Irene Dorfner

Adlerholz


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einer Standpauke ansetzen wollte, und das brachte jetzt auch nichts.

      „Trotzdem werden wir die Akte mitnehmen. Gibt es bei Ihnen auf dem Firmengelände Überwachungskameras?“

      „Nein. Wie gesagt, ist hier noch nie etwas wegekommen, wir leben auf dem Land und wir vertrauen einander. Früher hatten wir über Nacht einen Hund auf dem Gelände, aber der war so brav und ängstlich, der hätte niemandem etwas getan. Nach seinem Tod wollte ich mir keinen neuen mehr anschaffen, ich habe auch so schon genug Arbeit. Außerdem halte ich für die Lkw-Anlieferungen und auch für meine Männer das Firmengelände Tag und Nacht offen.“

      „Wenn Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte.“

      „Sie haben sich von der Frau einfach um den Finger wickeln lassen. Wo gibt es denn so was, dass man vor unseren Augen die Personalakte frisiert? Glauben Sie wirklich, dass es der Firma nicht gut geht? Ich kann mir das nicht vorstellen. Wenn ich im Baumarkt ein Brett kaufe, kostet das ein Vermögen, bei Holz ist die Gewinnspanne enorm. Ich kenne diese Sorte Menschen, die den ganzen Tag über nur am Jammern sind und dabei jede Menge Geld scheffeln.“

      Leo ließ sie reden, ging nicht darauf ein und hörte irgendwann auch nicht mehr zu. Er würde die Angaben von Frau Krug prüfen und war sich sicher, dass sie ihnen gegenüber ehrlich war. Was wussten sie als Beamte schon von den wirtschaftlichen Problemen von Unternehmen?

      Die Mittagspause verbrachte Leo mit Hiebler allein, da Frau Westenhuber joggen war und Grössert etwas anderes vorhatte.

      „Was ist eigentlich mit Werner los? Einerseits grinst er immer wieder vor sich hin, andererseits ist er völlig in Gedanken versunken,“ sagte Leo, als er in die fade Lasagne gabelte. „Mit dem stimmt doch etwas nicht.“

      „Ist mir auch schon aufgefallen,“ sagte Hiebler mit vollem Mund, vor dem ein phantastisch duftendes Gulasch stand und er damit die deutlich bessere Wahl getroffen hatte. „Sollen wir mit ihm reden?“

      „Nein. Der erzählt nicht viel von sich und würde es uns übel nehmen, wenn wir ihn darauf ansprechen.“

      „Trotzdem interessiert es mich brennend, was ihn beschäftigt. Ich gebe ihm noch zwei Tage, dann werde ich mich an seine Fersen heften. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht rausbekomme, was mit ihm los ist.“ Hans Hiebler kannte seinen Kollegen Grössert schon viele Jahre und mochte ihn sehr. Er benahm sich anders als sonst. Hiebler machte sich Sorgen.

      Frau Gutbrod saß nicht weit entfernt, ein dicker Kollege versperrte ihr zwar die Sicht, aber sie konnte die Unterhaltung klar und deutlich verfolgen. Sehr interessant, mit Werner Grössert war scheinbar etwas los und die Kollegen Schwartz und Hiebler interessierten sich dafür und machten sich Sorgen. Sie musste unbedingt helfen, denn Hans Hiebler war es zu verdanken, dass ihre Nichte Karin die letzten Wochen eisern Fahrstunden bekam und dadurch nicht nur vorsichtiger, sondern auch viel sicherer fuhr. Schon lange suchte sie nach einer Möglichkeit, wie sie sich bei Hans Hiebler für seine aufopfernde Hilfe revanchieren konnte. Und voilà: Hier bekam sie diese auf dem Silbertablett.

      Sie aß auf und machte sich umgehend an die Arbeit, Grössert durfte sie fortan nicht mehr aus den Augen lassen! Sie würde binnen kürzester Zeit herausbekommen, was mit ihm los war und dann Hans Hiebler informieren.

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