Mark Savage

Zodiac - Gejagter zwischen den Welten V: Gefangen


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ihn der Major an. Sein Gesicht veränderte langsam den Farbton. »Sie fliegen hier nicht mehr in ihren herkömmlichen Spielzeugkisten herum, sondern in High-Tech-Stealth B2-Bombern, ist Ihnen das bewusst?«

      »Ja, Sir«, schoss es aus Henricks Mund.

      »Nein, es ist Ihnen nicht klar, Sie dreimal kluger Grünschnabel. Es ist ihnen keineswegs klar, sondern würden Sie hier nicht so eine große Klappe riskieren. Nun, von mir aus können Sie Reden schwingen so viel Sie wollen, nur rate ich Ihnen, den Übermut hintenan zu stellen. Wir brauchen hier keine Lebensmüden, die nach dem ersten Trainingsflug Millionen Dollar und sich selbst in die Luft jagen, nur weil sie sich für die Könige der Lüfte halten. Das gilt übrigens für alle Anwesenden. Unterschätzen Sie nie Ihre Maschine und überschätzen Sie vor allem nie Ihre Fähigkeiten. Es gab hier genügend Grünschnäbel wie Sie, Henrick, die dachten, über allen zu stehen. Alles was noch von ihnen übrig ist, besteht aus einigen Kubikzentimetern Asche, die vom Wind getragen durch die Wüste Nevada weht. Ich meine es verdammt ernst, Jungs, damit spaße ich nicht. Eine 70-Tonnen schwere Maschine mit einer Geschwindigkeit von 3600 Stundenkilometern zu manövrieren, und dies in Strommasthöhe, dürfte auch den besten von ihnen einiges abverlangen.«

      Schweigen herrschte. Fast jeder von ihnen trug innere Unruhe mit sich, sobald er an den ersten Flug dachte. Sie fühlten sich als Anfänger, obwohl sie die Elite der Bomberpiloten darstellten.

      »Sergeant Henrick, erklären Sie anhand meiner Wenigkeit mit wenigen Worten die Bestandteile dieser Fliegermontur.«

      Henrick atmete durch. Er trat hervor und wies mit flapsigen Bewegungen auf die Teile, die er zu erklären versuchte.

      »Hm, da ist einmal der Spezialhelm für Druckausgleich. Er passt sich automatisch den herrschenden Beharrungskräften an. Hier ...«, sein Finger wies auf den Schlauch, der im Gürtel der Montur endete, »... wird dem Luftversorgungssystem durch den Schlauch ein Sauerstoff-Helium Gemisch durchgeführt. Die Montur selbst besteht aus Kevlar-Kunststoff, extrem widerstandsfähig. An der linken Brustseite der Weste befindet sich ein Mini-Computer, der die Körperfunktionen des Piloten überwacht.«

      »Sehr gut«, lobte ihn McCormick, ein wenig sarkastisch grinsend. »Sie haben sich doch besser geschlagen als ich dachte. Sie können sich setzen. Nun, Männer, bis auf grobe Details wird Ihnen der Sergeant leider nichts Neues mitgeteilt haben. Doch das scheint nur so. Sie werden schon bald den qualitativen Unterschied zu der herkömmlichen Ausrüstung bemerken. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass jeder Eraser für seine Ausrüstung persönlich verantwortlich ist und auch für sie haftet.«

      Er musterte die Männer einzeln und schritt mit hinter den Rücken verborgenen Händen die Bankreihen ab.

      »Ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, welcher Abteilung Sie in Zukunft angehören. Sollte jemand der Meinung sein, es nicht zu packen oder nach einiger Zeit Ungewissheit oder Angst verspüren, dann muss er mir das mitteilen. Niemand wird verspottet oder etwa aus dem Dienst der Air-Force entlassen werden, soviel kann ich ebenfalls zusichern. Die Eraser Staffel ist eine Elite der Elite. Sie ist dafür ausgebildet, mit den Special-Stealth Bombern im Ernstfall flächendeckende Flammenteppiche zu legen, und ist in der Lage, ganze Landstriche in wenigen Minuten in ein unlöschbares Flammenmeer zu verwandeln. Nicht umsonst nennt man unsere Eraser-Staffel Black Death. Sollte das für den einen oder anderen etwas kitschig klingen, so verspreche ich, dass sich das bald ändert.

      Hier in Alamo sind ständig zweiundzwanzig B2-Bomber stationiert, die sich rund um die Uhr in Einsatzbereitschaft befinden. Auf dem Stützpunkt arbeiten um die 2000 Männer, davon sind knapp siebzig Piloten, fast ebenso viele Navigatoren und Bombenschützen. Die Besatzung eines Stealth besteht immer aus drei Mann, die in absoluter Perfektion aufeinander abgestimmt sein müssen. Es warten extreme Belastungstests auf Sie alle. Die Zahl der Anwesenden wird in den nächsten Wochen entsprechend sinken, glauben Sie mir. Ebenso verantwortlich wie für Ihre persönliche Ausrüstung sind Sie für das Equipment des Bombers, inklusive den Waffen. Wobei wir beim Thema wären.«

      McCormick klappte die Tafel auf und enthüllte eine technische Computerzeichnung, die den Bomber in seinen wesentlichen Bestandteilen aufzeichnete. Der Major angelte sich einen Zeigestab und wies in Richtung der beiden markierten Kammern in den Tragflächen.

       »Hinter den getarnten Lufteintrittsöffnungen für die Triebwerke verbergen sich vier Whitney&Pratt-112-Inch-Turbinen mit 60 Tonnen Schub. Lassen Sie sich die Zahlen auf der Zunge zergehen, Herrschaften. Das Spezialfahrwerk ist voll versenkbar. Um kurz etwas auszuschwenken, die Rumpfkonstruktion besteht aus schwarzem Titan, der eine radarabweisende Schichtung aufweist.«

      Überraschend gellte ein Pfiff auf. Die Männer waren überrascht, fasziniert und voll der verschiedensten Empfindungen. Jeder von ihnen verspürte dieses plötzliche Kribbeln im Bauch. Das Flugfieber hatte sie gepackt. Die Erwartung auf den Flug stieg. Ein psychologischer Effekt, den McCormick voll einplante. Die Männer sollten sich für ihre Sache begeistern, das würde ihrer Erfolge nur dienlich sein.

      »Die Leitwerk-Steuerung befindet sich, wie Sie unschwer erkennen können, hinter den Waffenkammern. Der Eraser führt im Ernstfall bis zu 40 Tonnen Brandbomben mit sich, genügend also, um eine Stadt wie New York City minutenschnell auszulöschen. Wie sie hier erkennen, wird der Triebstahl durch spezielle Öffnungen nach oben abgeleitet. Was hat dies zur Folge, Sergeant Henrick?«

      Der Sergeant sah fasziniert auf die Zeichnung, und der Major musste den Mann ein zweites Mal aufrufen, bis er eine gestammelte Antwort erhielt.

      »Nun, Sir, der ... die Ableitung des Treibstahls verhindert Ortung durch feindlichen Radar. Wahnsinn!«

      »Ich gebe Ihnen den Tipp, so lange als möglich am Leben zu bleiben, denn Sie werden in nächster Zeit aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.«

      Die Männer lachten gelöst. McCormick sah unwillig zur Tür, die sich soeben öffnete. Der Major liebte es nicht, während des Unterrichts gestört zu werden, und den Ordonnanzen war jene Tatsache in der Regel nicht fremd.

      Die Eintretende trug jedoch zivil, und ihr Anblick ließ McCormick die Störung vergessen.

      »Linda ... ähm Miss Pale?«, begrüßte er sie, spürte dabei erneut die Befangenheit, die er stets schönen Frauen gegenüber verspürte. Ihn störte es nicht, dass Linda nicht eben eine Intelligenzbestie darstellte, diesen Umstand machte sie mit ihren hinreißenden Formen - zigfach wett. Sein umfangreicher Dienstplan ließ ihm auch keine Zeit für hohe Ansprüche. Er hatte sich oft vorgenommen, sie einmal einzuladen, doch bisher fehlte ihm, den wagemutigen Todespiloten, dazu einfach der Mumm.

      »Major McCormick, ich störe wirklich ungern«, erwiderte sie mit einer Stimme, die die Männer auf ihren Bänken dahinschmelzen ließ und sie tiefer in die Betrachtung ihrer blauen Augen, der atemberaubenden brünetten Mähne und des nicht unbeachtlichen Brustumfanges versinken ließ.

      »Da ist ein Herr von der Regierung«, erklärte sie mit hocherotischem Augenaufschlag. »Ein hoher Beamter aus dem Weißen Haus. Er ist vor wenigen Minuten mit einer Privatmaschine auf Alamo gelandet. Er meint, es sei äußerst dringlich und erwartet Sie in Ihrem Büro.«

      »Nun gut. Sie haben Glück, meine Herren. Unterrichtsende für heute. Den Rest des Tages stelle ich Sie frei, bis auf Sergeant Henrick, der sich noch ein wenig mit dem Simulator vergnügen darf. Nutzen Sie ihre Zeit sinnvoll, so lautet mein Tipp.«

      Er salutierte und die Soldaten sprangen auf. Der Major winkte ab. Er hatte es eilig, hinter Linda zu gelangen, bevor diese wieder in dem Barackendschungel verschwand und eines der unzähligen Büros aufsuchte.

      »Linda, wie sagten Sie hieß der prominente Besucher?«, fragte er sie, seine Gedanken auf den hohen Besuch und auf Linda gleichzeitig fixiert.

      »Sein Name war Anders, glaube ich«, antwortete sie lächelnd, zeigte ihm den nackten Ausschnitt ihres Rückens und verschwand.

       2.

      Die Blicke der Passagiere wandten sich in offener Neugier dem armen Teufel zu, dessen Körper vollständig in Bandagen gehüllt, einem Bündel Elend gleich, in seinem Sitz kauerte. Judy und der Zargonier