Lumperei überall, wohin man blickt, und nur auf Mamas /137/ Gesicht freue ich mich, wenn ich als Dreizehnter wieder nach Hause komme. – Und wegen solch’ eines albernen Vorurtheils bin ich jetzt über drei Viertel Stunden in der Stadt umher gehetzt – ich wollte, daß Ihre Excellenz die Frau Ministerin –“ er hielt überrascht in seinem eben nicht wohlwollenden Selbstgespräch inne, denn dicht vor ihm, unmittelbar an dem Fenster eines Delicatessenladens, in welchem die interessantesten Dinge, wie Straßburger Gänseleberpasteten, geräucherter Lachs, Aal, ausgeschmückte Fasanen und Truthähne, getrocknete Datteln, überzuckerte Früchte und eine Masse anderer guter Dinge aufgestellt waren, stand ein Herr in voller Toilette, in tadellosem Frack, weißer Cravatte, hellen Glacéhandschuhen, Lackstiefeln – kurz, ein Mensch, wie er ihn gerade in diesem Augenblick brauchte, und betrachtete sich die da drinnen aufgestellten Herrlichkeiten.
Fast unwillkürlich blieb Karl neben ihm stehen und suchte – angeblich ebenfalls die Waarenvorräthe musternd – einen Blick auf das Gesicht des Fremden zu gewinnen, was ihm auch gelang, da sich dessen Aufmerksamkeit ausschließlich mit dem Inhalt des Schaufensters beschäftigte.
Er sah wirklich sehr anständig aus, ja das dunkelgelockte Haar und ein kleiner Schnurrbart gaben dem blassen Gesicht sogar etwas Interessantes. Sollte er ihn wirklich anreden? – Es lag ein gewisser Humor darin, einen wildfremden Menschen zu einem solchen Zweck auf der Straße aufzugreifen; aber trotzdem schien es dem jungen Manne nicht allein undelicat, sondern auch roh, denn durfte er ihm den richtigen Grund angeben? und wenn nicht, welchen andern sonst?
Da schlug es fünf Uhr – Herr des Himmels und der Erden, er selber war noch nicht einmal in voller Toilette und der Vierzehnte fehlte! Aber da stand er! Es half nichts mehr, jede Rücksicht mußte vor der dringenden Nothwendigkeit des Augenblicks schwinden und jedenfalls wenigstens der Versuch gemacht werden, damit er sich selber keine Vorwürfe zu machen brauchte. Zeit hatte er keinenfalls mehr zu verlieren, und seine Mütze lüftend, wandte er sich gegen seinen Nachbar.
Dieser hatte die Bewegung wohl bemerkt, aber wohl nicht /138/ geglaubt, daß sie ihm gelte. Der neben ihm Stehende wollte jedenfalls die Sachen da drinnen, so wie er, in Augenschein nehmen, und er gab ihm deshalb unwillkürlich ein wenig Raum.
„Mein Herr,“ faßte sich da Karl ein Herz und redete ihn mit einer artigen Verbeugung an, „darf ich mir, als vollkommen Fremder, eine Frage an Sie erlauben?“
Der Fremde drehte sich rasch und erstaunt nach ihm um, lüftete aber ebenfalls den Hut. Er hatte wirklich ein intelligentes, wenn auch etwas scharf markirtes Gesicht. „Womit kann ich Ihnen dienen, mein Herr?“
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