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Anonym
Erzählungen aus 1001 Nacht
3. Band
Impressum
Texte: © Copyright by Anonym
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
Inhalt
Einhundertsiebente bis einhundertvierneunzigste Nacht
Die Erzählung von Tadsch al-Muluk und der Prinzessin Dunja: dem Liebenden und der Geliebten
Die Geschichte des Azis und der Azisah
Die Geschichte vom Haschischesser
Die Geschichte des Badawi Hammad
Die Geschichte von den Vögeln und den Tieren und dem Zimmermann
Die Fabel vom Wasservogel und der Schildkröte
Die Fabel vom Wolf und vom Fuchs
Die Geschichte vom Falken und vom Rebhuhn
Die Geschichte von der Maus und dem Ichneumon
Die Geschichte vom Raben und der Katze
Die Geschichte vom Fuchs und dem Raben
Die Geschichte vom Floh und der Maus
Die Geschichte vom Sakerfalken und den Vögeln
Die Geschichte vom Sperling und dem Adler
Die Legende vom Igel und den Holztauben
Die Geschichte vom Kaufmann und den beiden Gaunern
Die Geschichte vom Dieb und seinem Affen
Die Geschichte vom törichten Weber
Die Geschichte vom Pfau und vom Sperling
Die Geschichte Ali bin Bakkars und Schams al-Nahars
Die Geschichte Kamar al-Zamans
Einhundertsiebente bis einhundertvierneunzigste Nacht
Als nun die Hundertundsiebente Nacht da war, fuhr Schahrazad also fort: »Ich vernahm, o glücklicher König, daß König Zau al-Makan den Vezier und den Kämmerling und Rustam und Bahram berief und sich zu dem Minister wandte und sprach: ›Wisse, o Vezier, die Nacht ist gekommen und hat ihren Schleier des Dunkels über uns gebreitet, und wir wünschen, daß du uns jene Geschichten erzählest, die du uns versprochen hast.‹ Versetzte der Vezier: ›Mit Freude und großer Lust! Wisse, o glücklicher König, mein Ohr erreichte der Bericht von einem Liebenden und seiner Geliebten, von ihren Gesprächen und allem, was zwischen ihnen vorfiel an seltenen und herrlichen Dingen – eine Geschichte, wie sie die Sorge vertreibt aus dem Herzen und den Kummer tilgt, wäre es auch der des Patriarchen Jakob; es ist aber diese:
Die Erzählung von Tadsch al-Muluk und der Prinzessin Dunja: dem Liebenden und der Geliebten
In längst vergangenen Zeiten stand hinter den Bergen von Ispahan eine Stadt, geheißen die Grüne Stadt, und darinnen lebte ein König namens Sulayman Schah. Nun war er freigebig und wohltätig, gerecht und geraden Charakters, großmütig und aufrichtig; und zu ihm kamen die Reisenden aus allen Ländern, und sein Name wurde genannt in allen Gegenden und Städten, und er herrschte manches Jahr und genoß jeglicher Verehrung und jeden Glückes, nur daß er weder Frauen noch Kinder besaß. Nun hatte er einen Vezier, der es ihm gleichtat in Güte und Großmut, und eines Tages geschah es, daß er ihn holen ließ, und als er vor ihn trat, da sprach er: ›O mein Vezier, mir ist das Herz schwer, meine Geduld ist dahin, und meine Kraft versagt, denn ich habe weder Weib noch Kind. Das ist nicht nach anderer Könige Art, die da herrschen über alle Menschen, über die Vornehmen wie die Armen; denn sie suchen ihre Freude darin, daß sie Kinder und Nachfolger hinterlassen, durch die sie ihre Zahl und Kraft verdoppeln. Spricht doch der Prophet (den Allah segne und behüte!): Heiratet, mehret und vervielfältigt euch, damit ich mich am Tage der Auferstehung eurer Überlegenheit über die Völker zu rühmen vermag. Welches also ist dein Rat, o Vezier? Rate mir, welcher Weg und welches Verfahren rätlich sei!‹ Als der Minister diese Worte hörte, rannen ihm die Tränen in Strömen aus den Augen, und er erwiderte: ›Ferne sei es von mir, o König der Zeit, daß ich über etwas rede, was der Erbarmende sich vorbehielt! Willst du, daß mich der Zorn und Grimm des Allerneuers werfe in die Qualen des ewigen Feuers? Kaufe dir eine Konkubine.‹ Versetzte der König: ›Wisse, o Vezier, wenn ein Herrscher eine Sklavin kauft, so kennt er weder ihren Rang noch ihre Herkunft, und so kann er nicht wissen, ob sie niederen Ursprungs sei, damit er sich ihrer enthalte, oder vornehmen Blutes, damit er engen Umgang mit ihr pflege. Wohnet er ihr also bei, so empfängt sie wohl gar, und ihr Sohn ist vielleicht ein Heuchler, ein Mann des Zorns und Blutvergießens. Ja, eine solche Frau ist wohl einem salzigen Sumpf zu vergleichen, der da, ob man ihn auch ewig pflüge, doch nur wertloses Wachstum hervorbringt, das nicht dauert; denn vielleicht widerstrebt ihr Sohn dem Zorne des Herren und tut nicht, was Er gebietet, noch enthält er sich dessen, was Er untersagt. Deshalb will ich es nie dahin treiben, indem ich mir eine Konkubine kaufe; und es ist mein Wunsch, daß du für mich die Tochter eines der Könige zur Ehe verlangest, deren Herkunft man kennt, und die man weithin ob ihrer Schönheit nennt. Wenn du mich unter den Töchtern der Herrscher des Islam an ein Mädchen von Geburt und Frömmigkeit verweisen kannst, so will ich sie zum Weibe verlangen und sie mir vor Zeugen vermählen, so daß ich mir die Gunst des Herrn aller Kreatur erwerbe.‹ Sprach der Vezier: ›O König, wahrlich, Allah hat dir deinen Wunsch erfüllt und dich an dein Ziel gebracht‹; und er fügte hinzu: ›Wisse, o König, mir ist kund geworden, daß der König Zahr Schah, der Herr des Weißen Landes, eine Tochter hat von unvergleichlicher Schönheit, deren Liebreiz nicht Wort