Frank Habbe

Borderline


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      Sie eilt zu ihrem Chrysler und setzt sich in den ruhigen Wagen. „Jetzt ist’s besser. Worum geht’s denn?“

      „Wie gesagt, ich bin Daves Geschäftspartner. Mein Problem ist, dass ich ihn nirgendwo erreichen kann. Er geht nicht mehr ans Telefon, war seit Freitag nicht mehr in der Firma. Und abends brennt bei ihm zu Hause kein Licht. Ich mache mir Sorgen.“

      „Hat er sich denn nicht bei Ihnen gemeldet?“

      „Nein! Bei Ihnen?“

      Daves mittäglicher Anruf fällt ihr ein. Sie will diesem Marc gerade von dem verloren gegangenen Handy und der neuen Nummer erzählen, als sie innehält. Hat Dave sie nicht eindringlich darum gebeten, die Nummer unter keinen Umständen weiterzugeben? Wenn er gewollt hätte, dass sein Partner sie bekommt, hätte er ihn direkt angerufen. Sie zögert einen Moment, räuspert sich. „Nein. Also, nicht heute, meine ich.“

      „Ah so. Wann denn dann?“

      Ein misstrauischer Unterton klingt unüberhörbar durch. Warum kann sie auch bloß so schlecht lügen? Sie beschließt, bis auf den seltsamen Anruf bei der Wahrheit zu bleiben: „Wir waren Sonntagabend essen. Da hab ich ihn zuletzt gesehen.“

      „Und, war er da normal?“

      „Normal?“

      „Hat er sich irgendwie anders benommen?“

      Und wie!

      „Mir ist nichts aufgefallen. Er war wie immer.“

      Für einige Augenblicke schweigt der Anrufer. Claire will gerade nachfragen, als er fortfährt. „Sie scheinen ihn als Letzte gesehen zu haben. Würden Sie mir vielleicht helfen?“

      „Gern, aber womit?“

      „Weiß ich auch nicht so genau. Vielleicht finden wir gemeinsam raus, was mit ihm passiert ist. Ich brauche ihn! Er hat die Schlüssel vom Boot. Dazu die Buchungspläne für Charterfahrten. Die waren auf seinem Laptop. Der ist natürlich auch weg.“

      „Waren Sie denn schon bei der Polizei?“

      Am anderen Ende der Leitung hört Claire ein verächtliches Schnaufen.

      „Ach, die! Die haben gesagt, dass ich nächste Woche wiederkommen soll. Das Übliche.“

      Sie kann seinen Groll gut nachvollziehen. Trudeln doch bei ihnen ständig Anfragen nach auf See Vermissten ein. Wenn sie jedem Anrufer nachgehen würden, hätten sie niemals Feierabend. Und meist tauchen die Gesuchten von ganz allein wieder auf. Nicht auf See, sondern in einer Bar, einem fremden Bett oder einer Zockerbude.

      Marc beginnt, ihr leidzutun. Vielleicht soll sie ihm doch die Nummer geben? Sie reißt sich zusammen. Nein, Dave hat sich klar ausgedrückt. Aber treffen kann sie diesen Marc ja. Außerdem ist sie neugierig. Auf das Büro und auf Daves Partner. „Was halten Sie davon, wenn wir uns irgendwo treffen?“ Sie spürt, wie sich die Laune ihres Gesprächspartner augenblicklich verbessert.

      „Danke! Sie wissen, wo wir unser Büro haben?“

      Ihr fällt auf, dass sie Dave noch nie auf der Arbeit besucht hat. „Eh, nein. Leider nicht.“

      „Kein Problem.“ Er nennt ihr eine Adresse in Sierra Mesa. „Kommen Sie einfach vorbei, wenn es Ihnen passt.“

      „Gern früh.“ Sie denkt an Jetlag und Spätschicht.

      „Ich bin ab neun im Büro.“

      „Gleich morgen? Vielleicht ist Dave bis dahin ja wieder aufgetaucht.“

      „Hoffentlich! Aber neun passt.“

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