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Kendra Li
Miko Li und das gestohlene Zauberbuch
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Inhaltsverzeichnis
Zweites Kapitel – Der Engelexpress!
Drittes Kapitel – Das innere Kind
Viertes Kapitel – Der Zauberdrache!
Fünftes Kapitel – Das magische Buch!
Sechstes Kapitel – Ein Wunder!
Miko Li
Erstes Kapitel - Erwachen
Miko wacht Mitten in der Nacht auf. Irgendetwas hat sie aufgeweckt. Eine leise Stimme, die ihren Namen rief. Oder hat sie sich das bloß eingebildet?
Sie knipst die Nachttischlampe an und rutscht von der Bettkante. Mit nackten Füßen durchquert sie das Kinderzimmer. Da stolpert sie über etwas. Sie guckt zu Boden und entdeckt ihren Teddy Domino. Seine treuen Knopfaugen schauen zu ihr hoch. Schnell hebt sie ihn auf und drückt ihn ganz fest an ihre Brust.
Sein schokoladenbraunes Fell fühlt sich weich und flauschig an. Sie hat ihn so lieb! Domino hat ihr schon so oft in ihrem Leben Trost gespendet. Vor allem, wenn sie sich mal wieder fremd und anders vorkam.
Miko drückt ihre Nase in das weiche Fell und meint jetzt einen Hauch von Aftershave zu riechen.
So hatte ihr Vater immer gerochen. Sie schluckt schwer und ihre Augen fangen an zu brennen.
Vor zwei Jahren ist ihr Vater bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Er ist ein erfolgreicher Architekt gewesen. Ständig ist er in der Welt herum gereist. Manchmal hat Miko ihn drei Monate lang nicht zu Gesicht bekommen. Sie erinnert sich an die Wut, die sie empfunden hat, weil ihr Vater nicht wie andere Väter zu Hause geblieben ist.
Zudem ist er nie da gewesen, wenn sie ihn ganz dringend gebraucht hat.
Doch nun wird er nie mehr Zeit haben. Er wird nicht einmal mehr Zeit haben, um ihr zu sagen, dass er keine Zeit für sie hat. Denn er ist für immer fort. Mama sagt, er ist im Himmel. Doch was bedeutet das schon? Miko kann sich darunter nichts vorstellen. Wo ist das? Der Himmel.
Mit Domino auf dem Arm legt sie sich wieder ins Bett und starrt hoch an die Decke. Morgen wird sie neu eingeschult. Sie kommt jetzt in die fünfte Klasse und auf eine neue Schule. Sie verspürt ein leises Ziehen in ihrem Herzen. Ihr Vater wird nicht da sein.
Der hat im Himmel sicher Besseres zu tun. Er hat ja immer etwas Besseres zu tun...
Miko drückt ihren Teddy noch fester an sich. Domino ist alles, was ihr von ihrem Papa noch geblieben ist. Den hat sie vor vier Jahren zum Geburtstag von ihm geschenkt bekommen.
Sie gähnt. Vielleicht klappt es ja jetzt mit dem Einschlafen.
Als sie das Licht ausknipst, starren ihre Augen noch eine Weile in die Dunkelheit. Weshalb ist sie eigentlich aufgewacht? Ja richtig. Eine Stimme hat nach ihr gerufen. Oder?
Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken kann, ist sie auch schon wieder eingeschlafen. Und so bekommt sie gar nicht mit wie ein helles Licht über ihrem Körper erscheint und sich ganz langsam auf die Bettdecke neben ihr nieder lässt. Dort sitzt es, um über Miko zu wachen.
Miko sitzt auf dem Beifahrersitz, neben ihrer Mutter, im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Hause. Die Mutter hat ihre Tochter gerade von der Schule abgeholt.
Jetzt fahren sie langsam durch die Nachbarschaft und Miko sieht wie Herr Müller gerade seinen Garten gießt, Frau Zimmermann ihren Briefkasten leert und der kleine Hund von Schmitges mal wieder im Nachbargarten herum buddelt. Das gibt später sicher Ärger!
Sie betrachtet die Bäume, die aus ihrem Winterschlaf erwacht sind und nun zu blühen anfangen. Das Gras ist bereits saftig grün und die Vögel stimmen sich auf den Frühling ein. Es herrscht eine äußerst friedliche Atmosphäre.
Nur sieht es in Miko drin ganz und gar nicht friedlich aus. Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und macht ein unglückliches Gesicht. Auf der ganzen Heimfahrt hat sie ihrer Mutter von ihrem schrecklichen Tag erzählt.
Die Einschulung war ja noch einigermaßen verlaufen. Aber als der Unterricht begonnen hatte, musste Miko mit Entsetzen feststellen, dass die anderen Schüler viel schlauer waren als sie. Jeder schien mit dem Unterrichtsstoff klar zu kommen, doch sie selbst hatte das furchtbare Gefühl ein Brett vor dem Kopf zu haben.
Der Lehrer war ihr auch unsympathisch. Er blickte streng und schien für niemanden ein Lächeln übrig zu haben, was sie nur noch mehr einschüchterte. Miko hatte gedacht, sie würde schnell neue Freunde finden. Doch in der großen Pause wurde sie von keinem ihrer Schulkameraden beachtet. Die Schüler schienen sich untereinander alle zu kennen, während Miko noch immer die Neue war.
Nach der Schule hatte Miko traurig auf dem oberen Treppenabsatz zum Schuleingang gesessen und auf ihre Mutter gewartet. Mit hängenden Schultern und schlurfenden Schritten war sie später zu ihr ins Auto gestiegen.
„Du wirst schon noch Anschluss finden, mein Schatz,“ sagt ihre Mutter jetzt mit beruhigender Stimme. „Das war doch dein allererster Schultag. Hab noch ein bisschen Geduld. Das wird schon.“
Das wird schon. Miko kann es nicht mehr hören. Immer, wenn Erwachsene nicht weiter wissen, fertigen sie einen mit diesem Spruch ab.
Seit Papas Tod scheint ihre Mama in ihrer eigenen Welt zu leben und nicht mehr offen für Miko`s Probleme zu sein. Sie hat genug eigene Probleme, sagt die Mutter oft in letzter Zeit.
Sie sagt es nicht zu Miko, aber zu ihren Freunden, am Telefon oder sogar zu sich selbst, wenn sie Selbstgespräche führt. Miko traut sich kaum noch sich ihrer Mutter anzuvertrauen, denn sie will ihr nicht auch noch zur Last fallen.
Sie