Alexa Kim

Wolf Breed - Adrien (Band 8)


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      In Manons Blick zeigte sich der Ausdruck gekränkten Stolzes. „Dafür wurde ich nicht ausgebildet.“

      Ich ahnte, in welche Richtung dieses Gespräch lief, und es gefiel mir nicht. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was du mit deinem Leben anfangen sollst … aber du könntest damit beginnen, für dich selbst zu leben und nicht für andere ...“

      „Du bist allein, Adrien … das muss nicht so sein. Ich könnte ...“

      „Nein!“, unterbrach ich sie scharf. „Ich benötige deine Dienste nicht ...“

      „Ich wollte sagen, dass ich die Führung des Château übernehmen könnte ...“, unterbrach sie mich. „Ich bin geübt darin, einen großen Haushalt zu organisieren. Das habe ich sowohl für Marcus als auch für David getan. Du kannst Hilfe gebrauchen …“

      Lass es besser …, warnte mich meine innere Stimme. Diese Frau bedeutete Ärger in jeglicher Hinsicht.

      „Ich komme gut alleine klar ...“

      „Wie du meinst ...“, antwortete Manon und schwebte auf ihren Absätzen Richtung Tür. Ich bekam den Duft ihres Parfums mit … Lilie und Maiglöckchen … ein Sinne verwirrender, schwerer Duft … und etwas, das unter dem Parfum lag … Sinnlichkeit und Weiblichkeit. Der Wolf in mir grollte, und ich musste daran denken, dass bald die Paarungszeit begann – die für mich schwerste Zeit im Jahr.

      „Einen Monat, Manon … bis ich jemand anderen gefunden habe ...“, schlug ich vor und verfluchte mich im gleichen Augenblick.

      Sie blieb stehen und lächelte. „Dann sollte ich keine Zeit verlieren. Die Dienstmädchen müssen eingeteilt werden, die Menüfolge abgesprochen, die Einkaufslisten erstellt … und hast du daran gedacht, beim Floristen jahrszeitlich passende Blumenbouquets für die Zimmer und Dinners zu bestellen?“

      Ich sah sie irritiert an. „Nein … das habe ich nicht ...“

      „Dann werde ich mich darum kümmern … ich schlage weiße Rosen, Chrysanthemen und Rispen vor ...“

      „Hört sich gut an ...“, antwortete ich wenig interessiert.

      Manon schüttelte den Kopf. „Und du wolltest das alles alleine machen? Mach dir nichts vor, Adrien … du brauchst mich.“

      „Einen Monat, Manon! Nur bis die Gäste fort sind ...“

      „Du bist der Herr dieses Château …“, flötete Manon.

      Bevor sie aus dem Zimmer ging, warf sie mir noch zu: „Ich weiß, dass David und Lianne schon seit fast zwei Monaten fort sind. Fragst du dich nicht, warum du mich so lange in den Südflügel gesperrt hast … oder warum ich mich nicht darüber beschwert habe?“

      „Ich weiß, was du andeuten willst, Manon … aber das, was du dir erhoffst, wird nicht geschehen. Es ist nicht mit Marcus Carpenter passiert, nicht mit seinem Bruder David … und es wird auch nicht mit mir passieren.“

      Manons Lächeln war wie fortgewischt. „Ich weiß, Adrien … ich habe längst aufgegeben, nach Dingen zu suchen, die ich nicht haben kann.“ Dann entschwand sie wie eine unnahbare griechische Nymphe, und ich blieb allein mit dem Duft ihres Parfums zurück …

       Manon

      Adriens Worte hatten mich mehr gekränkt, als ich es hatte zulassen wollen. Die Wunde, die David mir geschlagen hatte, indem er unsere Übereinkunft beendet hatte, war noch nicht verheilt. Bei Marcus war es ok gewesen … er war der Erbe der Carpenters … er hatte eine Gefährtin seiner Art gefunden. Aber David und ich hätten gut zusammengepasst. Trotzdem hatte er sich für Lianne entschieden.

      Offensichtlich hatte ich mir etwas vorgemacht … und Adrien … nun ja, er war nicht gerade meine erste Wahl … düster, launisch und eigenbrötlerisch. Aber er war meine einzige Option. Ein Leben mit einem normalen Mann war für mich unvorstellbar. Ich hatte mein gesamtes Erwachsenenleben unter Wölfen verbracht, und ich fühlte mich fast schon wie eine von ihnen. Ich konnte mich nicht einfach umdrehen und etwas anderes tun, als das, wozu ich erzogen worden war; und ich würde mir meine letzte Chance nicht dadurch zerstören, dass ich bei Adrien so etwas Dummes veranstaltete, wie bei David. Wenn Adrien mich nur als Hausdame für das Château wollte, dass war es so … dann tat ich eben das, was ich gut konnte – einen großen Haushalt führen. Meine Mädchenträume hatte ich begraben - eine Gefährtin zu werden oder eine Geliebte auf Dauer. Vielleicht war das nicht mein Schicksal. Vielleicht war es besser, wenn ich von Adrien die Finger ließ. Er war anders als David und Marcus … fatalistischer und düsterer. Dass er dieses Château führte, war kein Zufall. Es entsprach jeder Faser seiner wölfischen Persönlichkeit, die er sorgfältig vor seinen Bediensteten verbarg. Das musste schwer sein für ihn … aber er hatte dieses Leben so gewählt.

      Selbstbewusst ging ich in die Küche, um mit der Köchin das Menü zu besprechen. Ihre anfängliche Skepsis verflog schnell, als sie bemerkte, dass ich wusste, was ich tat. Wahrscheinlich war es für sie auch nicht gerade leicht, ihre Arbeit ohne eine vorgesetzte Hausdame zu verrichten. Die Köchin sorgte dafür, dass das Essen auf den Tisch kam, aber es war nicht ihre Aufgabe, Menüs zu organisieren und Wochenpläne zu erstellen; und Adrien mochte gut darin sein, Gäste für das Château zu gewinnen und ihnen Geld abzunehmen, aber die Führung des Château war nicht seine Stärke.

      Nachdem ich in der Küche fertig war, schickte ich eines der Hausmädchen mit einer Eilbestellung nach Begoise zum Floristen. Ich würde den Gärtner bitten, neue Gewächshäuser anzulegen, sodass wir im nächsten Jahr auf eine Auswahl eigener Blumen zurückgreifen konnten. Das würde Zeit und Geld sparen. Falls du im nächsten Jahr noch hier bist … er sagte einen Monat … vergiss das nicht!

      Die Arbeit ging mir leicht von der Hand, und ich stellte fest, wie sehr ich eine Aufgabe vermisst hatte – die letzten beiden Monate, die ich untätig im Südflügel verbracht hatte, waren zermürbend gewesen. Aber ich hatte gelernt zu warten … Männer, die einen Wolf in sich trugen, konnte man zu nichts drängen. Mir war aufgefallen, dass Adrien meinen Duft wahrgenommen hatte … und mir war klar, dass in weniger als einem Monat die Paarungszeit begann. Vielleicht würde er doch noch eine andere Verwendung für mich finden, als die der Hausdame. Im Augenblick war ich erst mal froh darüber, Beschäftigung zu haben.

      Gegen Nachmittag war alles weitestgehend organisiert - der Florist traf mit den Blumenbouquets ein, und der Rote Saal im Südflügel war eingedeckt. Die Hausmädchen hatten Zimmer für die Gäste hergerichtet. Adrien kam aus seinem thronsaalartigen Arbeitszimmer, um meine Arbeit abzunehmen. Wie erwartet nickte er nur, ohne zu große Begeisterung erkennen zu lassen. Das war einfach nicht seine Art.

      „Soll sich das Personal zum Empfang der Gäste vor dem Château versammeln?“

      „Nein, das ist nicht nötig ...“, antwortete Adrien. „Die Gäste bevorzugen Diskretion. Es reicht, wenn du und ich zur Begrüßung anwesend sind.“

      „Wie du meinst, Adrien ...“, antwortete ich und machte mir einen Gedankenvermerk, etwas Angemessenes anzuziehen. Für die Hausdame gab es, wie ich erfahren hatte, keine eigene Uniform im Château, aber eine richtungsweisende Regel … keine Hosen, zu flache oder zu hohe Schuhe, kein offenes Haar. Bevorzugt wurden Kombinationen aus Bluse und Bleistiftrock mit passender Kostümjacke und ein dezentes Make-Up.

      „Sei um Viertel vor acht in der Empfangshalle ...“, wies Adrien mich an, bevor er wieder in seinem Arbeitszimmer verschwand.

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