Christine Jörg

Plutos Hundeleben


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ist niemand da. Keiner sieht es. Ah! So, jetzt geht es mir wieder besser!

      Mein Magen knurrt. Ich glaube, ich suche meinen Futternapf. In diese Richtung! Ja, jetzt rieche ich ihn auch! Hm, gar nicht so schlecht. Ich habe enormen Hunger.

      Jetzt höre ich schon Papas tiefe Stimme, die mich ruft. Er hat den Haufen entdeckt, den ich diskret gesetzt habe. Nun weiß er nicht so recht, wie er damit umgehen soll. Oder er will es nicht wissen! Ich sehe ihm die Ratlosigkeit an. Am besten ich verkrieche mich.

      Mama spricht ernst mit ihm und Papa putzt mein Geschäft weg. Eine Bestrafung bekomme ich nicht. Wenn ich es mir richtig zusammenreime, dann darf ich reinpinkeln und Haufen setzen. Nur erwischen lassen darf ich mich nicht! Hoch interessant! Wenn jemand zuschaut suche ich besser die Windel auf.

      Peter meldet sich zu Wort. Er hat meinen leeren Fressnapf bemerkt. Ganz egal bin ich ihm nicht.

      Mama ist zufrieden mit mir. Sie scheint überhaupt mein Ansprechpartner zu sein.

      Die ist gut! Hat sie gedacht, ich trete in Hungerstreik? Mir hängt der Magen bis in die Hinterläufe. Soll ich da etwa auch noch hungern? Nein, das kommt nicht in Frage. Man soll sich regelmäßig ernähren. Und seinen Unmut und seine Ängste kann man auch anders zum Ausdruck bringen.

      So, und was passiert jetzt? Alle ziehen sich an. Hallo, ich möchte aber nicht alleine hier bleiben. Mama kommt und zieht mir ein Halsband an. Ich werde an eine Schnur gehängt und auf geht es in ein kleines Kabäuschen. Alle drängen sich zusammen. Es ist noch enger als im Auto. Der Kasten setzt sich in Bewegung Plötzlich hebt sich mir fast der Magen. Der enge Raum, man nennt ihn Fahrstuhl, hält mit einem Ruck an. Wir treten an einer anderen Stelle heraus. Hier verlassen wir das Haus. Es geht auf die Straße.

      Leute, muss ich wirklich auf die Straße? Zu Hause ist es doch so schön! Na ja, alleine will ich nicht bleiben. Sonst muss ich heulen. Also gehe ich ein paar Schritte mit. Vielleicht tragen sie mich wieder oder wir fahren Auto.

      Was sind denn das für fürchterliche Geräusche auf der Straße? Ich erschrecke jedes Ma und beginne zu zittern. Gut, ich werde es immer so machen: Jedes Mal, wenn ein Geräusch kommt, das ich nicht kenne, setze ich mich hin und warte bis es vorbei ist. Dann kann mir bestimmt nichts passieren.

      Papa wird ungeduldig und geht mit den Jungen weg. Mama stört mein Trödeln scheinbar nicht. Sie hofft und redet mir gut zu. Immer wieder deutet sie auf einen Baum und in den Rinnstein. Hier soll ich pinkeln. Aber Mama, zu Hause wartet doch die Windel auf mich! Soll ich der untreu werden?

      Solange diese Geräusche zu hören sind, trödle ich. Der Lärm lenkt mich ab. Da kann ich nicht auf Kommando Pipi machen.

      Endlich werde ich auf den Arm genommen und getragen. Ist das schön, den warmen und weichen Körper von Mama zu spüren. Ihr Herz schlägt regelmäßig. So wie das Herz meiner Hundemama, wenn ich mich an sie gekuschelt habe, oder wenn ich bei ihr säugen durfte.

      Oh, da sind die anderen. Sie sitzen an einem Tisch, aber nicht zu Hause. Was es da genau gibt weiß ich nicht. Ich werde unter dem Tisch auf den Boden gesetzt. Also betrachte ich die Füße um mich herum. Kein Problem! Die einen riechen gut, und die anderen stinken. Und was es alles für Schuhe gibt! Interessant.

      Auf dem Nachhauseweg muss ich nur ein paar Schritte gehen. Da ich weder Pipi mache, noch Häufchen setze, werde ich wieder getragen. Kurz bevor wir zu Hause ankommen, muss ich nochmals ein paar Schritte gehen. Doch jetzt kann ich es mir wirklich verkneifen, bis ich zu meiner Windel zurückkomme. Schließlich will ich gelobt werden und eine Belohnung bekommen.

      Endlich sind wir angekommen. Ich begebe mich sofort zu meinem persönlichen Hundeklo, auf die Windel. Oh, das war knapp! Tut das gut, wenn die Blase erleichtert ist. Und, ich werde von allen gelobt. Na, geht doch!

      So, liebe Leute, jetzt will ich meine Ruhe. Ich gehe ins Bett. Wieder respektiert man mein Bedürfnis nach Schlaf.

      *

      Papa führt mich später nochmals spazieren, doch zum Pipi machen warte ich bis ich zur Windel zurückkehre. So haben sie es mir doch gezeigt.

      Inzwischen ist es dunkel. Die Kinder sind schon lange im Bett. Ich darf ihnen gute Nacht sagen, muss dann aber aus dem Zimmer gehen, obwohl die Kinder protestieren. Danach werde ich in den Raum eingesperrt, aus dem das Essen kommt, die Küche. Inzwischen kenne ich das Zimmer schon. Hilfe! Ich will nicht alleine schlafen! Bislang durfte ich immer mit meinen Geschwistern und meiner Hundemama schlafen. Alleine habe ich Angst.

      Zur Sicherheit heule ich mal. Bestimmt werde ich rausgeholt. Aber nein, die lassen mich schmoren. Also, dann heule ich eben nochmals eine Runde. Still! Ich höre Schritte. Jemand hat Erbarmen mit mir. Endlich! Wurde aber auch Zeit!

      Mama kommt in die Küche herein. Diesmal spricht sie nicht in freundlichem Ton mit mir. Zur Sicherheit kehre ich in mein Bett zurück. Ich versuche meinen traurigsten Blick aufzusetzen. Der lässt sie jedoch kalt. Sie wendet sich ab und verlässt die Küche wieder. Ich bleibe erneut alleine zurück. Wie kann ein Mensch nur so herzlos sein?

      Noch zweimal heule ich in dieser Nacht bitterlich, doch keiner erbarmt sich meiner. Irgendwann bin ich eingeschlafen.

      *

      Morgens werde ich aus meinem Gefängnis geholt. Die Kinder kommen schon sehr früh und streicheln mich. Dann fordern sie mich auf, mit ins Zimmer von Mama und Papa zu gehen. Die schlafen vielleicht in einem großen Bett! So etwas habe ich noch nie gesehen.

      Bald stehen Mama und Papa auf. Papa zieht sich an und geht mit mir raus, obwohl ich während der Nacht zweimal auf die Windel gepinkelt habe. Mama hat mich zwar gelobt, doch der Papa meint anscheinend, ich müsste unbedingt wieder auf die schreckliche Straße. Gut, wenn es nicht anders geht.

      Ehrlich gesagt, ich bin überrascht. Anscheinend sind Papa und ich heute die einzigen, die spazieren gehen. Fast ruhig ist es draußen. Nur wenige Schuhe klappern auf dem Bürgersteig. Ich muss mich gar nicht oft vor Schreck setzen. Die Runde dauert ewig, doch schließlich kommen wir wieder zu Hause an.

      So vergeht der zweite Tag. Noch dreimal werde ich spazieren geführt. Stets warte ich, bis ich meine Geschäftchen auf der Windel verrichten kann. Ich bin wirklich gelehrig. Das müsst ihr zugeben.

      An diesem Abend, als ich wieder eingesperrt werde, ziehe ich das Ganze anders auf. Ich pinkle auf meine Windel und belle dann. Mama kommt prompt, sieht, was ich geleistet habe. Sie lobt mich sogar. Na, geht doch! Aber, auch das funktioniert es nicht wie ich es mir wünsche. Nachdem ich eine neue Windel bekomme, werde ich wieder alleine gelassen. Wisst ihr was? Ich gebe auf! Jetzt schlafe ich. Was soll das? Letztendlich braucht so ein kleiner Hund viel Schlaf. Ich bin auch nur ein Kind.

      *

      Am nächsten Tag besucht mich Papa als erster in der Küche. Dann zieht er Schuhe und Jacke an, nimmt seine Tasche und geht aus dem Haus. Ohne mit mir spazieren zu gehen! Habe ich etwas falsch gemacht?

      Die Türe zur Küche bleibt offen. Heißt das, ich darf raus? Vorsichtig verlasse ich mein nächtliches Gefängnis und begebe mich auf die Suche nach den anderen.

      Mama steht angezogen im Zimmer der Kinder und weckt sie. Murrend stehen die beiden auf. Als Mama das Zimmer verlässt, übersieht sie mich beinahe. Ich kann mich gerade noch zur Seite werfen um nicht getreten zu werden. Jetzt endlich nimmt sie mich wahr und redet freundlich mit mir und streichelt mich. In der Hoffnung, sie versteht mich, hebe ich meinen Schwanz und wedle ihn fleißig, dazu belle ich leise. Sie hat mich verstanden und tätschelt mich nochmals. Unsere Kommunikation ist gar nicht so schlecht. Wir verstehen uns schnell.

      Dann kommt Hektik auf. Ich suche einen sicheren Ort, an dem ich mich verstecken kann, bis der Sturm vorüber ist. Irgendwann rufen die Buben nach mir. Soll ich es wirklich wagen? Kann ich mich blicken lassen? Ja, ich trete vor die versammelte Mannschaft. Mama zieht mich an. Ich meine, ich bekomme mein Halsband angezogen. Nun nimmt sie mich auf den Arm. Wir verlassen die Wohnung.

      Diesmal fahren wir mit dem Auto ein Stück. Dann steigt Mama mit den Kindern aus. Ich muss warten. Na gut, ich bin wieder müde. Also lege ich mich schlafen. Plötzlich wird die Türe