Shino Tenshi

Liebe des Todes


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dann überlegte, was ich antworten sollte: „Ich bin im Moment Single.“

      „Komisch. Ich hätte damit gerechnet, dass so ein Kerl wie du, schon längst vergeben wäre. Du kannst dich wahrscheinlich vor Angeboten kaum retten.“ Du schobst dir einen Löffel voller Eis in den Mund und ich musste erneut leicht lächeln. „Ja, vielleicht. Aber niemand, der mich interessiert. Um Sex zu haben, brauche ich ja keine Beziehung.“

      Etwas veränderte sich in deinem Blick. Irgendwas starb dort. Ich wusste nur nicht, ob das gut war oder nicht, wodurch du erneut einen Löffel nahmst und ich ebenfalls ein wenig weiter aß.

      Wir schwiegen eine gefühlte Ewigkeit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und als ich mich dazu durchgerungen hätte, dich ebenfalls nach deinem Liebesleben zu fragen, durchbrachst du selbst die Stille: „Hast du es schon einmal mit einem Mann getrieben?“

      Die Frage war eigentlich viel zu privat, doch ich wollte ja selbst, dass du der Mensch wurdest, der alles über mich wusste, wodurch ich sanft den Kopf schüttelte. „Nein. Hat sich bis jetzt nicht ergeben.“

      „Hm. Woher weißt du dann, dass du auf Kerle stehst?“, kam prompt die nächste Frage und ich seufzte kurz: „Nun ja, weil mich die Vorstellung daran nicht wirklich abschreckt oder abturnt. Es gab schon den ein oder anderen Mann, bei dem ich mir mehr vorstellen konnte als Freundschaft. Aber nun ja, hat sich halt nicht ergeben. Wie sieht’s bei dir aus? Vergeben oder frei? Mann oder Frau?“

      „Im Moment bin ich Single und nun ja, mit Frauen kann ich nur sehr wenig anfangen.“ Du zucktest wieder mit den Schultern und erneut spürte ich, wie mein Herz schneller schlug. Oh mein Gott, du warst auch noch schwul. Es konnte nicht besser werden. Jetzt musste ich dich nur noch von mir überzeugen.

      „Musst du ja auch nicht“, meinte ich ruhig, um deine Anspannung ein wenig zu lösen, wobei du mich unsicher ansahst. „Warum reagierst du so locker darauf?“

      „Warum nicht? Ich weiß die Vorzüge von Männern auch zu schätzen. Also kann ich mich darüber ja nicht beschweren, oder?“ Ich versuchte dich weiter ein wenig aus der Reserve zu locken, wobei ich dich sanft anlächelte.

      „Hast auch wieder Recht“, kam es kleinlaut über deine Lippen und erneut nahmst du einen Löffel Eis in deinen Mund, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich deine Zunge dabei beobachtete, wie sie genüsslich über deine Lippen glitt. Wie sehr wünschte ich mir, dass ich mit diesem Muskel spielen konnte?

      Doch ich schluckte nur trocken und aß selbst weiter, bis erneut deine Stimme zu mir durchdrang. „Du bist ein richtig guter Mensch, Basti. Ich bin froh, dass ich an dich geraten bin. Ich glaube, dass du mir noch sehr gut tun wirst.“

      Erneut lächelten wir uns an und aßen dann schweigend weiter. Genossen einfach die Anwesenheit des anderen und versanken in unseren eigenen Gedanken…

      „Nein, bitte nicht“, jammerte ich auf, als du erneut nach meiner Hand griffst, um mich in das nächste Kleidungsgeschäft zu schleifen, „ich kann keine Klamotten mehr sehen. Hab Erbarmen mit mir.“

      „Wären dir Schuhe lieber?“, necktest du sofort zurück, wodurch ich jeglichen Widerstand aufgab und von selbst neben dir herging. „Nein, danke. Da zerrt mich Cathy schon oft genug rein. Aber nach diesem Geschäft gehen wir endlich mal in eines, das mich interessiert, okay?“

      „Na gut, wenn ich hier endlich die Jacke finde, die ich schon seit Wochen suche. Ansonsten muss ich dich leider noch weiter quälen.“ Na ja, das war ja nicht wirklich ein Kompromiss, doch ich hatte damit eigentlich kein Problem. Es gefiel mir, dir beim Umziehen zu zusehen und dich immer wieder in neuen Kleidungsstücken zu betrachten. Auch wenn ich eigentlich gehofft hatte, dass mir so etwas bei einem Mann erspart blieb, musste ich gestehen, dass es dir anscheinend einfach nur Spaß machte, dich immer wieder neu zu erfinden.

      „Endlich! Da ist sie ja!“ Du ranntest zu einem Kleidungsständer und im nächsten Moment holtest du eine schlichte, schwarze Lederjacke hervor, was mich ein wenig skeptisch machte. Deswegen sind wir jetzt durch die halbe Stadt gelaufen? Wegen einer normalen Lederjacke? Das konnte doch nicht dein Ernst sein?

      „Das ist eine normale Lederjacke“, gab ich meine Bedenken preis, wobei du mich nur anlächeltest. „Nein, ist sie nicht. Sie hat erstens auch an den Ärmeln Taschen und außerdem ein wunderschönes Motiv hinten drauf.“

      Du drehtest das Kleidungsstück so, dass ich das Motiv sehen konnte. Es war ein Dämon, der sterbend in den Armen eines Engels lag. Sie hatten anscheinend gerade gekämpft und der Engel hatte gewonnen, wobei ein Schwert auf dem Boden lag, während das andere in der Erde steckte.

      Es war durchaus ein schönes Motiv, wodurch ich nicken musste. „Okay, das überzeugt mich ein wenig.“ „Wusste ich es doch!“ Dein Lächeln wurde breiter und prompt probiertest du sie an. Sie passte dir sofort, betonte deinen wunderschönen Körper und ließ den Bann, den du auf mich ausübtest, noch stärker werden.

      „Perfekt.“ Mehr brachte ich nicht über die Lippen und ich merkte, wie du leicht rot wurdest, als du meinen Blick bemerktest. „Das will ich doch auch hoffen.“ Du versuchtest die Röte in deinem Gesicht zu überspielen, wodurch ich erneut lächelte. Deine Nähe tat so gut.

      Somit konnten wir endlich recht schnell zur Kasse gehen und der Stolz auf deinem Gesicht wollte gar nicht mehr verschwinden, als wir mit der Jacke das Geschäft verließen.

      „Du bist unglaublich.“ Ich musste leicht lachen. „Wie kann dich eine einzige Jacke so glücklich machen?“ „Ich suche sie halt schon sehr lange, weil ich das Motiv so genial finde. Es ist das letzte Bild von meinem Lieblingskünstler, bevor er starb“, antwortetest du mir auf meine Frage, wobei ich es langsam verstand.

      Diese Jacke hatte alleine durch das Bild schon einen emotionalen Wert für dich. Irgendwie wünschte ich mir, dass ich dich eines Tages auch mal so zum Strahlen bringen würde.

      Wir gingen noch in ein paar Elektronikmärkte und durchstöberten DVDs. Ich hatte sogar das ein oder andere Exemplar für mich gefunden, wobei wir uns zum Film schauen verabredeten, denn dich hatten die Rückentext auch neugierig gemacht.

      So würden wir uns auf jeden Fall außerhalb der Schule wiedersehen. Ich wollte noch so viel über dich erfahren und dein Lachen wollte aus meinem Herzen nicht mehr verschwinden.

      Wo warst du nur all die Jahre gewesen?

      Kapitel 2

      „So, da haben wir Popcorn und Cola Light. Dann kann der Filmmarathon ja beginnen, oder?“ Ich grinste breit, als ich die Schüssel mit dem gepufften Maiskörnern und die Flasche Cola Light mit zwei Gläsern auf unseren Couchtisch stellte. Wir hatten die ganze Wohnung für uns, weil meine Eltern waren zum Essen ausgegangen und meine Schwester wieder bei unseren Großeltern – wo sie die meiste Zeit verbrachte - war, was mir ganz recht war. Ich wollte dich im Moment nicht teilen.

      „Das ist ja perfekt!“ Du grinstest übers ganze Gesicht, wobei du das Getränk sofort in die zwei Gläser einschenktest und einen kräftigen Zug aus deinem nahmst.

      „Puh, das hat gut getan.“ Ich wusste nicht, wie du so sein konntest, wie du eben warst. So natürlich und unverfälscht. Du sprachst, wie dir der Mund gewachsen war, und achtetest nicht darauf, ob du irgendwen damit verletzten könntest. Ich war da ganz anders. Viel bedachter und auch ein wenig ruhiger.

      „Mit welchem Film wollen wir anfangen?“, fragte ich schließlich und hielt die drei Hüllen, die ich heute gekauft hatte, vor dein Gesicht, sodass du dich entscheiden musstest. Es war ein Action- und zwei Horrorfilme.

      „Erst einmal den. Dann den Actionfilm und dann den anderen Horrorfilm. So haben wir ein wenig Abwechslung.“ Eine kluge Wahl, das musste ich dir eingestehen, wobei ich nur nickte und dann den ersten Film in den DVD-Player legte.

      Ruhig nahm ich neben dir auf der Couch Platz und ließ das Intro laufen. Ich verfolgte den Film so gut es ging, doch deine Anwesenheit und dein Duft machten es mir nicht gerade leicht.

      Es war einfach