Peter Kerry

Die Sternenreiter und das Geheimnis der Feenkreise


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prachtvolle Kurzschwerter im schwachen Kerzenschein erstrahlten. Aufgeregt näherten Sie sich den so lange gesuchten Waffen, die in einem Stil ähnlich römischer Kurzschwerter gearbeitet waren. Diese mussten aber jünger sein.

      „Das muss Damaszener-Stahl sein, so wie die Klingen glänzen“ sagte John mit einem Ton des Wissens, „und die Griffe sind aus Gold. Aber diese riesigen Steine an den Griffenden sind bestimmt aus Glas. Edelsteine in so einer Größe gibt es kaum und die hätte man bestimmt nicht auf Schwertgriffe montiert.“

      „Wie recht du hast, mein Junge“ kam eine tiefe, gebietende aber sanfte Stimme aus einer dunklen Ecke des Raumes.

      Albert Krumbein

      Mit einem lauten Schrei fuhren Peter, Tom und John herum.

      „Wer ist da?“ fragte Peter mit ängstlicher Stimme.

      Eine Gestalt in einer tiefschwarzen Mönchskutte, die alles Licht zu verschlingen schien, trat einige Schritte aus dem Dunkel auf sie zu und streifte die Kapuze vom Kopf. Die drei schauten in die Augen eines alten weißhaarigen Mannes mit langem Vollbart und den Furchen vieler Jahre im Gesicht.

      „Albert Krumbein nennt man mich, meine Freunde“ sprach er und seine Mundwinkel formten sich zusammen mit seinen Augen zu einem freudigen Lächeln als er die drei Jungs musterte. Peter, John und Tom waren sofort von der Aura dieses alten Mannes gefangen.

      „Was machen sie hier?“ fragte Tom.

      „Das, mein lieber Junge“ antwortete der alte Mann, „müsste ich eigentlich euch fragen. Schließlich seid ihr die ersten, die sich in diesen Raum verirrt haben, um sich meine Sammlung anzusehen.“

      „Groß ist die ja auch nicht gerade“ merkte Peter an.

      „Und dann auch noch nachgemachte Schwerter mit Glassteinen“ fügte John hinzu.

      „Die Größe ist nicht das, was zählt“ bemerkte Albert Krumbein, „was zählt ist vielmehr der Inhalt, die Bedeutung der Stücke. Seit drei Jahrzehnten bin ich nun unterwegs, von Museum zu Museum durch ganz Deutschland. Kein Kurator wollte meine Sammlung ausstellen. Nur mit Geld konnte ich sie überreden und selbst dann bekam ich nur den letzten Raum in der hintersten Ecke zugewiesen. Aber mein Leben hat mich gelehrt, mich in Geduld zu üben.“

      „Was für ein Inhalt, was für eine Bedeutung?“ fragte John.

      „Nun meine Freunde, lasst mich euch eine kleine Geschichte erzählen. Dieses Buch hier auf dem Podest ist „Das Buch der Prophezeiungen“, aufgezeichnet um das Jahr 500 nach Christus von einem viel weiseren Mann als mich. Er reiste um die ganze Welt und sammelte bei den Einheimischen Weissagungen aus alten Zeiten, die von Generation zu Generation mündlich überliefert worden waren. Dieses Buch ist sein Lebenswerk, das gesammelte Wissen über zukünftige Geschehnisse der Welt. Auf diesen beiden Seiten seht ihr die Prophezeiung über die Sternenreiter, die in allen Kulturen in der einen oder anderen Form zu finden ist. In diesem Buch hat er zusammengefasst, was es an Parallelen in den verschiedenen Überlieferungen zu finden gab.“

      Mit steigender Spannung hingen die Jungen an seinen Lippen.

      „Also“, fuhr er fort, „die Sternenreiter waren drei stattliche Recken, die auf ihren weißen Rössern im steten Kampf gegen das Böse lagen. Ihre einzigen Waffen waren drei Kurzschwerter, wie diese drei, die ihr hier seht. Sie waren so erfolgreich in ihrem Kampf, dass das Böse fast vollständig von der Erde verbannt schien. Eines Tages aber kamen Missgunst und Neid über die Menschen und sie begannen erneut, Kriege zu führen, zu rauben, zu morden. Doch die Sternenreiter kamen ihnen nicht zu Hilfe. Wohin sie verschwunden waren, blieb ein Rätsel. Ein Seher prophezeite, es würde eine Zeit kommen, da das Böse sich aufmache, den letzten Schritt zur Weltherrschaft zu tun. Da werde es geschehen, dass die Sternenreiter zurückkehren und die Welt retten werden.“

      Mit offenen Mündern staunten Peter, John und Tom.

      „Was genau geschehen würde“, fuhr er fort, „blieb jedoch verborgen. Es hieß, es würden drei neue Sternenreiter gefunden, die aus einer fernen Zukunft in die Vergangenheit reisen würden, indem sie sich die Schwerter der verschwundenen Sternenreiter mit der Spitze zuerst in den Bauchnabel rammen würden.“

      „Dann sind die aber doch tot“ fuhr es aus Tom entsetzt heraus.

      Mit einem milden Lächeln antwortete der alte Mann, „nun mein Freund, es ist eben eine Prophezeiung. Und darin sind oft Magie und Übernatürliches eingeflochten.“

      „Dann ist das doch alles nur ein Märchen“ erwiderte John.

      „So scheint es zu sein, mein Freund“ antwortete der alte Mann, „doch ist dies die Essenz aus Geschichten der gesamten Welt, die womöglich doch die Wahrheit ist.“

      „Warum heißen sie eigentlich Sternenreiter“ fragte Peter.

      „Das ist ein weiteres Mysterium, es wird berichtet, dass immer nach einer erfolgreichen Mission der Sternenreiter Sternschnuppen über ihrem Lager am Nachthimmel zu sehen sind. Daher haben sie die Menschen Sternenreiter genannt“ antwortete Albert Krumbein.

      Nachdenklich schauten die Drei ihn schweigend an.

      „Nun aber zu deinen falschen Glassteinen an den Schwertgriffen, mein Freund,“ sprach er weiter, „sie spiegeln die Farbe der Augen ihrer Träger wieder. Dies hier ist ein Saphir, so tiefblau wie die deinen Peter. Dies ist ein Tansanit, so hellblau wie die deinen Tom. Und schließlich dieser hier ist ein Smaragd, so strahlend grün wie die deinen John.“

      Sprachlos und verwirrt darüber, dass Albert Krumbein ihre Namen kannte und sie zudem in diese wilde Geschichte eingewoben hatte, starrten sie den alten Mann an.

      Unbemerkt hatten sich den Vieren zwei dunkle Gestalten genähert und traten nun in den Raum. Es waren die beiden heimlichen Beobachter vom Hügel, die noch immer ihre schwarzen Mäntel und Hüte trugen. Die Vier fuhren herum und Albert Krumbein stellte sich schützend vor die Jungen.

      „Was wünscht ihr, meine Herren?“ fragte er, die Antwort scheinbar wissend.

      „Du weist genau, was wir hier wollen, alter Greis“ grollte einer der beiden, „diese drei hier ausmerzen, bevor sie Unheil über die Welt bringen können.“

      „Unheil würden sie nur über euch und eures Gleichen bringen. Verschwindet und sagt eurem Herrn und Meister, er soll sich von diesen Kindern fern halten, sonst bekommt er es mit mir zu tun“ sprach der alte Mann mit bestimmender Stimme.

      Ein tiefes unnatürliches Lachen entfuhr den zwei Gestalten.

      „Du hast es nicht anders haben wollen, alter Greis“ kam wieder die grollende Stimme und die beiden zogen jeder ein großes Schwert unter Ihren Mänteln hervor.

      „Ihr wisst, was zu tun ist, meine Freunde“ rief der alte Mann den drei Jungen zu, „nehmt eure Schwerter!“

      Mit diesen Worten zog er einen langen, knorrigen, schmalen Holzstock aus seiner Kutte hervor und der Kampf von Albert Krumbein gegen die beiden unheimlichen Männer begann. Es war ein ungleicher Kampf, ein Knüppel gegen zwei große Schwerter. Doch der Stock hielt den massigen Hieben der Schwertträger stand.

      „Was sollen wir bloß tun“ rief John ängstlich.

      „Erst mal die Schwerter greifen“ rief Peter.

      Und passend zu ihren Augenfarben ergriffen die drei die Kurzschwerter.

      „Was nun?“ fragte Tom aufgeregt, „sollen wir etwa gegen diese beiden Kerle kämpfen?“

      Albert verließen langsam die Kräfte, ein Hieb auf seinen Arm hatte ihn schon erwischt, das Blut quoll in einem dicken Strudel aus seiner Wunde.

      „Die Schwertspitze zum Nabel, meine lieben Kinder, seid tapfer, es wird alles gut.“ Mit diesen Worten erwischte Albert ein schwerer Hieb an seiner rechten Kopfseite, dann verschwand das Schwert des anderen Mörders für einen Moment in Alberts Bauch. Das ekelhafte Gelächter der beiden schallte durch den Raum, als der