Wolf Döhner

Ramona


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      Wolf Döhner

      Ramona

      Wie wirklich ist die Wirklichkeit

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Ramona

       Vorgeschichte

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Ramons Nachwort

       Impressum neobooks

      Ramona

      Wie wirklich ist die Wirklichkeit

       Wolf Döhner

      Vorgeschichte

      Bisher war ich mir sicher, dass es zwar Zufälle gibt aber nur in dem Sinne, wie wir zufällig etwas finden oder zufällig einen Lottogewinn haben können. Zufall ist für mich eine Größe innerhalb von Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die sich relativ beliebig auf bestimmte Ereignisse beziehen.

      Ich heiße Johannes Kircher und bin Arzt. Logik und nachvollziehbare Argumentationen gehören zu meinen Berufsvoraussetzungen. So versuche ich als Psychiater meine Patienten zum Beispiel von ihren verschiedenen Wahnvorstellungen oder krankhaften Reflexen zu befreien. Natürlich weiß ich, dass gerade bei meinen Klienten oft der Zugang über die logische Schiene versperrt ist. In solchen Fällen suche und finde ich jedoch Wege auf denen wir uns verständigen können.

      Ich bin schon recht lange in meinem Beruf und habe schon die absonderlichsten Geschichten gehört. Es sind gerade die menschlichen Verwirrungen, die mich an meinem Beruf faszinieren. Besonders während meiner Zeit an den Unikliniken in Berlin war die Bandbreite der Fälle sehr groß. Während mich dort jedoch mehr die wissenschaftlichen Aspekte meiner Fälle beschäftigten, bin ich, nachdem ich seit kurzem in einer mittleren süddeutschen Stadt eine Praxis übernommen habe, sehr viel näher an dem praktischen Teil meiner Arbeit und versuche nun, die Fallgeschichten meiner Klienten der Realität anzupassen Dieser Ausgleich gelingt relativ häufig aber natürlich nicht immer. Doch bei Ramon war ich von Anfang an irgendwie irritiert und fasziniert gleichermaßen.

      Der Patient, den ich kürzlich in meiner Sprechstunde empfing, war nämlich nichts Alltägliches.

      Telefonisch hatte er gesagt, er leide an Wahnvorstellungen. Diese Feststellung war an sich schon bemerkenswert, denn normaler Weise stelle ich die Diagnose nach einer gründlichen Anamnese. Aber hier trat jemand ins Zimmer und brachte die Diagnose schon mit. Ohne meine ausgestreckte Hand zu ergreifen, setzte er sich auf den angebotenen Stuhl und sah mich erwartungsvoll an.

      Nichts deutete darauf hin, dass da ein kranker Mensch vor mir sitzen könnte. Vielmehr nahm ich einen gut aussehenden, sportlichen jungen Mann von Mitte zwanzig wahr. Seine dichten schwarzen Haare und sein leicht brauner Teint gaben ihm ein etwas südländisches Aussehen. Aus dunkelbraunen Augen blickte er mich frei und ohne Scheu an. Erst beim näheren Hinsehen bemerkte ich einen leichten melancholischen Ausdruck in ihnen.

      „Sie glauben also, dass Sie Wahnvorstellungen haben", begann ich das Gespräch vorsichtig. „Wie kommen Sie darauf?“

      „Mein Vater meint das. Ich selber bin mir nicht so sicher. Aber ich weiß auch nicht, was es sonst sein könnte.“

      In aller Kürze berichtete er dann von einer nächtlichen Begegnungen mit einer Schlange und einer darauf folgenden völligen Gedächtnislücke von mehreren Tage.

      Da ich mir aus seinem kurzen Bericht keinen Reim machen konnte, bat ich ihn, mir alles und zwar auch eventuelle Vorgeschichten so genau wie möglich zu erzählen. Das tat er dann auch ohne Umschweifen. Und wie er das tat, war wiederum sehr bemerkenswert. Ramon war ein begnadeter Erzähler. Ohne zu stocken berichtete er über sich, sowie seine Selbstwahrnehmungen, seine Umwelt und seinen Alltag. Fast zwei Stunden lang erzählte er fast druckreif, während ich kaum mitkam, mir Notizen zu machen. Gott sei Dank hatten wir uns geeinigt, dass ich das Gespräch auf Band aufnehmen durfte.

      Wenn ich nun im Folgenden versuche, seine Geschichte wieder zu geben, bin ich mir im Klaren, dass das nur ein unvollkommener Versuch sein kann, der Fülle und Dichte seines Berichtes gerecht zu werden. Ich will auch nicht verhehlen, dass ein erhebliches Quantum meiner subjektiven Wahrnehmungen in die Wiedergabe Ramons Erzählung eingeflossen ist, nachdem ich bemerkt hatte, wie sehr ich selber in seine Geschichte involviert war. Das ist auch der Grund, warum ich seine Aussagen nicht als sachlichen Bericht sondern als scheinbar subjektive Geschichte wiedergebe. Allerdings habe ich nichts an den sachlichen Informationen hinzugefügt oder ausgelassen.

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