Sabine Arndt

Systemische Tierkommunikation


Скачать книгу

zur Durchführung einer systemischen Tierkommunikation vor.

      Ich werde auf mögliche Situationen eingehen, wie sie im gemeinsamen Leben mit einem Tier eintreten können, und biete Ihnen dazu konkrete Tipps, wie Sie auch in diesen möglicherweise belastenden Situationen mit Ihrem Tier kommunizieren können.

      Für den Fall, dass Sie sich bis jetzt mit der Tierkommunikation noch nicht beschäftigt haben, empfehle ich Ihnen, zunächst den ersten Teil dieses Buches zu lesen, bevor Sie sich dem praktischen Teil widmen. Denn im ersten Teil finden Sie wichtige Informationen, die im praktischen Teil als Basis dienen.

      1.2.Gedanken zum bewussten Leben mit der Natur und zu einer bewussten Beziehung zwischen Mensch und Tier

      Seit wir Menschen die Erde bevölkern, teilen wir diesen Lebensraum mit Tieren. Anerkennend müssen wir feststellen, dass die Tierwelt eine besonders reiche Artenvielfalt hervorgebracht hat. Schätzungen gehen davon aus, dass auf unserer Erde 10 bis 100 Millionen Tierarten leben. Unermesslich vielfältig sind die Arten, die unseren Planeten zu Wasser, zu Lande und in der Luft bevölkern. Und sogar in äußerst menschenfeindlichen Umgebungen haben Tierarten ihren Lebensraum gefunden. Dort existieren offensichtlich bis heute Tierarten, ohne dass der Mensch bislang zu ihnen vorgedrungen ist. So geschieht es immer wieder, dass man erst heutzutage bisher unbekannte Tierarten findet, weil die technischen Möglichkeiten des Menschen es erst jetzt ermöglichen, an diese Orte auf der Erde vorzudringen.

      Bereits vor Jahrmillionen haben die Vorfahren unserer Spezies Mensch die Landflächen dieses Planeten als ihren Lebensraum entdeckt. Die weitere Entwicklung des Menschen, in der er sich seinem Lebensraum weiter anpasste, dauerte über viele Millionen Jahre an.

      Um überhaupt eine Chance zum Überleben zu haben, waren die Menschen der Vorzeit gezwungen, im Einklang mit der Natur und den Tieren zu leben. Unsere Urahnen konnten sich nur weiterentwickeln, weil sie gelernt hatten, ihre Umgebung und alles, was in ihr vorging, aufmerksam zu beobachten. Die fast zwangsläufige Folge dieser Aufmerksamkeit für die Vorgänge in der Natur war auch, dass sie die Achtung erfahren hat, die ihr zusteht. Auf diese Weise sind rituelle Bräuche entstanden, deren Lehren wahre Schätze für die Menschheit bieten. Der Umstand, dass die Entstehung dieser Riten, Lehren und Heilweisen viele Tausende Jahre zurückliegt, hat keinen Einfluss darauf, dass sie heute wie damals wirken. Auch wenn unser Verstand, gepaart mit den hoch entwickelten Möglichkeiten der heutigen Zeit, es nicht versteht, das eine oder andere Geheimnis unserer Ahnen zu lüften.

      „Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“

       Arthur Schopenhauer

      Nur allein durch Beobachtung können wir auch heute noch viel von der Natur und damit auch den Tieren lernen. Unbestritten ist, dass sich unsere Lebensweise in den letzten Jahrhunderten gravierend verändert und gewandelt hat, dass das Leben unserer Ahnen eigentlich nichts mehr mit unserem Leben gemein hat. Trotzdem finden wir in den Lehren und Prinzipien früherer Kulturen die Anleitung – die wir viel öfter als Mahnung verstehen sollten –, bewusster mit unserer Umwelt umzugehen. Wir sind gut beraten, zumindest einige unserer heutigen Wertmaßstäbe auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.

      Schauen wir uns ein Ritual der Indianer an, das zeigt, wie sehr sie die Natur von jeher geachtet haben.

      Die Indianer sicherten ihr Überleben auch durch die Jagd. Ihre Beute diente dem Volk auf vielfältige Weise. Schon vor der Jagd bat man die Seelen der Tiere um ihre Erlaubnis, sie jagen und erlegen zu dürfen. Dem später erlegten oder gefangenen Tier dankten sie, dass es mit seinem Tod dem Menschen zur Nahrung diente. Die durch Riten und Bräuche gezeigte Achtung bedeutet nicht nur, dem Tier Respekt zu zollen, darüber hinaus verändert die so erwiesene Dankbarkeit die belastende Energie, die mit dem Töten des Tieres zwangsläufig verbunden ist.

      „Wir müssen die Natur nicht als unseren Feind betrachten, den es zu beherrschen und überwinden gilt, sondern wieder lernen, mit der Natur zu kooperieren. Sie hat eine viereinhalb Milliarden lange Erfahrung. Unsere ist wesentlich kürzer.“

       Hans-Peter Dürr

      Sicher gibt es viele vergleichbar wichtige Rituale für Natur und Umwelt. Nur wenige sind uns bis heute überliefert und von den wenigen überlieferten werden noch weniger gepflegt. Ich selbst kenne eines noch von meiner Mutter, die vor dem Anschneiden eines Brotes auf seine Unterseite drei Kreuze mit dem Messer zeichnete. Sie hatte dieses Ritual von ihrer Mutter übernommen und drückte damit ihren Dank aus, dass der Familie dieses Brot als Nahrung diente. Auch diese Form des Dankens bringt die Achtung vor der Natur zum Ausdruck.

      „Es ist immer etwas anderes, ob man eine Haltung, sei es welche immer, wirklich hat, oder ob man vor anderen oder sogar vor sich selber sie zu haben vorgibt.“

       Hugo von Hofmannsthal

      Ich bin sicher, dass die Haltung, die man zu den Dingen und Situationen im Leben hat, von größter Wichtigkeit ist. Die Frage an uns selbst nach unserer ganz persönlichen Absicht ermöglicht uns ein grundsätzlich bewussteres Erleben, und zwar nicht nur, was die Beziehung zu Tieren angeht.

      Mit einer bewussten und offenen Haltung für das Leben und gegenüber allem, was wir sehen, erleben und wahrnehmen, übernehmen wir den Teil der Verantwortung, der unserer ist.

      „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“.

       Aus Afrika

      Mit diesem so weisen Spruch wird auch die Eigenverantwortung deutlich, der sich jeder Einzelne von uns stets bewusst sein sollte. Die Argumentation, ein Einzelner könne nichts ausrichten, ist nach meinem Gefühl damit hinfällig.

      Denn jeder Einzelne von uns kann mit etwas mehr Verantwortung und Bewusstheit (z. B. als Konsument) viel erreichen. Über die dramatisch schlimmen Entwicklungen, die in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die Haltung von Tieren stattgefunden haben, möchte ich hier nicht näher eingehen. Jeder verantwortungsvolle Mitmensch hat zu jeder Zeit die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren und mit seiner Kaufentscheidung aktiv seine Meinung zum Ausdruck zu bringen. Damit werden Zeichen gesetzt, unabhängig davon, wie klein das Zeichen auch sein mag.

      Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir mit unserer Haltung und in der Folge mit unseren Entscheidungen, genauso wie unseren Nichtentscheidungen, aktiv mitgestalten und so durchaus die Richtung mitbestimmen.

      „Grundlage jeder wahren Verantwortung und damit der höchsten Form von Menschenwürde bleibt es, sich darüber klar zu werden, was das, was man tut, wirklich bedeutet.“

       Max Steenbeck

      Verantwortlich zu handeln bedeutet auch, gegenüber allem, was ist, demütig zu sein. Und so geht Verantwortung nach meiner Erfahrung Hand in Hand mit Bewusstheit.

      „Bei den meisten Dingen waren die Tiere unsere Lehrer: Die Spinne lehrte uns das Weben. Die Schwalbe die Baukunst, die Nachtigall und der Schwan das Lied.“

       Demokrit

      Auch wenn Demokrits Zeit schon sehr lange zurückliegt, gilt noch immer, dass wir von Tieren oft mehr profitieren als sie von uns.

      In unserer schnelllebigen Zeit haben sich unsere Lebensbedingungen enorm verändert, wovon soziale Beziehungen nicht unberührt bleiben. Gerade die Beziehung zwischen Menschen und ihren Tieren, mit denen sie ihr Leben teilen, hat sich besonders gewandelt. Ob der Mensch dabei sein Tier als Partner- oder Kinderersatz sieht, sollte nicht überbewertet werden. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass vielen Menschen ihr Tier, mit dem sie in sozialer Partnerschaft leben, näher steht, als es ein Mensch jemals könnte.

      Dabei aber die Beziehung zwischen Mensch und Tier zu bewerten und zu beurteilen, steht sicher niemandem zu. Wenn der Mensch die Haltungsbedingungen an den Ansprüchen des Tieres misst und so den wahren Bedürfnissen des Tieres gerecht wird, sollte er auch in der gemeinsamen Lebensgestaltung frei sein.