Joann M.

Der falsche Joker


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verlassen, als sie Oscar sagen hörten: „Darf ich was trinken?“

      „Natürlich. Haben sie große Schmerzen Herr Kiessling?“

      „Ist zum Aushalten“, antwortete Oscar mühsam.

      „Sagen sie einfach wenn es schlimmer wird. Aber sie werden sehen, in paar Wochen sind sie wieder wie neu.“

      Oscar erwiderte nichts darauf. Sekunden später schien er wieder zu schlafen.

      Jana war gerade in ihrem Buch vertieft, als sie ihn sagen hörte: „Also sie sind nicht eine Krankenschwester?“

      „Nein. Bin ich nicht.“

      „Wer sind sie dann, wenn ich fragen darf?“

      „Na ja...“, lächelte Jana. „Jemand der bei ihnen sitzt und ein Buch ließt. Und ich bleibe nur so lange bis ihr Vater oder ihre Mutter kommen.“

      „Bei meinem Vater kann ich es nicht sagen, auf meine Mutter können sie lange warten.... Gott, ich muss sie anrufen.“

      „Ja sicher. Sie wartet schon sicher auf ihren Anruf. Warten sie kurz, ich hole das Telefon.“, lief Jana sofort zur Schwesterstation.

      „Er möchte seine Mutter anrufen. Mein Akku ist leer und...“

      „Hier, hier...“, unterbrach Martha Janas Erklärung und drückte ihr das Telefon in die Hand.

      Nina ging schon beim ersten Läuten ran.

      „Hallo, ich rufe vom Krankenhaus Telefon aus. Ihr Sohn ist wach und sie können mit ihm reden.“

      Sie reichte den Hörer an Oscar weiter.

      „Hallo Mama, bitte nicht weinen.“, sagte Oscar doch auch er konnte seine Tränen nicht zurückhalten.

      Jana verließ das Zimmer, konnte jedoch im Flur fast jedes Wort mithören. Ihr kam vor, dass das Verhältnis von Mutter und Sohn sehr innig sein musste. Anscheinend war Oscar doch nicht so herzlos erzogen worden, wie Edward behauptete, dachte sie sich.

      „Ich soll sie von meiner Mutter grüßen.“, sagte Oscar, als er Jana ins Zimmer kommen sah.

      „Danke.“

      „Woher kennen sie meine Mutter?“

      „Ich kenne sie erst seit heute früh, aber ihren Vater kenne ich gut.“

      Im gleichen Moment betrat Schwester Martha das Zimmer des Kranken und meinte, dass die Polizei Oscars Aussage zu dem Unfall brauchen würde.

      „Schaffen sie es?“, sah die Krankenschwester Oscar mitleidig an. „Der Fahrer des Lkw´s soll stark alkoholisiert gewesen sein.“, fügte sie hinzu.

      Oscar starrte die Decke an. Jetzt kam ihm die Erinnerung an den aus der Seitenstraße kommenden Schwertransporter. Auch der Augenblick war wieder da, als er seinen Freund, der vor ihm fuhr reinrasen sah. Er selber hat noch versucht zu bremsen, doch dann wurde Alles schwarz um ihn herum.

      „Muss es jetzt sein? Kann es nicht bis morgen warten, bis er sich bisschen erholt hat?“ Jana ergriff das Wort für Oscar.

      „Das hatte ich auch im Sinn. Ich werde denen sagen, er braucht noch Ruhe.“, nickte Martha und verließ das Zimmer.

      „Dennis hat es nicht geschafft, oder?“, fragte Oscar mit Tränen in den Augen.

      „Nein. Er hatte keine Chance. Er ist an der Unfallstelle...“, sie konnte das Wort gestorben nicht aussprechen.

      Oscar ließ seinen Tränen den freien Lauf.

      Jana kam sich so hilflos vor. „Ich werde jetzt gehen. Sie wollen sicher noch ein wenig schlafen.“, sagte sie, nachdem gute zehn Minuten Stille im Raum herrschte.

      „Nein, nein, bleiben sie bitte. Ich will nicht schlafen. Reden sie mit mir. Über das Wetter, oder das Buch, das sie lesen. Egal was.“ Jana verstand, dass Oscar nicht über den Unfall und seinen toten Freund nachdenken wollte.

      „Das Wetter zuerst?“, sagte sie und sah das erste Mal den jungen Mann lächeln.

      „Dann wäre mir das Buch lieber um ehrlich zu sein.“

      Es entstand ein angenehmes Gespräch zwischen den Beiden, wobei Oscar immer wieder seine Augen schloss. Jana kam nicht drum herum ihm zu sagen, dass sie die Freundin seines Vaters war.

      „Darf ich fragen wie alt sie sind?“, fragte Oscar verwundert.

      „Ich bin jünger als sie.“, antwortete Jana und fügte hinzu: „Wo die Liebe hinfällt.“.

      „Wohl war.“, meinte Oscar und dachte darüber nach wie es sein Vater geschafft hat eine so nette Person an seiner Seite zu haben. Er wusste von seiner Mutter, dass Edwards Freundinnen meistens eingebildete, arrogante Frauen waren. Jana erschien ihm aber weder eingebildet noch arrogant.

      „Jana, Chef möchte mit ihnen reden?“ Jana hoffte, dass Edward doch gekommen war, doch als ihr Martha das Telefon in die Hand drückte wusste sie, dass es nicht so war.

      „Was machst du denn im Krankenhaus? Ich versuche dich seit Stunden auf dem Handy zu erreichen.“ Edward erfuhr von Martha, dass Jana in der Klinik sei, als er sich nach Oscars Zustand erkundigen wollte.

      „Schwester Martha meinte, jemand sollte bei ihm sein, wenn er aus der Narkose aufwacht.“

      „Ist Nina immer noch nicht da? Was spielt sie jetzt wieder für Spielchen!“, sagte Edward erbost.

      „Nein, sie ist nicht da und sie wird auch nicht kommen, deshalb solltest du da sein.“

      „Wieso kommt sie nicht.?“

      „Sie hat Krebs und wurde vor paar Tagen operiert.“ Oscar vertraute es Jana beim Gespräch an.

      Ein lautes Aufstöhnen drang durch die Leitung.

      „Das ist ein triftiger Grund, das muss man schon sagen.“

      „Ja, ist es und deshalb solltest du da sein. Er braucht jetzt jemanden Vertrauten. Er hat seinen Freund verloren.“

      „Wie ich dir schon sagte. Wir stehen uns nicht besonders nah und ich werde ihm kaum eine Hilfe sein um über das Trauma hinweg zu kommen. Aber gut, dass du es sagst. Ich werde schauen, dass ein guter Psychologe mit ihm spricht.“

      Jana fehlten die Worte. Kein Mitleid, kein schlechtes Gewissen, nichts von Alldem was sie von Edward erwarten würde.

      „Mach nicht zu lange. Und richte Oscar Grüße von mir aus.“

      „Mache ich.“, sagte Jana schroff, was Edward nicht entging. Er versuchte vom Thema abzulenken in dem er über seine Stiftung und die Fortschritte in der Forschung um sein neues Präparat berichtete.

      Normalerweise würde sie sich für ihn freuen, doch jetzt konnte sie nicht anders wie Verachtung empfinden, da Edward alles Andere wichtiger war, wie bei seinem Sohn zu sein.

      Jana ging zum Schwesterpunkt und gab Martha das Telefon zurück.

      „Er tut alles, damit er so früh wie möglich kommen kann.“, log sie die Krankenschwester an, wobei sie ihr eigenes Handeln nicht verstehen konnte.

      „Ich werde dann gehen. Oscar schläft jetzt. Edward konnte also nicht mit ihm reden.“ Die Tatsache, dass Edward nicht mal erwähnt hat, dass er mit seinem Sohn reden möchte, behielt Jana für sich. „Bitte richten sie ihm Grüße von seinem Vater aus. Ich werde jetzt gehen.“

      „Sie können ihm morgen selber Grüße ausrichten. Danke, dass sie da waren. Bis morgen Jana.“

      Eine fremde Frau bedankte sich bei ihr für ihr Kommen, während Oscars Vater sie fragte was sie in der Klinik zu suchen hatte. Wie absurd, dachte Jana.

      „Bis morgen Martha. Ach so, er weiß es. Das mit seinem Freund. Und sie hatten Recht. Seine Mutter hat Krebs.“

      Martha nickte und sagte nochmal: „Danke Jana. Das war gut, dass sie da waren.“

      Jana