Sylvia Englert

Der Delfinmensch


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zur Reling und blickte ins dunkle Wasser, wo die Hexe enttäuscht im Meer plätscherte.

      "So, und was jetzt?"

      "Zum richtigen Zeitpunkt musst du ihn mit Meerwasser befeuchten und sagen: `Einst ein Mensch, nun ein Delfin.' Willst du wieder zurück, dann brauchst du nur wieder auf einen Sonnenaufgang oder -untergang zu warten. Halt den Ring an die Luft und sag: `Einst ein Delfin, nun ein Mensch'. Ganz simpel."

      "Werd ich schon schaffen", sagte Christian fröhlich. "Die Sonne geht gleich auf, da kann ich es ausprobieren."

      "Na dann viel Spaß!", schrie die Meerhexe und verschwand schadenfroh glucksend im dunklen Wasser.

      ***

      Ringsum dehnte sich das Meer, aber an Bord der Poseidon Meerwasser zu bekommen war gar nicht einfach. Schließlich band Christian eine Flasche an einen langen Faden, den er einem verschlafenen Steward abgebettelt hatte. Diese Konstruktion warf er dann ins Meer und zog sie wieder hoch an Deck.

      "Na also!", sagte Christian. Viel länger hätte er nicht brauchen dürfen, denn schon färbte sich der Horizont goldrot.

      Christians Herz pochte, aber die Abenteuerlust hatte ihn rettungslos gepackt. Er stieg über die Reling auf einen schmalen Sims, goss etwas Wasser über den Finger, an dem der Ring steckte, murmelte die Zauberformel ... und schrie.

      Sein Körper verformte sich, wurde von gewaltigen Kräften geknetet und gedehnt. Gleichzeitig verlor er seinen Halt an der Reling und rutschte ab. Christian wollte wieder schreien, aber es kam nur ein klägliches Quietschen aus seinem Mund. Er versuchte, nach der Reling zu greifen, aber das geht nun einmal nicht mit Flossen. Im freien Fall stürzte er dem Meer entgegen und landete mit einem gigantischen Platsch.

      Aber diesmal brauchte er nicht nach Luft zu schnappen. Er ließ sich einfach nach oben gleiten, vollkommen entspannt. Kühl und frisch floss das Meerwasser an seinem Körper entlang. Unter ihm dehnte sich ein gewaltiger, dunkelblauer Abgrund, aber das machte Christian keine Angst mehr. Ein Schlag seiner Schwanzflosse genügte, dann war er an der Oberfläche und stieß die verbrauchte Luft aus seinen Lungen. Das Kreuzfahrtschiff rauschte wie ein schwimmender Berg an ihm vorbei. Seine gigantische Schraube brachte das Wasser zum Brodeln und Dröhnen.

      "Verdammich, es hat tatsächlich geklappt!" dachte Christian beeindruckt. Aber dann erinnerte er sich an den Ring und rief ein verzweifeltes "O nein!". Oder eher war das seine Absicht – was herauskam war ein schriller Pfiff.

      Er drehte den Kopf (was ohne Hals gar nicht so einfach ist) und versuchte auf seine Flosse zu blicken. Dort saß natürlich kein Ring mehr. Aber da hatten seine Augen auch schon einen kleinen goldenen Gegenstand erblickt, der blinkend in die Tiefe trudelte.

      Christian tauchte senkrecht ab, so schnell er konnte – dem Ring hinterher. Wenn ich wenigstens eine Ahnung hätte, wie mein Sonar funktioniert!, dachte er verzweifelt. Er wusste, dass Delfine mit Schallwellen, die sie erzeugen, Gegenstände orten können. Aber das klappte bei ihm noch nicht so recht, und er verlor den winzigen Ring immer wieder aus dem Blickfeld. Außerdem wurde ihm langsam ungemütlich zumute, je tiefer er kam. Schon war er in vierzig Metern Tiefe, und der Abgrund nahm kein Ende. Er wusste nicht, dass Große Tümmler nicht besonders tief tauchen können – oder wollen – aber er merkte es am eigenen Leibe. Neunzig Meter unter dem Meeresspiegel gab er schließlich auf und schoss mit einem Gefühl großer Erleichterung wieder der Oberfläche, dem Licht, zu.

      Dann aber wurde ihm das ganze Ausmaß seines Missgeschicks klar.

      Scheiße!, dachte er. Wenn jetzt die Hexe auftaucht, muss ich sieben Jahre lang für sie malochen.

      Mit der ihm eigenen Unbekümmertheit beschloss Christian, das Problem später zu lösen und erst einmal das Beste aus seinem Zustand als Zahnwal zu machen. Er streckte die Schnauze aus dem Wasser, blinzelte in die Sonne und nahm dann Kurs auf die Bahamas. Schon bald war die Poseidon außer Sicht.

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