Stefanie Gislason

Augenblicke


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weiss es nicht, aber ich bin froh, dass du dann da bist.

      Ich bin so froh, dass es dich in meinem Leben gibt!

      Du bist einfach zu wertvoll, um verloren zu gehen.

      Ich hab dich lieb!

      Mama

      Mütter...

      Was sind das für Menschen?

      Wo kommen sie her?

      Für was sind sie berufen?

      Mütter sind Engel.

      Engel, die auf diese Erde geschickt wurden, um unserem Leben einen besonderen Sinn zu geben.

      Niemand weiss, woher sie wirklich stammen, aber wir alle sind froh, dass wir sie haben.

      Denn was wären wir heute, hätten wir nicht eine Mutter, die uns sagt, was gut ist und was falsch?

      Die uns beisteht in schlechten Zeiten und sich mit uns freut, wenn etwas gelungen ist?

      Die einfach für uns da ist und uns immer so liebt, wie wir sind.

      Mama...

      Du hast schon so vieles für mich getan.

      Mein ganzes Leben lang begleitest du mich schon, bist nie auch nur eine Sekunde lang von meiner Seite gewichen und das jetzt schon seit so vielen Jahren.

      Du bist da, wenn ich dich brauche.

      Du erträgst meine Launen nicht selten mit einem Lachen.

      Und selbst dann, wenn du nicht in meiner Nähe bist, so weiss ich doch, dass deine Gedanken bei mir sind.

      Manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar.

      Genau wie ein Engel.

      Ein Engel, der über mich wacht, still und unbemerkt.

      Aber sich trotzdem im richtigen Augenblick durch eine sanfte Geste bemerkbar macht.

      Es ist schön zu wissen, dass es einen solch besonderen Menschen auf dieser Erde gibt und dass ich dich kennen darf.

      Du bist die beste Mama der Welt, ein Engel und ein wunderbarer Mensch, den ich in meinem Leben niemals vermissen will!

      Ich hab dich lieb!

      Der Baum

      Du gehst an ihm vorbei, schenkst ihm keinerlei Beachtung.

      Es ist tiefster Winter, jeder Baum ist kahl.

      Für dich ist er nur ein Baum unter vielen, aber eigentlich ist er es nicht.

      Doch kümmert es dich?

      Du hast eindeutig Besseres zu tun, als die stille Schönheit eines Baumes in der kalten Jahreszeit zu bewundern.

      Er straft dich nicht für dieses Verhalten.

      Für ihn bist du nur ein weiterer geschäftiger Mensch, der diese Strasse entlang eilt.

      Kaum einer schenkt ihm einen Blick, noch seltener verweilt jemand an dieser Stelle, die Augen auf ihn gerichtet.

      Doch dieses Mal ist es anders.

      Du bleibst plötzlich stehen, legst die letzten Meter noch einmal zurück.

      Einen langen Augenblick stehst du da, ehe sich ein Lächeln auf deinen Lippen bildet und du die Strasse verlässt.

      Dein Lächeln vertieft sich, als du die Erde unter deinen Schuhen spürst und langsam, Schritt für Schritt, auf ihn zukommst.

      Beinahe ehrfürchtig berühren deine Finger seine raue Rinde.

      Die Rinde, welche die ganze Geschichte seines langen Lebens erzählt.

      Deine Augen schliessen sich einen Moment, vorsichtig erkundest du die unregelmässige Oberfläche.

      Erneut huscht ein Lächeln über dein Gesicht.

      Ja, du hast ihn in diesem Augenblick erkannt.

      Seine Erinnerungen öffnen sich dir.

      Du siehst die wilden Kletterpartien aus deiner Kindheit, der erste scheue Kuss in deinen Jugendjahren und manch schöne Sternennacht, die ihr gemeinsam erlebt habt.

      Er hat sich damals mit dir zusammen über Dinge gefreut, doch er hat genauso mit dir getrauert.

      Doch eines Tages bist du nicht mehr gekommen.

      Er hat dich keinen Moment für das verurteilt.

      Sein Leben ging einfach weiter.

      Menschen kamen und gingen.

      Kinder eroberten seine Wipfel, manche fanden unter seinem Schutz die Liebe zueinander und andere genossen in seiner Gegenwart den Zauber und die Schönheit der Nacht.

      Aber dann kam diese Strasse.

      Niemand besuchte ihn mehr.

      Stattdessen eilten die Menschen hastig an ihm vorbei.

      So auch du.

      Er erkannte dich sofort.

      Doch du hast bis heute gebraucht, bis du ihn ebenfalls erkannt hast.

      Erneut legt sich deine Hand auf seine Rinde, deine Augen fixieren die kahlen Äste.

      Er ist ein einfacher Baum, doch er verbirgt viele Geheimnisse.

      Auch eure.

      Du sprichst kein Wort, doch er nimmt deine Entschuldigung an.

      Fügt sie als neue Erinnerung, als neues Geheimnis, in die raue Rinde seines Stammes ein.

      Einsamkeit

      Ein Wort, dessen Bedeutung sich jeder bewusst ist.

      Momente, Augenblicke des Alleinseins.

      Niemand ist zur Seite, um dieses Gefühl mit seiner Anwesenheit zu füllen.

      Keiner, der kommt, um die Hand zu reichen, wenn das Leben uns wieder vor einen grösseren Abgrund gestellt hat, der nur schwer zu überqueren ist.

      Es ist die Erkenntnis, dass niemand kommen wird.

       Einsamkeit.

      Eine Möglichkeit der Sicherheit.

      Ein Schutzpanzer vor der gewaltigen Macht unserer Gefühle.

      Man zieht s0ich zurück und bietet der Mitwelt somit keine Angriffsfläche für mögliche Verletzungen.

       Einsamkeit.

      Eine besondere Zeit, sofern man sie sich mal gönnt.

      Sie kann eine heilende Wirkung haben.

      Sie kann eine Zeit der Erkenntnis sein.

      Sie kann eine Möglichkeit darstellen, sich selbst etwas besser kennen zu lernen.

      Sie kann Ruhezeit sein, um eine überfüllte Seele etwas entspannen zu lassen.

      Sie bietet die Möglichkeit, einmal auf sich und in sich zu hören.

      Sie schenkt Zeit, die Gedanken einmal schweifen zu lassen, an Orte, die man selbst nicht für möglich hielt.

       Einsamkeit.

      Die einen sehen sie positiv, die anderen negativ.

      Manchmal ist sie willkommen, manchmal eben nicht.

      Aber sie ist immer da, egal auf welche Art.

      Sie ist bereit, in unser Leben einzugreifen und bietet Zeit, um etwas zu erklären, zu ändern oder zu zeigen,