gegenübersteht. Diese stete Kraftausgabe erzeugt Erschöpfung, Krankheit und Tod des Körpers.
Zähle, wenn du kannst, die vielerlei Bewegungen des Körpers, der Glieder und Muskeln, die du in der ersten Stunde nach dem Erheben machst. Denke an die vielerlei Muskelbewegungen, die allein das Anlegen der Kleider erfordert, dein Herumgehen im Zimmer. Vergegenwärtige dir, dass jede dieser Bewegungen Kraft verbraucht, so gut wie der Gedanke, den du denkst, Kraft verbraucht.
Der Automat, von dem ich sprach, ist unser Körper.
Die Kraft oder den Geist, den wir aufwenden, wenn wir eine Flaumfeder oder ein Neunzigpfundgewicht heben, strömen uns vom Unendlichen zu, der alle Kraft und aller Geist ist.
Für Geld kannst du diese Kraft nicht kaufen. Sie übersteigt jedes Maß kaufmännischer Werte. Ihre Heiligkeit und Würde wird durch nichts, was wir tun, vermindert. Sie ist durch die Nadel, die wir durchs Kleid führen, das wir ausbessern, oder durch die Feder, mit der wir etwas notieren, ebenso geheiligt wie durch irgendetwas anderes.
Ökonomie unserer Kräfte bedeutet ewiges Leben für den Körper. Nicht für diesen Körper, sondern für den physischen Körper, der sich im Rhythmus der ewig erneuten Kraft, die der Geist aus der unerschöpflichen Quelle aller Kraft aufnimmt, ewig wechselnd erneut und verfeinert.
Gerade auf die Nichtigkeiten, auf die Vergeudung unserer Kräfte im Kleinen sollten wir besonders achten! Wir müssen immer die Meister des Augenblickes sein!
Verwende keine kostbare, unwiederbringliche Stunde auf das mühsame Suchen der verlorenen Stecknadel!
Verschwendung von Kraft beim Gebrauch unseres Körpers zieht unfehlbar seinen inneren Mechanismus aufs verderblichste in Mitleidenschaft. Lunge, Herz, Blutkreislauf und alle anderen Funktionen unserer Organe werden von unserer vorherrschenden Gemüts-oder Geistesverfassung beeinflusst.
Wenn wir's sehr eilig haben, werden diese Funktionen sehr eilig und damit sehr unvollkommen geschehen. Wenn wir uns nicht die Zeit nehmen wollen, die Dinge ordentlich zu tun, wird auch unser Magen sein Werk nicht ordentlich vollbringen. Und unsere anderen Organe werden sich ihm anschließen.
Es kann kein einziger Teil der Maschine aus der Ordnung geraten, ohne dass er alle anderen in Mitleidenschaft zöge.
Verschwendung von Kraft erzeugt Unruhe, Ungeduld, Hast. Der Atem unruhvoller, gehetzter Menschen ist kurz, keuchend, überstürzt. Menschen, denen Hast und Ungeduld zur Gewohnheit wurden, können nicht gesund atmen.
Es gibt ein Atmen des Geistes und ein Atmen des Körpers. Wenn unser Geist der höheren Ökonomie bewusst wird, führt er dem Körper ein bestimmtes Leben zu. Dieses Leben nehmen wir mit jedem Atemzuge auf und es erzeugt von selbst die tiefe, ruhevolle Atmung. Solches Leben kommt nicht von der Erde, sondern aus dem Reich des Geistes. Und wir empfangen von diesem Leben je nach unserem Trachten nach ihm. Dieses Trachten ist ein Verlangen an den Höchsten, uns zu höheren Formen des Seins und über alle Schmerzen und Gebrechen der Sterblichkeit emporzuheben.
Hass ist die wildeste Ausschweifung im Gebrauch unserer Kraft. Hass jeder Art schädigt den Körper ernstlich.
Aber ist es denn nicht nur recht und billig, Übel, Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu hassen?
Das ist keine Frage von Recht und Unrecht. Denn, was recht und unrecht ist, darüber entscheidet die Allgemeinheit. Aber es ist die Frage einer geistigen Verfassung, eines Zustandes, in dem wir sind, und ob der uns Gutes oder Schlechtes bringt.
Wer in allem und jedem Unvollkommenheit sieht und stetig im Gegensatz zu Sitte und Brauch, Gesetz und Volk steht, injiziert sich ein zerstörendes Geisteselement, er füllt den Körper damit. Es gibt Leute, die sich um irgendetwas, das ihnen als „gute Sache“ erscheint, in Krankheit und Tod hinein hassen. Der wortreiche Sprecher, verletzender Schmähung und sarkastischen Spottes gegen den Bedrücker voll, muss manchmal vorzeitig ins Grab. Er ist in einen Strom von Kampfwut gegen einen gewissen Feind hineingeraten. Und aus solch einem Strom wieder heraus zugelangen, ist nicht leicht. Er ist wie ein Schwert, das auch den tötet, der es gebraucht. Wer von solchen Schwertern lebt, geht durch sie zugrunde.
Wenn wir einst nach höheren Gesetzen leben werden, in der göttlichen Ökonomie und im neuen Geist, den uns die Allmacht geben wird — werden wir diese Kraft sparen, denn wir werden nichts Hassenswertes sehen können. Wir werden im Menschen und in der Natur nur das Gute sehen.
Wer nur Gutes sieht, strömt eine große Geisteskraft aus, die noch mehr Gutes heranzieht. Der Höchste wird uns, je nach unserem Verlangen, zeigen, um wie viel mehr Gutes in allen Dingen ist als wir vermuten. Wir werden wahrhaftig erstaunt sein, wie viel Schönheit, Harmonie und Ordnung es in diesem Weltall gibt.
Herkömmliches Wissen und Gesetz der Menschen sagen uns, das Unrecht müsse bekämpft werden. Aber wer den Kampf in die Welt hineindenkt, wird Kampf aus ihr empfangen. Viele unter uns, zu Parteien zusammengeschlossen, sind immer auf einem Kreuzzug gegen andere Parteien, Klasse kämpft gegen Klasse, Rasse gegen Rasse, Nation gegen Nation. Verleumdung und Verdammung donnern von Kanzel und Tribüne herunter. Überall werden bittere Gefühle erzeugt, in sich und anderen. An Gesetzen gegen das Übel fehlt es uns nicht, aber wir können es nicht ausrotten.
Zeitalter hindurch sind wir diesen Weg gegangen. Mit Erfolg? Hat uns bei all dem immer der große Weltgeist beraten, der einzig weiß, was gut und böse ist? Oder haben wir Menschen in unserem Hochmut uns nicht angemaßt, selber alles besser zu wissen und die Zügel der Regierung in die eigene Hand nehmen zu können?
Der Mensch vergeudet seine Kraft zwiefach. Vergeudung der Kraft im Physischen bedeutet Vergeudung der Kraft im Geistigen. Die Erschöpfung ist abermals zwiefach. Wer verärgert zu Bett geht, wird, wenn er am Morgen erwacht, mit dem gleichen zerstörenden Element beladen sein. Ein Geist voll Unruhe und Hast geht, während der Körper schläft, die Verbindung mit dem zerstörenden Element der Ungeduld und Hast ein. Die Kraft, die wir so vergeuden, weiß der indische Adept zu bewahren, ja, sie verleiht ihm Fähigkeiten, an die wir klugen Leute des Westens gar nicht glauben wollen und die vielen von uns „übernatürlich“ erscheinen.
Es gibt aber im ganzen Weltall oder in der Natur nichts „Übernatürliches“. Wohl aber gibt es in der Natur und in uns selbst sehr, sehr viel wovon wir gar nichts wissen. Jeder von uns ist wahrscheinlich in der lebenslangen Gewohnheit befangen gewesen, seine Kräfte irgendwie zu vergeuden. Hier soll nun nicht mit kategorischem Imperativ gesagt werden: „Ihr müsst diese Gewohnheit unverzüglich ablegen!“ Denn wir können ja nicht aus uns heraus. Einzig die Allmacht kann uns neue Geister geben und uns von unseren Gewohnheiten befreien. Wir müssen es von ihr verlangen. Wir können unseren Kräfteverlusten nicht sogleich steuern. Gewohnheiten, in langen Jahren erworben, können nur nach und nach überwunden werden. Beziehungen, die sich nicht für uns eignen, können wir nicht plötzlich abbrechen, selbst wenn wir genau wissen, welche Kraft wir durch sie verlieren. Unsere Geister, dem Hass, argem Vorurteil oder Neid aufgetan, können sich nicht an einem Tag wandeln.
Wir irren in Unwissenheit. Darum dürfen wir nicht als „elende Sünder“ getadelt werden. Wir entwachsen ja diesen Irrtümern stetig. Sind uns einmal die Augen geöffnet, so erkennen wir täglich einen der Fehler, die uns anhaften.
Wir sollen darum dem Höchsten danken, der uns diese Fehler zeigt. Denn Fehler erkennen, heißt vom niederen Wesen zum höheren werden.
Der Mensch kann nicht aus sich heraus die höhere Ökonomie der Kräfte schaffen. Aber wenn er der Verschwendung und Vergeudung seiner Kräfte bewusst wird, kann er vom Höchsten das neue und ruhevollere Gemüt verlangen. Und es wird ihm werden und wird ihn mit neuem Leben erfüllen und über die Ökonomie der Kräfte wissend machen.
Fleisch und Blut, Knochen und Muskel werden so eine Erneuerung erfahren. Der Mensch wir zum neuen Wesen. Und die Ökonomie der Kräfte wird ihm so leicht werden wie seine Atmung.
2. DIE KUNST DES VERGESSENS
In der Chemie der Zukunft wird der Gedanke so gut als Stoff gelten wie heute Säuren, Oxyde und anderes als chemische Stoffe gelten. Denn es ist kein „leerer Raum“ zwischen dem, was wir Materie,