ein Würfelspiel der Gene oder das Ergebnis eines abgrundtief verderbten Planes, die Welt ins Unglück zu stürzen – ich glaube, so oder ähnlich lauteten damals die Meinungen über ihn, als er die Abteilung übernahm.

      Er war in den besten Geheimdiensten der Welt geschult worden. Er und nicht etwa Forum, wie manche Gerüchte wissen wollten, war als "Beauftragter für die Koordinierung neuer Methoden" nach London und Langley gegangen. Per Beschluss und Dekret einiger vom Geist des neuen Denkens erleuchteten Eierköpfe, die plötzlich auf die naheliegende Idee verfallen waren, es gäbe immer Details in der Methode, bei denen man von der Konkurrenz lernen könne.

      Die Geheimhaltungsstufe war topsecret (oder noch ein wenig mehr, falls es das gab) – was bedeutete, dass Strafen für Indiskretionen schmerzlicher als der Tod sein würden.

      Ich traf Sehlen in einem verfallenen Hotel hinter den Stranddünen von Zandvoort.

      Ein dreistöckiger Bau mit Holzfenstern und Erkertürmchen, der viel vom Ambiente eines wilhelminischen Bordells hatte.

      Es schien, als sei er per Zauberspruch oder fliegendem Teppich in den weißen Sand mit seinem spärlichen Bewuchs geraten, und jedenfalls, ohne vom Zoll oder von der niederländischen Luftaufklärung entdeckt zu werden. Rechts oben an der Dachrinne hing ein verwittertes Brett, das einmal das Hotelschild gewesen sein musste. Gedrungene Strandkiefern mit weit ausladenden Ästen rahmten das Portal hinter dem versandeten Fahrweg ein.

      Als ich mich dem Haus näherte, kam Sehlen mir über die Treppe entgegen und streckte seine Hand aus.

      Er war einen Kopf kleiner als ich, ein breitschultriger Faun mit einer unmerklichen blauroten Narbe unter dem linken Wangenknochen.

      "Sie sind Haag, der Dichter und Intellektuelle in unseren Reihen, hab ich recht …?"

      Es war pure Ironie, kein Zweifel. Seine südländisch wirkenden braunen Augen ruhten in jener charakteristischen Weise auf mir – besser gesagt: folgten dem Umriss meines Gesichts, um irgendeine Schwäche zu finden –, die vermutlich jeden verunsicherte, der zum ersten Mal damit konfrontiert wurde.

      Aber damals glaubte ich, es sei nur eine persönliche Marotte von mir. Eine Art Unterlegenheitsgefühl, wenn man einem Fremden mit ausgeprägtem Charisma begegnet.

      Ich kam mir vor, als hockte ich auf einer umgedrehten Apfelsinenkiste, während er von einem thronähnlichen Sitzgebilde Audienz gewährte.

      Der billige Eloxalring mit amethystfarbenem Glasstein am kleinen Finger seiner linken Hand, den er manchmal nachdenklich am Hosenbein rieb, unterstrich noch das Bild eines Potentaten ohne Fürstentum, wenn man auch nicht recht zu sagen wusste, auf welche adlige Abstammung sich der Eindruck stützen sollte.

      "Intellektueller" – diesen Ausdruck gebrauchte er, weil ich mich mit den Folgen von Gorbatschows Verständigungspolitik beschäftigte – ein anrüchiges Thema, ein heißes Eisen bei den altgedienten Hasen.

      Sie ahnten, welche brisanten Folgen der frische Wind aus dem Osten haben würde. Die Riege der Betonköpfe fürchtete um ihre Pfründe. Solange der kalte Krieg auf Hochtouren gelaufen war, und auch später noch, in der entschärften Phase, hatte das Gewerbe der Informationsbeschaffung – eine vornehme Untertreibung, denn wie jeder weiß, handelt es sich dabei hauptsächlich um Erpressung und Irreführung – genug für alle abgeworfen.

      Aber was passierte mit uns, wenn Glasnost auch die Geheimdienste erreichte?

      "Sie machen kein erfreutes Gesicht, Haag", sagte er, während er mich ins Haus brachte.

      "Ich mag's nicht, wenn man mich als Spinner bezeichnet …"

      Die Räume hinter dem Flur waren leer und dunkel. Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein, und ich sah, dass auf dem Kamin und den Holzfußböden dicke Staubschichten lagen. Zwei einander wie Mondgesichter anblickende Tischuhren, deren Zeiger auf Viertel nach zwölf und Viertel nach eins standen, bildeten den kümmerlichen Rest des Mobiliars.

      Ihren goldfarbigen Gipsrosetten sah man an, dass der Inhaber des Hotels einem etwas barocken Geschmack gehuldigt hatte.

      Aber was ich viel bemerkenswerter fand: Im Staub gab es Fußspuren; sie führten vom Salon durch ein Nebenzimmer in die zweite Diele, die einen Ausgang zu den Dünen besaß. Sehlen folgte den Abdrücken wie ein Jagdhund, der seine Witterung verloren hatte.

      Als wir die Küche passierten, blieb er stehen und musterte das Loch in der Decke. Es war etwa so groß, dass ein Mann mit normalem Körperumfang bequem hindurchsteigen konnte, vorausgesetzt, er besaß eine Leiter. Die Decken in diesen alten holländischen Häusern sind manchmal mehr als vier Meter hoch.

      "Meteoriteneinschlag?", fragte ich.

      "Nein, einer von unseren Leuten hat unsachgemäß mit einer Eierhandgranate hantiert", sagte er ganz ernst, ohne auf meinen ironischen Tonfall einzugehen.

      Sein Kopf folgte witternd den Fußabdrücken; ich bemerkte, dass es ein grobes Continental-Profil war, die dicke Gummisohle eines Männerschuhs. Nummer 46 oder größer.

      "War Ihr Riesenbaby da der Glücksritter?"