nächsten Tag erwachte John in seinem eigenen Bett, als er Schreie wahrnahm. Es folgte ein zweites Ereignis, welches dazu beitrug, dass sich Johns Leben stark veränderte. John sprang auf und rannte wie ein wilder Stier in Richtung des Zimmers seiner Mutter. Er riss ihre Tür auf und sie lag ruhig und entspannt da, ihre Decke zur Seite gewühlt.
„Ma?“ rief John mit verunsicherter Stimme, denn er war sich sicher, dass die Schreie von seiner Mutter kamen, „Ma, ist alles in Ordnung- ich hatte Schreie gehört…“
Es kam keine Antwort. John betrachtete seine Ma genauer und stellte fest, dass sich ihr Brustkorb nicht bewegte. Er schüttelte und rüttelte an ihr, doch es tat sich nichts. John liefen dicke Tränen die Wange hinunter.
„Ma, nun wach‘ doch endlich auf“, schrie er und sank zu Boden.
Er weinte. Er war traurig, aber auch wütend. Warum musste sie ihn verlassen? Ein Impuls in ihm entwickelte den Gedanken, den Sheriff zu holen, der womöglich eine Idee hatte, seine Mutter zurückzuholen. John hatte das mal gehört. Er machte sich schnellstens auf den Weg zum Department und traf den Sheriff an.
„John, John beruhige dich“, sprach der Sheriff, „was ist denn los?“
John war derartig aufgewühlt, was verständlich gewesen war, dass er kein vernünftiges Wort herausbekam. Des Weiteren sah er Jesse Ringo, wie er in seiner Zelle saß und John seit dem Betreten des Sheriffs Department anstarrte.
„Hey“, schrie Sheriff Wyatt und verpasste John eine Ohrfeige.
John erstarrte. Er wirkte ruhiger.
„Also, John, erzähl‘, was ist los?“ wollte der Sheriff nun wissen.
„Meine Ma“, begann John zu erzählen, „sie bewegt sich nicht mehr.“
Sheriff Wyatt machte sich sofort auf. Er kannte Johns Ma, wie jeder in Woodstock. John folgte ihm. Der Sheriff stürmte regelrecht in das Haus der Ma und fand sie wie John zuvor leblos in ihrem Bett liegend. Als John einige Momente später ankam, denn er war deutlich langsamer als der Sheriff, kniete Sheriff Wyatt vor dem Bett und betete.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte John und vergoss wieder Tränen, denn er kannte die Antwort bereits.
„Ich bete für deine Ma“, antwortete der Sheriff, „denn sie soll in den Himmel kommen zu den Engeln.“
Durch den Tod der Ma verschob sich die Hinrichtung des Schurken Jesse Ringo. Der Sheriff organisierte alles für eine Beerdigung und die Menschen halfen gerne. Der Bestatter spendete einen Sarg und einen Stein. Der Pastor lud Gäste ein und sorgte für einen Grabplatz. John war nicht derselbe- er war ruhig.
Die Vogelscheuchenbande kam nicht zur Beerdigung. Sie erschienen nicht einmal bei ihm, um ihm ihr Beileid auszusprechen. Sie dachten, er wollte die Beute für sich haben und sie betrügen. Jesse Ringo war in ihren Augen ein Held- John dagegen ein Verräter.
„Deine Ma war eine ganz besondere Frau“, sprach der Pastor, „eine unvergleichliche Frau, die ihr Leben für dich opferte. Wir wissen, dass du nicht immer der feinste Kerl warst, aber für deine Ma warst du eine Musterjunge, ein netter Junge, ein Sohn. Wollen wir uns in Erinnerung halten, dass nun ein Mensch von uns ging, der es verdient hat, im Himmel zu kommen- lasset uns beten…“
Sie trugen Ma zu Grabe. John bedankte sich bei allen und stand noch lange vor der Grabesstelle, da er noch immer nicht glauben konnte, was geschehen war.
Während der Beerdigungszeremonie schlichen sich Puddy- Pancho, Strong- Wong und Bill the Brain in das Sheriffs Department, welches nicht besetzt war, da der Sheriff angeordnet hatte, dass alle Hilfesheriffs teilnehmen. Zudem wollten sie mit Schüssen aus Flinten der Ma Tribut zollen.
Jesse Ringo bekam natürlich mit, dass die drei hineinkamen. Er wusste allerdings nicht, wie sie reagieren würden. Es bestünde die Möglichkeit, dass sie ihn kalt machen würden.
„Hey Jungs“, rief Jesse, „ich habe euch nicht verraten, es war John.“
„Das wissen wir“, verriet Bill, „deshalb sind wir hier.“
Jesse war erleichtert. Plötzlich sah er sowas wie Freiheit und einen Plan, aus diesem Kittchen zu entkommen.
„Was wollt‘ ihr denn hier?“ wollte Jesse Ringo wissen und kam näher an die Gitterstäbe heran.
Bill zog einen Revolver hervor.
„Wir wollen, dass du dich für uns und natürlich für dich rächst“, erklärte Bill the Brain.
„Mach‘ ich“, stimmte Jesse zu und streckte seine Hand aus.
Bill übergab Jesse den Revolver.
„Ich habe allerding sein Problem“, sprach Jesse, „ich bin hier drinnen und der Verräter da draußen.“
„Das ist mein Part“, teilte Strong- Wong mit und verbog mit all seiner Kraft die Gitterstäbe der Zelle, damit Jesse hindurch kommen konnte.
„Danke“, sagte Jesse Ringo und quetschte sich durch die Stäbe hindurch. Zum Glück war er schmal, sodass er leicht hindurch kam.
Laum hatte er seine Freiheit zurück, hob er seine Waffe und drückte ab. Er traf Strong- Wong, der ihm am nächsten stand mitten im Kopf. Wong fiel wie ein nasser Sack um. Die anderen beiden erstarrten, denn sie waren fassungslos. Jesse, der nicht das erste Mal jemanden beseitigte, dreht sich zu Puddy- Pancho und schoss ihm in die Schulter. Pancho war nicht schnell genug, seinen Revolver zu ziehen, da seine rechte Schulter getroffen wurde und er Rechtshänder war. Der zweite Schuss sollte seinen Kopf aber nicht verfehlen und auch er knallte zu Boden.
„Stopp“, schrie die zitternde Stimme von Bill the Brain, „lass‘ deine Waffe fallen.“
Jesse wusste, dass er gut sein musste, um alle drei auszuschalten. Allerdings stand Bill direkt hinter ihm und eine Drehung mit Schuss dauerte nun mal länger als ein gerader Schuss, wie Bill ihn hätte.
„Gut“, sprach Jesse, „ich gebe auf und lege meine Waffe nieder, dir wollte ich eh nichts antun, sondern die Beute mit dir teilen. Sie liegt immer noch hier.“
Bill schaute sich um. Er fand nichts.
„Sie liegt da hinten“, verriet Jesse Ringo, „in der Kiste. Du kannst sie dir nehmen und gehen.“
Bill ging langsam hinüber zur Kiste. Er musste allerdings kurz wegschauen, um mit der anderen Hand die Kiste zu öffnen, was nicht funktionierte. Ein Geräusch verriet ihn und Jesse schnappte sich seine Waffe und drehte sich um. Es folgte ein Schusswechsel. Bill wurde in der Brust getroffen und fiel um. Jesse wurde zwei Mal (!) verfehlt- wie durch ein Wunder. Jesse ging hinüber zu Bill, der auf den Boden gesunken war und noch lebte.
„Ihr seid echt bescheuert“, sagte Jesse, „und ihr wisst‘ es nicht einmal.“
Dann schoss er Bill ins Gesicht. Er nahm sich einen Teil der Beute, da ihm klar war, dass er mit allem gar nicht davonkommen konnte. Zudem entwaffnete er die Toten und steckte sich die anderen Revolver ein seine Tasche. Er ging durch den Hintereingang nach draußen und wurde von Sheriff Wyatt und seinen Helfern empfangen.
„Machen Sie keinen Blödsinn“, warnte der Sheriff, der seine Waffe am Anschlag hatte, „sonst zwingen Sie mich, ihnen die Rübe wegzupusten!“
Jesse ließ seine Waffe fallen, sowie die Beute.
„Auch die anderen Waffen!“ brüllte Sheriff Wyatt, „fallenlassen!“
Jesse nahm die anderen beiden Pistolen und warf sie weit weg von sich. Der Sheriff kam näher, um Jesse Ringo festzunehmen. Die beiden Hilfssheriffs hatten Jesse im Visier. Als Sheriff Wyatt etwa drei Meter vor Jesse war, zog dieser seine Waffe und feuerte zwei Schüsse ab. Wyatt konnte zwar einen Schuss erwidern, der traf sein Ziel aber nicht.
Die beiden Hilfssheriffs schossen, sie sollten aber ihren Sheriff treffen, nicht Jesse. Er nutzte die Chance und legte beide um. Er hob ein paar Waffen auf, um weiterhin mit Revolvern versorgt zu sein. Er eilte davon. Allerdings musste er Richtung Hauptstraße,