Fritz Rabensteiner

Raumschiff Österreich


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was gegen Dosko sagt, damit…“ Journalisten hatten längst einen Kreis um beide gebildet, feuerten sie an und kommentierten dann kopfschüttelnd, dass der SPÖ nicht mehr zu helfen sei. Aber war der Konflikt zwischen Partei-chefin und Landeshauptmann „persönlich“? War das offene Nein eines Viertels der Delegierten am Parteitag „persönlich“? War die Abwendung von großen Teilen von SPÖ und ÖGB von Rendi-Wagner „persönlich“? Es gibt eine ebenso große wie unpersönliche Frage, die die SPÖ spaltet: Welcher Weg führt die SPÖ zurück an die Macht? Um zwei Antworten haben sich zwei Flügel gebildet. Rendi-Wagner ist das Gesicht des einen Flügels. Ihre Politik zielt auf urbane Wähler. Mit Vorschlägen, die sich nur in Details von den Grünen unterscheiden, wendet sie sich an ein gebildetes Publikum. Sie will „Verantwortung übernehmen“ und in Regierungen zeigen, wie man es besser macht. Sie weiß, dass die Arbeiter schon wieder an der SPÖ vorbei zur FPÖ zurückwandern. Von Einwanderung bis Sicher-heit kennt sie die Fragen der Unzufriedenen und Enttäuschten. Aber sie weiß nicht, was sie ihnen sagen soll. Alle spüren die kulturelle Kluft, die die SPÖ-Chefin von der ehemaligen Basis der Partei trennt. Niemand wird Rendi-Wagner absprechen, dass sie sachlich um wichtige Anliegen kämpft. Als Gesundheitspolitikerin ist sie die Beste, die die SPÖ seit langer Zeit hatte. Wären andere Sach-bereiche ähnlich gut besetzt, hätte es die Partei oft leichter. Es zeugt auch von Charakterstärke und Überzeugung, wenn eine Frau jahrelang Quer-schüsse abprallen lässt und weiter versucht, ihre Partei zu führen. Aber irgendwann stellt sich die Frage, ob das noch einen Sinn hat. SPÖ-Sozial-sprecher Josef Muchitsch von der Gewerkschaft Bau/Holz hatte im Morgenjournal erklärt, wann Rendi-Wagner Spitzenkandidatin der SPÖ wer-den kann: „Wenn niemand anderer bereit ist, das zu machen“. Klarer kann man ein bevorstehendes Ende kaum beschreiben. Der burgenländische Landeshauptmann steht für den zweiten Weg. Er hört den Leuten zu und gibt ihnen einfache Antworten. Seine ersten Sozialreformen im Bur-genland zeigen, dass er um die Menschen kämpft. Im Umgang mit der FPÖ hat er Anleihen bei Kreisky genommen. Wie der alte Meister der SPÖ weiß auch er, dass der Hauptgegner die ÖVP ist. Aber im Gegensatz zu Kreisky bewegt er sich in dem offenen Gebiet, das seine Gegner als „rechten Rand“ denunzieren, nicht souverän. Ein Sozialreformer, der „Sicherheit“ zu seiner Marke macht, hat es nicht nötig, im Fall der Kinder von Moria Härte zu zeigen. Rendi-Wagners Strategie hat kaum Chancen, eine Mehrheit gegen die ÖVP anzuführen. Mit einem Beschluss im Präsidium und dann am Parteitag haben ihre Gegner den Weg zu Sebastian Kurz versperrt. Aber einen eigenen sozialdemokratischen Weg zurück an den Ballhausplatz hat sie niemandem gezeigt. Daher kann ihr auch niemand auf ihrem Weg folgen. Im Gegensatz zu Rendi-Wagner trifft Doskozil in SPÖ und ÖGB auf viele Gleichgesinnte. Sein Weg der Mehrheit der Sicherheit ist für die SPÖ gangbar. Aber Doskozil wartet nicht, bis die Debatte begonnen und den Weg geöffnet hat. Er will die politische Wende in der der SPÖ sofort, weil er befürchtet, dass die SPÖ nicht mehr viel Zeit hat. Wenn Kurz seine schwerste politische Krise übersteht, eine Wahl gewinnt und den nächsten Justizminister bestimmt, kann er der österreichische Orbán werden. Dann sind nicht nur für die SPÖ die Türen zur Macht zu. Im Unterschied zu Rendi-Wagner sind Politiker wie Doskozil für die ÖVP gefährlich. Sie werben um die Wähler, um die auch Kurz und Kickl kämpfen. Wer hier gewinnt, wird Kanzler. Daher richtet sich die türkise Propagandamaschine auf zwei Ziele: auf „Dosko“ und auf das „rote Wien“. Ohne die rechtzeitige Entscheidung über den Weg wird die SPÖ die letzte Chance verspielen. Das treibt Doskozil immer wieder aus der Deckung. Aber statt für den neuen Weg Verbün-dete zu sammeln und die Entscheidung vorzu-bereiten, greift er die wankende Parteichefin an. Der türkise Boulevard begleitet jeden Angriff mit schadenfrohem Gejohle. Rendi-Wagner schlägt zurück, immer ratloser und immer heftiger. Der Rest der Partei ist längst in der Deckung. Der Schluss ist einfach: Die Entscheidung über den Weg der SPÖ muss schnell, ruhig und offen ge-führt werden. Bis zum Ergebnis gibt es keine Personaldebatte. Dann wird über das Personal entschieden, das die SPÖ zum Sieg über die ÖVP führen soll. Wenn diese Entscheidung wieder in „Freundschaft“ vorbereitet wird, könnte Rendi-Wagner eine Schlüsselrolle im neuen Team über-nehmen. Damit wäre auch die Frage von Armin Wolf beantwortet: Das wäre die „Strategie hier“.

      Ludwig: „Kennts es zwa Deppen endlich mit der Streiterei aufhören? Des gfreit nur die anderen Parteien und den Boulevard. Wir ham scho mehr Austritte ois die katholische Kirchn. Do hot kana wos davon.“

      Doskozil: „I schon. I kaun die Blunzn nämlich net leiden.“

      Ludwig: „Oiso Blunzn kaun ma jetzt net so direkt sogn. Urschl vielleicht. Oder Trutscherl.“

      Rendi-Wagner: „Einen anderen Ton, meine Herren. Ich muss doch sehr bitten. Trotz aller Differenzen sind wir in der SPÖ immer noch eine Familie. Und wegen mir sind wir ganz knapp an der ÖVP dran. Der Kurz spürt schon meinen heißen Atem.“

      Doskozil: „Daun nimm a Pfefferminz-Bonbon, damit er net tot umfallt. Dem Shorty kaunnst du bei der nächsten Wahl von Weitem zuawinken. Aber von unten nach oben. Du glaubst doch net wirklich, dass du mit deiner Politik und deinem Charisma a Chance gegen den host? Der ÖVP kaun gor nix Besseres passieren, ois dass du kann-didierst. Wer soll bei dir a Kreuzerl mochn? Gemmas amoi der Reih noch durch. Bevor a ÖVPler dir sei Stimm gibt, schmeißt er an leeren Zettel eini. Aus den eigenen Reihen host nur mehr Pensionisten und Bobos. Vielleicht kriagst von den Grünen a paar Stimmen, weil die auf die eigene Partei ang‘fressen san. Oba das gleicht bestenfalls den natürlichen Abgang bei den Pensionisten aus. Die NEOS kennan mit dir nix anfangen und bevor a FPÖler Rendi-Wagner an-kreuzt, hängt er sie liaba auf.“

      Ludwig: „Warum bist du nur so verbittert?“

      Doskozil: „Des kaun i da sogn. Sie losst ka andere Meinung gelten. Ständig korrigiert sie mi. Deshoib hot‘s am Parteitog a nur 74% kriagt.“

      Rendi-Wagner: „75%, lieber Hans Peter. 75.“

      Doskozil: „Bitte sehr, do hammas. Genau des man i damit.“

      Rendi-Wagner: „Was es wiegt, das hat es. Wir müssen da schon korrekt bleiben. Das erwarten die Wählerinnen und Wähler auch von uns.“

      Doskozil: „Irrtum, gnä Frau. Die erworten von der SPÖ gaunz was anderes. Soziale Gerech-tigkeit, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, leist-bares Wohnen, 4-Tage-Woche und so weiter und so furt. Und net die frühere Einbürgerung von Ausländern oder die Gender-Sternderl.“

      Ludwig: „Des Gendern geht ma sowas auf die Nerven. Erst unlängst hob i g’sogt, es kennts mi olle…“

      Rendi-Wagner: „Über genau diese Schwerpunkt-themen halten wir jeden Montag ein Brain-storming ab. Die Themen werden auch ständig evaluiert. Grosso modo müssen die Erfolge Kreiskys unsere Benchmark sein. Das ist natürlich eine Challenge, aber erst gestern haben wir beim Lunchdate….“

      Doskozil: „Brainstorming. Evaluiert. Grosso modo. Benchmark. Challenge. Lunchdate. Waunst des im Wahlkampf so erzählst, daun san des mindestens 100.000 Stimmen.“

      Rendi-Wagner: „Glaubst du wirklich, das würde 100.000 Stimmen mehr bringen?“

      Ludwig: „I glaub, er mant 100.000 weniger. Wegen eich zwa verlier ma die nächste Wahl sowieso. Jetzt geht‘s nur mehr um Schadens-begrenzung, damit ma zumindest zwastöllig bleiben. Was muass passieren, damit ihr zwa Flaschenköpf‘ wieder z’sammkummts?“

      Doskozil: „Sie soll in Zukunft a mei Meinung gelten lossn. Des muass in aner Partei wia da SPÖ doch möglich sein. Und sie soll mi net ständig korrigieren.“

      Ludwig: „Kaunnst du des dem Hans Peter ver-sprechen?“

      Rendi-Wagner: „Ok. Ich verspreche, dass ich ihn künftig nicht mehr korrigieren werde.“

      Doskozil: „Danke. Dein Wort in Gottes Ohr. I hob ma des jetzt genau ang’schaut. Du bist seit 965 Tagen Parteivorsitzende….“

      Rendi-Wagner: „Seit 966 Tagen, lieber Hans Peter. 966.“

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