Verrücktwerden und dann noch dieser Scheißkrach. Der hört uns nichmal, da können wir noch so brüllen. Hau endlich ab du Scheiß-Heli.
' Winde defekt müssen reparieren oder austauschen / müssen wieder hoch dauert ein bisschen tut uns leid / hängt den Sack mit Tasche und Zettel wieder an wir lassen dann Getränke und Essen runter und werfen Decken und Isomatten / mehr geht nicht / geht zur Sicherheit ein paar Meter zur Seite'
«'Mehr geht nich, mehr geht nich', beschissener geht nich, oder Finn? Das ist die absolut beschissenste Scheiße, die ich je bekommen habe.»
Der zuckte nur mit den Schultern bei dem Lärm und machte Zeichen, dass sie zurückgehen müssten. Und die Hände auf dem Kopf, zeigte er auch noch.
Was wird das denn?, dachte Edel, als sie Finn so sah. Dreh jetzt nich auch noch durch, später von mir aus, obwohl auch nich so gerne, wo wir uns gerade … aber jetzt auf jeden Fall nich …, und als er sie wieder aufforderte, die Hände auf den Kopf zu legen, atmete sie tief durch, sagte: «Tschuldigung» vor sich hin. Alles klar Finn, Geschosse von oben.
Der Heli hob sich langsam, während die beiden schon ihr Klopfzeichen an die Bretterwand hämmerten und erleichtert feststellten, dass es wieder erwidert wurde und sie hörten irgendwelche Laute, die auch von dort kamen.
«Haste das auch gehört?»
Finn nickte.
«Was verstanden?»
Finns Stirnfalten machten sich wieder bemerkbar und er sagte wie in Trance mehr zu sich selbst als zu Edel: « 'was' und 'los'.»
«'Was ist los?', na klar Finn, das is es, 'Was is los'!
«Und was weiter?»
«Einer allein schafft das nicht, wenigstens nich, dass er's versteht.»
«Versteh auch nich.»
Finn stand immer noch da: gefaltete Stirn, offener Mund, Blick ins Nirgendwo.
Mann Finn, komm wieder runter und sie erklärte ihm, dass einzeln rufen nichts bringen würde, glaube sie jedenfalls.
Durch Finn schien ein Ruck zu gehen. Er bewegte den Kopf kurz hin und her und sagte: «Dann eben zusammen und möglichst den gleichen ...», er stockte.
Schön, dass du wieder da bist, Finn, aber trotzdem sag's nich Finn, sie sah ihn streng an. Ich bin zwar nicht 'Außerirdisch', aber dämlich bin ich auch nicht, sprach aus ihren Blicken.
Finn funkte 'Tschuldigung' zurück und Edel lächelte 'nochmal Schwein gehabt' und sagte: «Möglichst knapp, ein paar Mal hinternader, mit Pausen dazwischen.»
«Wie wär’s mit 'Heli defekt, Winde kaputt, kommen zurück, achtundneunzigprozentig'.», schlug Finn vor.
'Begeistert' is anders, dachte er beim Blick in Edels Gesicht.
«Na ja», sagte sie, «Nich schlecht. Für 'defekt' könnten wir auch 'kaputt' sagen, 'Winde kaputt' können wir streichen und 'achtundneunzigprozentig' auch und statt 'kommen' einfach 'kommt'. Was meinste?
«Von wegen 'knapp'?»
«Richtig, und», sie überlegte, «vielleicht doch noch 'wir bleiben hier', oder?»
«Genau, damit er nich meint, wir wären …, genau. Und zwei dreimal sollten wir üben», schlug er vor, «vorsichtshalber. Am besten, einer macht sowas wie Taktzeichen.»
«Aber nicht zu laut, das Üben, meine ich», gab Edel zu Bedenken, «das könnte ihn sonst nur ver...» - Vorsicht Falle - meldete sich eine Stimme, sie verschluckte den Rest und sah Finn, wie er sie freundlich angrinste.
«Ich mach den Takt, okay?». Der macht sonst noch ne Oper draus, dachte sie.
Okay, nickte Finn.
Das klappt ja schnell, dachte Edel, schon nach zweimal. Hat sich voll nach mir gerichtet, auch mit dem Kommando 'Auf Drei'. Alles perfekt. Kein Wunder, wir passen eben zusammen.
Die hat Nerven, dachte Finn, als er sah, dass Edel lächelte.
Sie gingen zur Wand, stellten sich gegenüber, Edel hob die Arme, zählte: «Eins - Zwei -» und mit dem ersten Taktzeichen riefen sie mit allem, was die Lungen hergaben: «He li ka putt kommt zu rück wir blei ben hier.»
Dreimal wiederholten sie die Nachricht, hämmerten dann ihr Klopfzeichen an die Wand, horchten und hörten, dass es erwidert wurde und sie hörten diesmal Laute, die nach 'okay' klangen.
Der heult gleich, dachte Edel, als sie den Glanz in Finns Augen sah und jetzt …, ich glaubs nich, umarmt er mich. Zum ersten Mal.
3. Kapitel
Jana hatte jedem, der sie aufhalten wollte, die Wachdienstkarte mit 'Jana darf durch' gezeigt. Alle hatten sie durchgewinkt, bis auf einen. Der hatte sich die Karte angesehen, «Hmm» gebrummt und sie am Ärmel festgehalten, als sie ihm die Karte zwischen den Fingern wegzog und weiterlaufen wollte.
Im letzten Augenblick unterdrückte sie 'Nicht anfassen, Alter', dachte, normalerweise gibt’s für sowas was auf die Nüsse, machte statt dessen wieder auf 'herzzerreißend', gab ihm die Karte zurück, erklärte ihm die 'dramatische Notlage', und dass sie deshalb schnellstens zu ihrem Vater müsse, da hinten beim Fernsehen.
«Sonst passiert noch» - sie überlegte kurz - «weiß Gott was.»
Der Wachmann besah sich nochmal die Karte, fühlte Mitleid, sagte: «Ich könnte auch anrufen.»
Das war’s dann, dachte Jana, Ende, aus, Scheiße.
Nach kurzem Zögern und mehrmaligen prüfenden Blicken auf das Mädchen vor ihm sagte er: «Dann mach mal, dass du hinkommst», gab ihr die Karte, dachte, macht sonst nur Schreibkram, und rief noch: «Und viel Glück», hinterher.
In dem Fall vielleicht gar nicht schlecht, dachte Jana, als sie 'Den von Gestern' sah.
Irgendwoher kenne ich die, dachte der, als Jana auf ihn zukam.
Und bevor der etwas sagen konnte, reichte sie ihm die Hand, erklärte, dass sie gestern bei der 'Besichtigung' mit dabei gewesen sei und dass sie ihm etwas 'Außerordentlich Wichtiges' - 'außerordentlich' hatte sie sich vorher zurechtgelegt - mitteilen müsse.
Er sah Jana ins Gesicht und bedauerte jetzt, dass er die Geschichte gestern, 'ehrlich gesagt', für 'pubertäre Spinnerei' gehalten hatte.
Aber meine Kollegen haben mich ja schon für verrückt erklärt, dass ich mir die Geschichte überhaupt angehört habe, gestern. Das war nicht zu übersehen, sagte er sich zu seiner Entschuldigung. Trotzdem, richtig war’s nicht. Na ja, hinterher weiß man’s immer besser. Träumt der Junge, was tatsächlich passiert ist, höchstwahrscheinlich wenigstens. Sowas hört man eben nicht alle Tage.
«Dann setz dich mal bitte und erzähl.»
Gestern war der ja auch nich der Übelste, aber heute …
Sie spürte, dass sich irgendetwas geändert haben musste.
So höflich auf einmal der Mann und ernst, und dass er was hören will, is auch neu.
Das war also der Einsatz letzte Nacht, wurde ihm klar, nachdem Jana ihm ihre Geschichte geschildert hatte, wahrheitsgemäß, na ja, fast.
Dass die das noch bis hierhin geschafft hat, nach der Nacht mit Feuer und Krankenhaus und dem ganzen Hin und Her. Und dann noch das verwaiste Pfarrhaus. Mein lieber Mann, wenn ich’s nicht besser wüsste - das meiste wenigstens -, könnte einem schon wieder der ein oder andere Zweifel kommen. Aber da passt ne Menge zusammen, muss man schon zugeben. Außerdem die Verbände am Arm.
«Also - wie