Christine Rey

Geile Zeit


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      Geile Zeit

      Eine romantische Geschichte

      Christine Rey

      Impressum

      Co­py­right © 2018 by Chris­ti­ne Rey

      Al­le Rech­te vor­be­hal­ten.

      Das Werk darf nur mit Ge­neh­mi­gung

      der Au­to­rin wie­der­ge­ge­ben wer­den.

      Gra­fi­sche Ge­stal­tung: Tifra-De­sign

      Fo­tos: Pri­vat

      Chris­ti­ne Rey

      c/o R. Rey

      Hardt­waldring 95

      68723 Of­ters­heim

      eMail: chris­ti­[email protected]

       www.fa­ce­book.com/tin­ten­fass.ge­schich­ten

      Das Buch/Die Autorin

       Das Buch

      Va­len­ti­na fürch­tet sich vor dem Wie­der­se­hen mit Jay­den, der für sie Blü­ten­blät­ter reg­nen ließ und bei Fa­ckel­schein zu Har­d­rock tanz­te. Der Deutsch-Ame­ri­ka­ner woll­te nach der Schu­le ei­ne Zeit lang bei sei­nen ame­ri­ka­ni­schen Ver­wand­ten le­ben; da­nach soll­te ge­hei­ra­tet wer­den. Doch dann kam es an­ders.

      Jetzt steht die tod­kran­ke Va­len­ti­na vor der schwers­ten Ent­schei­dung ih­res Le­bens und will das Klas­sen­tref­fen nut­zen, Jay­den ein letz­tes Mal zu se­hen. Da rückt er mit ei­ner Neu­ig­keit her­aus – und auf ein­mal wen­det sich wie­der al­les …

       Die Au­to­rin

      Chris­ti­ne Rey wur­de 1965 in Mann­heim ge­bo­ren, ist in der Kur­pfalz auf­ge­wach­sen und lebt heu­te in der Nä­he von Lud­wigs­burg. Sie schreibt Ge­dich­te und Kurz­ge­schich­ten. Gei­le Zeit ist ih­re ers­te Ver­öf­fent­li­chung.

      Widmung

      Für mei­ne Schwes­ter

       Ich wünsch mir, ich konnt dir was ge­ben

       in der kur­z­en Zeit -

       viel­leicht das Ge­fühl von Ge­bor­gen­heit.

      und

      für al­le, die zu früh ge­gan­gen sind.

      Intro

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      Stän­dig ha­be ich Angst. Ei­ne Scheiß­angst vorm Ster­ben. Sie sitzt mir im Na­cken. Tag und Nacht. Lässt mich kaum zur Ru­he kom­men. Es fühlt sich an wie in ei­nem Film, in dem ein Mäd­chen von ei­nem Kerl ver­folgt wird, der ihr an die Wä­sche will. Sie rennt und rennt und rennt, und er ist ihr dicht auf den Fer­sen; sie riecht sei­nen stin­ken­den Atem, rennt schnel­ler, hängt ihn ab. Er hetzt nach, holt auf und ist wie­der hin­ter ihr. Die jun­ge Frau, sie läuft um ihr Le­ben. Schwitzt, keucht, weiß, am En­de wird er sie krie­gen.

      Doch es gab mal ei­ne Zeit, da konn­te ich die Pau­se­tas­te drücken und ein ganz nor­ma­les Mä­del sein. Dann stand ich in der Turn­hal­le. Ver­teil­te Krei­de­staub auf mei­nen Hän­den, und al­les war ru­hig. Nur Frie­de und Stil­le in mei­nem Kopf. Oder wenn ich mit Jay­den zu­sam­men war – noch viel bes­ser. Wie hun­dert­tau­send, ach was, ei­ne Mil­li­ar­de Sport­hal­len.

      Ich ken­ne ihn seit mei­nem ers­ten Schul­tag. Nicht der mit der Tü­te vol­ler Sü­ßig­kei­ten und Fo­tos ma­chen. Nein, der da­nach, wo es ernst wur­de. Der, an dem Herr Fuchs ins Schul­zim­mer kam. An sei­ner Sei­te ein Jun­ge in Turn­schu­hen. Breit­bei­nig stand er da, das rech­te Knie leicht an­ge­win­kelt. Die Dau­men in sei­ne Gür­tel­schlau­fen ein­ge­hängt. Trug ein T-Shirt mit ro­tem Ami-Au­to drauf. Auf dem Kopf ei­ne Ba­se­ball­müt­ze, un­ter der brau­ne Lo­cken her­vor­quol­len. Sein Blick wan­der­te durch den Raum. Fing in ei­ner Ecke an und zog sich durch die Klas­se, oh­ne ab­zu­set­zen. So, als wür­de er mit den Au­gen das Haus vom Ni­ko­laus ma­len. Zwi­schen­durch zuck­ten sei­ne Kie­fer und ich hät­te schwö­ren kön­nen, dass er Kau­gum­mi kau­te. Ui, ui, ui, der trau­te sich was. Schon sein Käpp­chen vers­tieß ge­gen die Ord­nung.

      Er wur­de zwi­schen Car­men und mich ge­setzt.

      »Hey, ich bin Jay.«

      Das wer­de ich nie ver­ges­sen. Ist in mir drin, wie Herz­klop­fen und Atem­ge­räusche. Hey, ich bin Jay. Da­bei hat er mich an­ge­se­hen, als wol­le er jetzt so­fort al­les über mich wis­sen.

      Wäh­rend Car­mens Au­gen fast aus den Höh­len pur­zel­ten und sie »'n Ami, 'n rich­ti­ger Ami« wis­per­te, fand ich sein Shirt in­ter­essant und sag­te: »Ich heiß Val­le. Cor­vet­te is' su­per.«

      Ja, und dann be­gann das, was wir spä­ter gei­le Zeit ge­nannt ha­ben und wes­we­gen ich jetzt heu­lend hier sit­ze und nicht an­ders kann, als an je­nen Tag zu den­ken. Mei­nen letz­ten Tag mit Jay­den …

      Track 1

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      Auf dem Plat­ten­spie­ler dreh­te sich ei­ne Schei­be. Bon Scott sang von Jean, de­ren Lä­cheln ihn Ster­ne se­hen lässt und von der er weiß, wie sie es ha­ben will.

      »Du hät­test dort dein Abi ma­chen kön­nen«, sag­te Jay­den. Er saß vor dem Bett. Mein Kopf lag in sei­nem Schoß, und er be­gann, sich ei­ne Sträh­ne mei­nes Haa­res um den Fin­ger zu wi­ckeln. »Mir bei den Vie­chern hel­fen. Und dich von mei­ner Gran­ny ver­wöh­nen las­sen.«

      Vor­sich­tig zog er den Fin­ger aus der Lo­cke und leg­te sie mir zu­rück auf die Brust.

      Ich schloss die Au­gen und schüt­tel­te den Kopf.

      »Dein Texas ist ver­dammt weit weg. Wie soll 'n das ge­hen?«, frag­te ich und zeig­te auf mei­nen Brust­korb. »Es fängt an, mich in die Knie zu zwin­gen. Die Tur­ne­rei kann ich schon mal an den Na­gel hän­gen.«

      Ich ball­te mei­ne Hän­de zu Fäus­ten. Öff­ne­te sie, schloss sie. Öff­ne­te sie und schob sie mir un­ter den Hin­tern.

      »Ich weiß. Es ist nur … Fuck, ich hätt dich so ger­ne da­bei.«

      »Mei­ne El­tern wür­den's eh nicht er­lau­ben«, sag­te ich und merk­te selbst, wie trot­zig das klang.

      »Fünf Jah­re, Ho­ney. Höchs­tens. Dann ma­chen wir Nä­gel mit Köp­fen.«

      Ich sah zu ihm auf: Sei­ne Lo­cken stan­den wild vom Kopf ab und um­rahm­ten das schma­le Ge­sicht. »Wird das jetzt 'ne Ver­lo­bung, Kil­lin­ger?«

      Jay­dens Mund­win­kel fie­len nach un­ten. »Was rea­gierst 'n gleich so an­ge­fres­sen? Ey, wir mö­gen uns seit der ers­ten Klas­se. Spricht was da­ge­gen, mal zu hei­ra­ten?«

      »Die Tat­sa­che, dass ich viel­leicht tot bin, wenn du zu­rück­kommst.«

      Ruck­ar­tig zog er die Bei­ne un­ter mir her­vor und sprang auf. »Hör auf, im­mer so 'nen Scheiß zu re­den. Wenn du le­ben willst, dann quatsch nicht vom Ster­ben«, schnauz­te er, war mit zwei Schrit­ten an der Tür und warf sie knal­lend hin­ter sich zu.

      Don't go and lea­ve me. Cau­se I love, I love you, I love you. Don't lea­ve me(1) sang Bon und ich muss­te an mich hal­ten, um nicht ge­gen den Plat­ten­spie­ler zu tre­ten.

      Was für ei­ne be­knack­te