Torsten Stau

im Land von Pizza und Pasta


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in Gedanken, einen Rennparcours mitten durch die Innenstadt zu legen.

      Wir haben unter dem Felsen, auf dem das Herzstück der Stadt und des Fürstentums liegt, im Parkhaus geparkt und wurden per Fahrstuhl direkt vor das Aquarium befördert. Von dort ging es zur Kathedrale, neben der unmittelbar der Justizpalast und die Nationalversammlung (ein größeres Gebäude brauchen die dafür nicht) liegen, und von dort aus zum nicht weit entfernten Schlossplatz, wo wir rechtzeitig zum Wachwechsel am Fürstenpalast eintrafen. Die Zeremonie wirkt verglichen mit denen in London, Kopenhagen oder Stockholm eher niedlich.

      Die Besichtigung des Fürstenpalastes ist sehr empfehlenswert, aber nur möglich, wenn von Fürstens dort keiner anwesend ist. Wie überall erkennt man das daran, ob über dem Schloss ein Fähnchen weht oder eben nicht. Man bekommt dort keine Führung, sondern erhält am Eingang ein Kassettengerät (keine Ahnung, wie so etwas offiziell heißt) in der gewünschten Sprache (mindestens die Hälfte der dort vorrätigen Geräte sprechen deutsch!), das man ans Ohr hält und sich zunächst im Innenhof eine Begrüßungsansprache von Fürst Albert persönlich anhört. Dann geht man jeweils einen Raum weiter, was wegen der Fülle und der entgegen kommenden Leute manchmal ein bisschen dauert, drückt auf einen grünen Knopf und bekommt erklärt, was es in dem Raum so alles zu sehen gibt. Auch der Thronsaal ist in der Besichtigungstour enthalten.

      Natürlich dreht sich in Monaco fast alles um Grace Kelly / Fürstin Gracia Patricia, deretwegen noch immer viele Touristen kommen (ich ja auch, hüstel). Im Stadtgebiet stehen überall Schautafeln, wo irgendwelche besonderen Ereignisse in ihrem Leben stattgefunden hatten. Auch die Kurve, die sie damals nicht gekriegt hat und mit ihrem Auto tödlich verunglückte, ist ein Wallfahrtsort ähnlich wie bei Lady Di in Paris.

      Zur Geschichte der Familie Grimaldi und der letzten 500 Jahre des Fürstentums Monaco empfehle ich das Buch "Die Grimaldis - Geschichte und Gegenwart der Fürstenfamilie von Monaco" von Bettina Grosse de Cosnac (Bastei-Lübbe, 2007, ISBN 978-3-404-61620-6), das ich ja auch schon in meinem Buchtipp vorgestellt hatte.

      Aus dem Inneren des Fürstenpalastes kann ich keine Fotos liefern, denn dort herrscht wie in vielen weltlichen und kirchlichen Bauwerken Foto- und Filmverbot, auch wenn sich immer wieder einige daran nicht halten. Umso überraschter war ich, dass in der Kathedrale von Monaco das Fotografieren erlaubt ist, sofern man sich dabei ruhig und respektvoll verhält. Vor allem am Grab von Grace Kelly / Fürstin Garcia Patricia wäre ein Fotografierverbot wohl kaum durchsetzbar. Viele Touristen kommen deswegen nach Monaco, auch für mich war es ein Hauptgrund für diese Reise. In der Kathedrale bin ich mal wieder dadurch aufgefallen, dass ich offenbar als einziger die lateinischen Inschriften auf den Grabmälern und Tafeln lesen konnte. Dabei steht doch einfach nur dort, "dass hier X, die Ehefrau des Fürsten Y begraben liegt, die im Jahre des Herrn jjjj verstorben ist" oder "dass auf Veranlassung von Fürst Rainier III. im Jahre jjjj diese oder jene Reliquie von da und dort nach hier gebracht worden ist"; auf einem Grabmal mit zwei Dutzend Namen aus fünf Jahrhunderten stand lediglich, "dass hier alles begraben ist, was von den Edlen des Hauses Grimaldi sonst noch übriggeblieben ist". Vieles davon kann man mit geringen Lateinkenntnissen sogar erraten.

      Grafik 262 Grafik 263

      Der Themenwechsel ist nun etwas abrupt, aber dafür begeben wir uns auch in einen anderen Stadtteil, nämlich Monte Carlo. Dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Spielcasino besucht. Es war noch wenig Betrieb dort, aber man konnte ein wenig von der Atmosphäre ahnen, die dort früher geherrscht haben muss und die wir fast nur noch aus Büchern und Filmen kennen. Natürlich besteht auch dort Fotografierverbot. Wir hätten sogar selbst spielen dürfen, aber ich spiele grundsätzlich nicht um Geld, vor allem nicht um mein eigenes. Im Bereich des Spielcasinos, des Hotel de Paris und des Café de Paris ist es besonders interessant sich vorzustellen, wie dort das Formel 1 Rennen hindurch geleitet wird.

      Am Nachmittag hätte eigentlich noch San Remo auf dem Programm gestanden, wofür jedoch wegen des langen Aufenthalts in Monaco wenig Zeit zur Verfügung stand. In San Remo gibt es ohnehin nicht mehr viel zu sehen, denn die Stadt hat ihre Zeit als Treffpunkt des Hochadels schon seit einem Jahrhundert hinter sich und kann trotz mannigfaltiger Bemühungen auch das Tourismusgeschäft nicht wirklich ankurbeln. San Remo ist nämlich in einem Punkt von Natur aus gekniffen: im Gegensatz zu fast allen Nachbarorten hat es keinen Badestrand zu bieten, sondern nur felsige Küste! Deshalb nahmen wir den Vorschlag der Reiseleiterin an, nur kurz durch San Remo zu fahren und danach die Rückfahrt entlang der Küstenstraße anstatt auf der Blumenautobahn zurückzulegen. Abends gab es im Hotel zur Verabschiedung ein großes ligurisches Abendessen mit etwas nerviger Musikbegleitung.

      Über die um 7 Uhr begonnene Rückreise in die Heimat gibt es nicht viel zu berichten, außer dass sie noch reibungsloser ablief als die Hinfahrt und ich noch vor der Tagesschau wieder zuhause war. Wegen des schönen Wetters konnte ich diesmal viel von den Bergen, Städten und Seen in der Schweiz mit teilweise berühmten Namen sehen, doch habe ich davon während der Fahrt nichts fotografieren können.

      Venedig, 19.-22. Oktober 2009

      Wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass es sich um eine Schnäppchenreise in den Herbstferien in der zweiten Oktoberhälfte handelte, dann war es alles in allem ein Erfolg. Zu meiner Überraschung hatte ich in der Nacht zuvor gut geschlafen, obwohl ich mich sehr über das miserable Spiel gegen Rot-Weiß Ahlen und den bisher unerwartet schlechten Saisonverlauf geärgert hatte. Als ich am Montag gegen 4:45 Uhr an der üblichen Abfahrtstelle hinter dem Koblenzer Hauptbahnhof eintraf, war dort schon eine größere Menge Leute an und um zwei Bussen zugange, von denen einer in die Toskana fahren sollte, während in dem anderen kein Schild hing (dieser fuhr nach Istrien, wie sich dann herausstellte). Dazwischen die Busfahrer mit Namenslisten, die sie mangels Taschenlampen kaum lesen konnte. Da meine Abfahrtszeit mit 5 Uhr angegeben war, nahm ich an, der Venedig-Bus würde noch kommen, doch stellte sich schließlich heraus, dass die Venedig-Reisenden erst einmal in dem Toskana-Bus mitfahren sollten.

      An der Autobahnraststätte Pfälzer Weinstraße trafen sich dann sage und schreibe sechs Reise- bzw. Zubringerbusse mit unterschiedlichen Anfahrtswegen, um dort Fahrgäste und Gepäck auszutauschen, bis endlich jeder in dem Bus mit dem richtigen Ziel saß. Etwas gespenstisch war, dass nach dem Umsteigen alle Busse noch ein paar Minuten lang unbeweglich dastanden und dann wie auf Kommando alle Motoren gleichzeitig starteten. Die Lenk- und Pausenzeiten der Fahrer werden heutzutage nämlich minutengenau computergesteuert.

      Mein Bus war bis auf zwei Plätze voll besetzt, darunter neben den üblichen Rentnern auch Familien mit Kindern oder Enkeln. Es waren halt Ferien, und die Reise war recht preisgünstig. Dabei war auch ein ehemaliger deutscher Meister im Bodybuilding, neben dem seine Frau kaum Platz in der Sitzreihe hatte. Er ist ein netter ruhiger Kerl, aber halt breit wie ein Schrank und vielleicht zu breit für so manche Duschkabine. Im Hotel hatten die Kellnerinnen später richtig Spaß, ihm Unmengen Nachschlag an Pasta zu bringen... Aber dort sind wir ja noch lange nicht angekommen.

      Die Fahrstrecke war bis Mailand dieselbe wie zehn Tage zuvor, außer dass auf der französischen Rheinseite durch das Elsaß gefahren wurde. Dort kam hinter Straßburg der (erst am Vortag aus London zurückgekommene und nach unserer Rückkehr gleich nach Paris weiterfahrende) Busfahrer an Bord, der uns nach Venedig und zurück brachte. Die Strecke ist halt zu lang, als dass sie ein Fahrer an einem Tag fahren dürfte. Die Fahrt verlief weitgehend störungsfrei bei mäßigem Wetter, aber wegen der vielen vorschriftsmäßigen Pausen (und weil der Fahrer sich kurz vor dem ihm bis dato nicht bekannten Zielort zweimal trotz Navi leicht verfuhr) dauerte es schließlich fast 16 Stunden, bis wir endlich im Hotel waren. Nach einem hastigen Abendessen war schon Schlafenszeit, denn morgen früh stand ja schon der Höhepunkt der Reise auf dem Programm: die Stadtführung in Venedig!

      Untergebracht waren wir in dem Badeort Lido di Jesolo ein ganzes Stück nördlich von Venedig. Dort ist im Sommer bestimmt der Bär los, denn ich fand eine endlos scheinende Promenade mit Sandstrand vor, an der sich ein Hotel an das andere reihte. Bis