Johann Wolfgang von Goethe

Faust II


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die schönen Kinder. Wechselseitige Versuche, zu gewinnen, zu fangen, zu entgehen und festzuhalten, geben zu den angenehmsten Dialogen Gelegenheit.

      HOLZHAUER treten ein, ungestüm und ungeschlacht.

      Nur Platz! nur Blöße!

      Wir brauchen Räume,

      Wir fällen Bäume,

      Die krachen, schlagen;

      Und wenn wir tragen,

      Da gibt es Stöße.

      Zu unserm Lobe

      Bringt dies ins reine;

      Denn wirkten Grobe

      Nicht auch im Lande,

      Wie kämen Feine

      Für sich zustande,

      So sehr sie witzten?

      Des seid belehret!

      Denn ihr erfröret,

      Wenn wir nicht schwitzten.

      PULCINELLE täppisch, fast läppisch.

      Ihr seid die Toren,

      Gebückt geboren.

      Wir sind die Klugen,

      Die nie was trugen;

      Denn unsre Kappen,

      Jacken und Lappen

      Sind leicht zu tragen;

      Und mit Behagen

      Wir immer müßig,

      Pantoffelfüßig,

      Durch Markt und Haufen

      Einherzulaufen,

      Gaffend zu stehen,

      Uns anzukrähen;

      Auf solche Klänge

      Durch Drang und Menge

      Aalgleich zu schlüpfen,

      Gesamt zu hüpfen,

      Vereint zu toben.

      Ihr mögt uns loben,

      Ihr mögt uns schelten,

      Wir lassen's gelten.

      PARASITEN schmeichelnd-lüstern.

      Ihr wackern Träger

      Und eure Schwäger,

      Die Kohlenbrenner,

      Sind unsre Männer.

      Denn alles Bücken,

      Bejahndes Nicken,

      Gewundne Phrasen,

      Das Doppelblasen,

      Das wärmt und kühlet,

      Wie's einer fühlet,

      Was könnt' es frommen?

      Es möchte Feuer

      Selbst ungeheuer

      Vom Himmel kommen,

      Gäb' es nicht Scheite

      Und Kohlentrachten,

      Die Herdesbreite

      Zur Glut entfachten.

      Da brät's und prudelt's,

      Da kocht's und strudelt's.

      Der wahre Schmecker,

      Der Tellerlecker,

      Er riecht den Braten,

      Er ahnet Fische;

      Das regt zu Taten

      An Gönners Tische.

      TRUNKNER unbewußt.

      Sei mir heute nichts zuwider!

      Fühle mich so frank und frei;

      Frische Lust und heitre Lieder,

      Holt' ich selbst sie doch herbei.

      Und so trink' ich! Trinke, trinke!

      Stoßet an, ihr! Tinke, Tinke!

      Du dorthinten, komm heran!

      Stoßet an, so ist's getan.

      Schrie mein Weibchen doch entrüstet,

      Rümpfte diesem bunten Rock,

      Und, wie sehr ich mich gebrüstet,

      Schalt mich einen Maskenstock.

      Doch ich trinke! Trinke, trinke!

      Angeklungen! Tinke, Tinke!

      Maskenstöcke, stoßet an!

      Wenn es klingt, so ist's getan.

      Saget nicht, daß ich verirrt bin,

      Bin ich doch, wo mir's behagt.

      Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin,

      Und am Ende borgt die Magd.

      Immer trink' ich! Trinke, trinke!

      Auf, ihr andern! Tinke, Tinke!

      Jeder jedem! so fortan!

      Dünkt mich's doch, es sei getan.

      Wie und wo ich mich vergnüge,

      Mag es immerhin geschehn;

      Laßt mich liegen, wo ich liege,

      Denn ich mag nicht länger stehn.

      CHOR.

      Jeder Bruder trinke, trinke!

      Toastet frisch ein Tinke, Tinke!

      Sitzet fest auf Bank und Span!

      Unterm Tisch dem ist's getan.

      Der Herold kündigt verschiedene Poeten an, Naturdichter, Hof und Rittersänger, zärtliche sowie Enthusiasten. Im Gedräng von Mitwerbern aller Art läßt keiner den andern zum Vortrag kommen. Einer schleicht mit wenigen Worten vorüber.

      SATIRIKER.

      Wißt ihr, was mich Poeten

      Erst recht erfreuen sollte?

      Dürft' ich singen und reden,

      Was niemand hören wollte.

      Die Nacht- und Grabdichter lassen sich entschuldigen, weil sie so eben im interessantesten

      Gespräch mit einem frisch erstandenen Vampyren begriffen seien, woraus eine neue Dichtart sich vielleicht entwickeln könnte; der Herold muß es gelten lassen und ruft in dessen die griechische Mythologie hervor, die, selbst in moderner Maske, weder Charakter noch Gefälliges verliert.

      Die Grazien.

      AGLAIA.

      Anmut bringen wir ins Leben;

      Leget Anmut in das Geben.

      HEGEMONE.

      Leget Anmut ins Empfangen,

      Lieblich ist's, den Wunsch erlangen.

      EUPHROSYNE.

      Und in stiller Tage Schranken

      Höchst anmutig sei das Danken.

      Die Parzen.

      ATROPOS.

      Mich, die Älteste, zum Spinnen

      Hat man diesmal eingeladen;

      Viel zu denken, viel zu sinnen

      Gibt's beim zarten Lebensfaden.

      Daß er euch gelenk und weich sei,

      Wußt' ich feinsten Flachs zu sichten;

      Daß er glatt und schlank und gleich sei,

      Wird