Nolan McCalleb

Starship Ardon - Gesamtausgabe


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Löcher verschlossen und er machte sich auf den Rückweg zur Schleuse. Vom verloren gegangenem Androiden war weit und breit nichts zu sehen, aber selbst wenn er nur 50 Meter vor ihm schweben würde, Kyle hatte keine Ausrüstung dabei, um ihn zu bergen. Das war zwar ärgerlich, jedoch verschmerzbar. Zuerst einen Kaffee und dann bau ich aus dem Lager einfach einen neuen.

      3

      Im Schiff zurück, blinkte und ertönte weiterhin der Alarm. „Du willst mich wohl auf den Arm nehmen? Die Löcher sind doch zu!“, brüllte er dem Alarm entgegen. Mit offenem Mund starrte er auf den Monitor.

       Alarm Kryostatische Kammern – Fehlfunktion

      Sofort eilte er zu den Kühlkammern. Eine Mischung aus Übelkeit und purem Entsetzen übermannte ihn. Die Kammern lagen geöffnet und reglos vor ihm. Nichts rührte sich. Im Augenwinkel vernahm er noch ein kleines Zucken. Die Kammer von Samantha Reefes. Ohne weiter auf die restlichen, gläsernen Särge zu achten, rannte er zu ihrer Box.

      Sie lebte – gerade noch so. Eilig zog er den Tubus, mit samt der Schläuche, die in ihr Körperinneres führten, heraus. Gurgelnd holte sie den ersten Atemzug und krümmte dabei sichtlich von Schmerz durchzuckt den Rücken zu einem Hohlkreuz. Noch halb im Delirium wanderten ihre Pupillen unkontrolliert umher. Einen Moment später und einigem Erbrechen, ging ihr Atem wieder gleichmäßig. Jetzt erst bemerkte Kyle noch weitere Bewegungen in vereinzelten Boxen. Hastig wiederholte er die Prozedur, die er schon bei Samantha angewandt hatte bei einigen weiteren Überlebenden. Zwischenzeitlich war Samantha auf den Beinen und bemerkte schwache Vitalfunktionen bei den Regungslosen. „Sie müssen eingefroren werden, ich kann nicht alle gleichzeitig behandeln. Los hilf mir!“, wies sie ihn an. „Verdammt. Sie helfen den Anderen!“, und deutete mit dem Finger auf einen frisch erwachten. „Ich fahre das System wieder hoch!“, schrie er den Anderen entgegen und rannte zur Eingabeeinheit. Eilig startete er das Analyseprogramm. Der Grund für die Fehlfunktion war schnell ausgemacht. Die Stromversorgung wurde unterbrochen, dass System hat nach mehreren Versuchen auf einen anderen Stromkreis gewechselt. Kyle musste jetzt nur noch das System neu starten.

      Im Hintergrund hörte er jemanden schreien, er blickte sich um und sah einen Mann im mittleren Alter, der sich offenbar von Schmerzen getrieben so heftig aufbäumte, das einige seiner Knochen brachen. Das Geräusch verursachte ihm einen neuen Anflug von Übelkeit. Mit einem mal hörte der Mann auf zu schreien, Samantha beugte sich bereits über ihn, doch er sackte abrupt zusammen und rührte sich nicht mehr.

      Eine halbe Stunde später waren alle verbleibenden Kryokammern zurück in ihren Fächern. Die erste Analyse ergab, dass von 220 Besatzungsmitgliedern 129 keinerlei Vitalfunktionen mehr aufwiesen, 85 Personen in ihren Boxen minimale Lebenszeichen hatten und inklusive Kyle und Samantha sechs Personen lebend und vor allem wach waren. „Wo waren sie, als die Kühlkammern ausgefallen sind? Das hätte nicht passieren dürfen! Sie sind tot verdammt“, giftete Samantha mit Tränen in den Augen und pulsierender Schlagader am Hals Kyle an. „Ich … ich war draußen. Die Hülle reparieren. Wir wären sonst jetzt alle tot! Irgendetwas hat uns getroffen. Draußen waren unzählige kleine Einschlagslöcher“, rechtfertigte er sich. Doch seine Worte fanden kaum Gehör, da der nächste Alarm schon losheulte. „Herrgott, was ist denn heute los?“, fauchte Kyle.

       Alarm Antriebssystem – Fehlfunktion

      „Ich sehe mir das mal an! Sie und die Anderen sollten sich erst mal zurechtmachen!“ Kyle machte sich auf den Weg zum Maschinenraum und prüfte den Antrieb. Am Blackhole-Fusions-Reaktor konnte er keinen Fehler finden. Und wäre dieser tatsächlich defekt, würde zum Einen die künstliche Schwerkraft versagen, und zum Weiteren das ganze Schiff in ihm verschwinden. Der Antrieb war 220 Jahre zuvor, das Neueste vom Neuen. Eine Kernfusion in Kombination mit einem künstlichen schwarzen Loch in der Mitte. Die enorme Dichte des schwarzen Lochs führte auch zu einer künstlichen Schwerkraft, die der, der Erde ähnelte. Nach seiner Inaugenscheinnahme des Antriebs selbst zog er die Steuerrelais unter der Kontrolltafel vor. Mit einem Handscanner prüfte er jede Einzelne, ohne auch nur eine defekte finden zu können. Entnervt und ratlos, lies er sich in der rechten Ecke des Raumes zum Boden sinken. Mutlos hielt er seine Hände vor sein Gesicht und ließ den Kopf in sie sinken. Durch einen kleinen Spalt, den seine Finger frei ließen, entdeckte er ein winziges Loch vor seiner Fußspitze. Interessiert nahm er die Hände wieder vom Gesicht und inspizierte diese kleine Vertiefung im Boden. Ein Loch. War das schon immer da? Da er keine andere Erklärung für den Ausfall des Antriebs mehr sah, beschloss er die Bodenverkleidung abzuhebeln und nachzusehen.

      Mit einem elektrischen Schrauber, den er an der Kontrolltafel hatte liegen lassen, öffnete er die Bodenabdeckung. Zum Vorschein kamen einige Kabelstränge. Der ungefähren Position des kleinen Lochs in der Abdeckung sah er tatsächlich ein beschädigtes Kabel. „Computer. Datenabgleich, aktuelle Position mit Hüllenbeschädigungen“, setzte er den Befehl an den Bordcomputer. Der Schiffscomputer startete ein Hologramm. Kyles Standort war mit einem blauen Punkt im Querschnitt der Raumschiffsbaupläne unterlegt. Die ungefähre Position der Einschlagslöcher stellte der Computer mit einem blinkenden roten Punkt dar. „Computer. Punkte verbinden!“ Langsam zeichnete sich in den Bauplänen eine dünne Linie beginnend an der Außenhülle zur Position von Kyle hinab. Bingo. Ein Splitter von was auch immer hat sich bis zum Kabelstrang durchgeschossen. Kyle musste nicht lange suchen, zu welcher Sektion das beschädigte Kabel gehörte. Das Kryodeck wurde also davon lahmgelegt. Damit wurde auch schnell klar, der Fehler im Antrieb war kein wirklicher Antriebsfehler, sondern eine Überlastung der Kabel. Das System hatte schließlich selbstständig die Stromversorgung umgeleitet und damit war der Kabelstrang des Antriebs nun überlastet.

      Kein Problem das er nicht lösen konnte. Nur allein würde es enorm schwierig werden, daher beschloss er sich Hilfe von den Anderen zu holen.

      4

      „Ich brauche mal Hilfe!“, sprach Kyle zu Samantha und den vier Männern. „Als wir von was auch immer getroffen wurden, hat sich ein Stück davon in einen Kabelbaum im Antriebsdeck gebohrt. Was wohl auch der Grund war, warum das Kryodeck eine Fehlfunktion hatte und durch die Umleitung der Stromversorgung nun die Leitungen des Antriebs überlastet sind. Wir müssen eine Kabelbrücke um den beschädigten Draht herum verlegen.“

       „Ich kann ihnen helfen. Ich bin ausgebildeter Techniker und Elektriker. Wenn ich mich vorstellen darf, ich heiße Doyle Dawson. Es reicht wenn sie mich einfach nur Doyle nennen.“ „Entschuldigen sie, ich glaube ich habe mich ihnen auch noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Kyle. Kyle Thomson. Ich bin militärischer Weltraumingenieur mit Schwerpunkt Portale und Technik.“ Anschließend stellten sich die anderen vor. Prof. Dr. Dr. Javin Capelle, ehemaliger Physik und Mathematik Professor, Connor Fernandez Biotechniker, Zack Anderson Pilot und Sicherheitsexperte sowie Samantha Reefes, militärische Fachärztin für Humanmedizin.

      Kyle und Doyle gingen zum Antriebsdeck und holten unterwegs dorthin noch ein paar Kabel, Klemmen und anderes Werkzeug aus dem Lagerdeck. Dolye ließ sich von Kyle auf den aktuellen Stand der letzten Ereignisse bringen, während sie die Gänge entlang hasteten. Schnell konnten sie den Schaden beheben und die Stromumleitung des Kryodecks wieder zurück leiten. Sofort nachdem Kyle den Computer den Befehl erteilt hatte und dieser die Leitungsverteilung in Originalzustand versetzt hatte, erlosch der Alarm. „Danke für ihre Hilfe Doyle. Allein hätte ich das kaum bewerkstelligen können, ohne mich dabei zu grillen“, bedankte sich Kyle bei ihm.

      Zurück bei den Anderen im Versorgungsdeck, fachsimpelten sie gemeinsam über den Grund der plötzlichen Reihe von Problemen. Während Kyle und Doyle das Problem mit dem Antrieb gelöst hatten, informierte sich der Rest in den Logbüchern des Schiffs über die Geschehnisse der letzten Wochen. „Was könnte das gewesen sein? Was ist da passiert? Kyle du sagtest, es sei wie mit Schrotkugeln perforiert. Irgendeine Idee?“, fragte Samantha in die Runde. „Kleinere Gesteinsbröckchen vielleicht?“, mutmaßte Zack. „Möglich, aber wieso traf es uns dann seitlich?“, konterte Kyle. „Das Schiff befindet sich doch gerade im Anflug an Gliese 1214 b, richtig? Das heißt,