S.T. Kranz

Verträumt 5


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Fabian ganz offen zu verstehen, dass Luca noch nie so der offene Typ gewesen sei.

      »So mein Freundchen, so langsam wirkt der Alkohol in die negative Richtung«, erklärt Katrin beklemmend und bedankt sich für den schönen nostalgischen Abend.

      »Gute Nacht, Katrin«, belächelt Fabian, während er Katrin hinterherblickt und ihren wohlgeformten Po begutachtet.

      Von diesen neuen Gedanken aufgeheizt, schnauft Katrin nach dem Schließen ihrer Zimmertür die angespannte Stimmung heraus. Aufgewühlt und innerlich total angemacht startet Katrin eine Ablenkung in Form eines Telefonats mit ihrem Ehemann. Doch erfolglos.

      Der zweite Versuch gilt ihrer Tochter, der mit Erfolg gesegnet ist. Mit lallender Stimme erkundigt sie sich nach dem Wohlbefinden von Kimberly. Sie jedoch liefert nur mürrische Antworten und gibt gleichzeitig zu verstehen, dass Luca wieder irgendwo ist – nur nicht Zuhause.

      Entsetzt fragt sich Katrin, wo sich Luca um diese Uhrzeit wieder herumtreibt, beendet das Gespräch und befürchtet dabei so einiges.

      »Ich hasse ihn, wenn er es wieder gemacht hat!«, entledigt sich Katrin ihrer Wut und verlässt ihr Zimmer.

      Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck findet sie allerdings einen menschenleeren Wohnbereich wieder. Und der Blick in die Küche erweist sich ebenfalls als seelenlos. Weiterhin beschwipst und voller Tatendrang schleicht sie durch den Flur zu Isabellas und Fabians Tür – doch einen gierigen Blick wagt sie nicht hinein.

      Ihr Herz klopft wild. Ihre Neugierde scheint riesengroß. Denn nicht nur der Gedanke an Gesellschaft tobt kontinuierlich, auch das Interesse am Vermögen von Fabian ist geweckt.

      Auf leisen Sohlen betritt sie anschließend Fabians Büro, mit der Hoffnung irgendwelche interessante Zahlen zu erhaschen. Doch aus den auf dem Schreibtisch liegenden Bilanzen wird Katrin nicht schlau. Weiter suchend findet sie Blankobücher in einer Schublade, die allesamt den gleichen Umschlag besitzen.

      Leere Bücherseiten? Fragt sie sich, bis sie ein Regal mit denselben Büchern entdeckt, nur, das diese über hundert Stück, diesmal einen beschrifteten Buchrücken sowie gefüllte Seiten besitzen.

      Jedes ist gekennzeichnet mit einer anderen Nummer, jedoch demselben Titel: Verewigt.

      Beleuchtet wird sie dabei von angenehm warmen Lichtquellen. Mit strahlenden Augen nimmt sich Katrin wahllos das Buch Nr. 147 heraus, um anschließend darin herumzublättern. Sie liest an verschiedenen Stellen hinein und bemerkt, dass diese Verewigt-Bücher wohl eine Art Tagebuch von Fabian sein müssen.

      Und dann ist er da, der unumgängliche Drang.

      Völlig vertieft in die selbstgeschriebenen Zeilen platziert sich Katrin auf den bequemen Drehstuhl und beginnt eine Reise in Fabians Gedankenwelt.

      … Und während ich von meinem Bürofenster aus hinausschaue, sehe ich bereits, wie ihr Wagen an der Einfahrt meines Hotels haltmacht. Die Sonne scheint an diesem Tag besonders hell, doch nach ihrem Ausstieg gleicht diese Atmosphäre eher einer Sonnenfinsternis.

      Mit ihren beachtlich großen Brüsten und ihrem wohlgeformten Hintern spaziert sie in ihrer enganliegenden Kleidung den Rosenweg entlang. Dabei drückt sie sich ihre Mappe so sehr an die Brust, als wäre dieser Gegenstand das Heiligste auf der Welt.

      Mit dieser Mappe wird sie entscheiden: Wird mein Hotel einen weiteren Stern kassieren oder einen verlieren. Ich bin vorbereitet. Meine Angestellten sind bereits in Position, um Ms. Sour mit Alkohol und Snacks zu empfangen. Ich lasse ihr Zeit, während des Aperitifs die Empfangshalle zu begutachten. Erst gestern habe ich sie neu dekorieren lassen, nämlich mit den verschiedensten Rosen, die die außergewöhnlichsten Farben besitzen.

      Heilfroh bin ich, dass sie mir bei ihrer Anmeldung die Wahl gelassen hat, in welchem meiner Hotels wir uns als erstes Treffen. Natürlich entschied ich mich für mein englisches Luxushotel. Somit gewinne ich letztendlich mehr Zeit, um die anderen Hotels für solch einen Besuch herzurichten. Wobei ich sagen muss, wenn mein Plan aufgeht, wird es gar nicht erst so weit kommen, da sie dann nur noch Augen für mich hat.

      Nun trage ich nochmal frisches Rasierwasser auf, zupfe mein hautenges Hemd faltenfrei und verlasse mein Büro.

      Begrüßt werde ich von Mr. Plumburg und ich muss sagen, er hat mal wieder alle meine Erwartungen übertroffen. In den Korridoren rankt sich das Dornengestrüpp mit blühenden Rosen an den Wänden entlang und beim Einstieg in den Aufzug fällt mir sofort auf, dass der Wasserfall an den Wänden glasklar wirkt. Ich meine zu Mr. Plumburg, falls Ms. Sour doch was zu bemängeln hat, werde ich sie in dem Wasserfall ertränken. Doch Mr. Plumburg grinst daraufhin nur verschmitzt. Ich weiß, ihn hätte es mehr gefreut, wenn er dies erledigen dürfte.

      Beim Betreten der Lobby fällt sie dann auf:

      Die beachtliche Schönheit von Ms. Sour. Sie strahlt diese Autorität aus – dieses, was habe ich und was hast du.

      Wenn ich jetzt nur wüsste, ob sie darauf stehen würde, würde ich nicht mal ein Wort mit ihr wechseln und sie zugleich auf einem meiner Zimmer vernaschen. Allerdings hat sie gerade zu viel Macht über mich, weshalb ich mich erst einmal antasten muss.

      Oh, dieser verdorbene Blick mit diesen langen Wimpern, ich verbrenne innerlich, während ich ihren Handrücken küsse und sie herzlich willkommen heiße. Wohl bedacht stelle ich meinen Assistenten vor und anschließend mich. Das in mir gerade alles vibriert zeige ich äußerlich nicht.

      Und dann nennt sie ihren Namen und ich bemerke ihren englischen Akzent. Sie erzählt etwas zu ihrer Person und dass sie schon ganz gespannt ist, was sie hier erwartet. Dabei huscht ihr immer wieder mal ein englisches Wort über die Lippen und ich frage mich, ob sie sich damit interessanter machen möchte. Oder liegt es einfach nur daran, dass sie nicht einen so großen Wortschatz in deutscher Sprache besitzt?

      Aber egal, ich höre ihr gerne zu und schaue sie gerne an. Puls und Herzschlag in einem, ich bin ihr innerlich verfallen.

      Wie sehnlichst ich mir in diesem Moment gerade eine andere Position mit ihr wünsche, doch ich verstehe mein Handwerk und begleite sie in unser hauseigenes Restaurant. Selbstverständlich habe ich unseren besten Tisch im separaten Garten herrichten lassen. Dort ist es unter einer Kuppel besonders feucht und die rosenverzierte Einrichtung ist ein rechter Augenschmaus.

      Ich bitte sie, kurz vor dem Eingang dieses Bereiches auf einem Stuhl Platz zu nehmen, damit ich ihre schönen Füße aus ihren extravaganten Schuhen befreien kann. Erkläre währenddessen, dass dieser Bereich nur für besondere Gäste gedacht ist. Doch damit erhalte ich schon meine erste Schelle, denn Ms. Sour gibt zu verstehen, dass sie kein Gast ist und trotz aller Bemühungen das Hotel genaustens unter die Lupe nimmt.

      Ich denke nur: Wenn ich jetzt könnte, würde ich deine nackten Füße küssen und jeden Fußzeh einzeln befeuchten. Aber – es ist, wie es ist und ich befreie mich selbst von meinen Schuhen, damit wir gemeinsam barfuß den reservierten Bereich betreten können.

      Mich macht es fürchterlich an, diesen Zierrasen unter meinen Füßen zu spüren. Diese grüne Idylle, während hunderte von Rosen um uns herum erblühen.

      Doch Ms. Sour schenkt dem Ganzen keine Interesse. Viel lieber platziert sie sich an unseren Tisch und schlägt provokativ ihre Mappe vor sich auf, in der sie Notizen vermerkt. Auf die Frage des Kellners, ob sie die Karte wünscht, beteuert Ms. Sour, sie hätte nur gerne ein Glas Wasser – mehr nicht.

      Ich lehne mich an den Stuhlrücken, genieße den Ausblick in ihr schönes Dekolleté und denke mir: Das ist eine harte Nuss. Die Verschleierungen für die nächsten Hotels müssen nun doch sicher beginnen, damit die illegalen Räume nicht entdeckt werden können.

      Natürlich beantworte ich all ihre Fragen mit ruhiger Stimme, präsentiere mich hochprofessionell und lasse mir keine Anspannung anmerken.

      Andere Sternwanderer und Gourmetschmecker waren leichter zu beeindrucken und von den guten Absichten meiner Hotels zu überzeugen.

      Wieder frage ich mich: Sie muss doch irgendwelche Sehnsüchte haben, die gestillt werden wollen – Sehnsüchte, die unter der Haut