wir uns keine weiteren Kinder mehr leisten können", bedauerte die Mama. "Ja, in der Tat, unser Frieder ist so ein richtiger Prachtjunge, der wird es später bestimmt mal ganz weit bringen. Seine Lehrerin hat mir sogar vorgeschlagen, daß er aus ihrer Sicht eine Klasse überspringen könnte und das hat sie bestimmt nicht gesagt, um ihn ganz schnell loszuwerden", glaubte der Papa. "Was für ein herrliches Leben! Ich freue mich ja so auf unsere gemeinsame Zukunft, denn der Junge wird uns ganz bestimmt noch viel Freude bereiten." "Auf jeden Fall. Vielleicht wird er ja sogar mal deutscher Bundeskanzler." "Ich weiß nicht so recht. Das ist doch auch kein wirklich angenehmer Job. Immer dieses Rumgefliege und andauernd diese Krisen, Kriege und Katastrophen. Da wäre es mir doch viel lieber, wenn aus dem aufgeweckten Kerlchen ein Musiker werden würde." "Aber wenn, dann schon so ein richtiger Superstar, nicht nur so eine Sternschnuppe, die gleich wieder am Musikhimmel verglüht." Sie strahlten sich verliebt lächelnd an. "Mama, Papa, entschuldigt bitte die Störung, aber ich glaube, unser Hund hat gerade in Euer Schlafzimmer gekotet", vermeldete Frieder mit leichter Besorgnis in der Stimme. "Danke für die Benachrichtigung! Was für ein tolles Kind!" freute sich seine Gebärerin. "Na ja, noch toller wäre es gewesen, wenn er den Dreck weggemacht hätte", platzte es aus seinem Erzeuger heraus. "Wer? Der Hund oder der Friedet?" stutzte sie. Da mußten Beide lachen. "Na ja, egal, dann hab ich wenigstens was zu tun, wäre ja sonst auch zu gemütlich gewesen", dachte sich der Mann, doch als er den Ort des "Beschisses" aufsuchte, war schon alles verschwunden und er schüttelte verwundert den Kopf. Was für ein Prachtkind! "Wenn es ihn nicht gäbe, dann müßte man ihn wohl erfinden", sinnierte er.
Der Dritte im Bunde
"Mann, Fred, ich bin schon wieder schwanger!" rief die gebärfreudige Frau ihrem Gatten zu. "Gut, wenn das so ist, dann nennen wir ihn Manfred", fiel dem dazu nur ein. "Und was ist, wenn es ein Märchen wird?" "Dann heißt sie Haschenpute." "Hä, was ist denn das für ein blöder Name?" "Keine Ahnung. Ist mir grad so eingefallen, bevor ich gleich ausfallend werde. Was fällt Dir eigentlich ein, Dich schon wieder von mir schwängern zu lassen, Du altes Machtweib!" "Aber ich kann doch auch nichts dafür." "Von wegen! Immerzu willst Du mit mir ins Bett." "Aber das ist bei Ehepaaren halt mal so üblich, daß sie nebeneinander in der Kiste liegen." "Ja, das mag schon so sein, aber Dir stecke ich ihn ganz bestimmt nicht mehr rein." "Wen?" "Na den!" "Aber dann können wir uns ja auch gleich scheiden lassen." "Wieso das denn? Du bräuchtest nur mal vernünftig verhüten, dann hätten wir die ganzen Probleme nicht." "Aber wieso verhütest Du nicht?" "Weil das Majestätsbeleidigung wäre. Na ja, wie dem auch sei, also wieder jahrelanges, nervtötendes Babygeschrei", seufzte er und begab sich daraufhin schnell in seinen Hobbyraum, der im Grunde total sinnlos war, da er kein Hobby sein eigen nannte. Zugegeben, böse Spötter hätten behaupten können, Kinder machen wäre eine Art Hobby von ihm, doch das fand er überhaupt nicht lustig und alle, die so etwas ihm gegenüber verlauten ließen, verloren einige Zähne. Er war ein sehr berüchtigter Kneipenschläger und seine Zeitgenossen fanden oft , daß er dafür durchaus den richtigen Namen hatte. "Gleich kommt der Dresche und dann gibt's wieder Dresche", pflegte man sich zuzuraunen, wenn sein mächtiger Schatten bereits kurz vor ihm sichtbar geworden war. Angst und Schrecken verbreitete der Papa von Manfred schon zu seinen Lebzeiten, doch das hielt sein kleines Söhnlein nicht davon ab, zur Welt zu kommen.
Von der Raupe zur Schmetterhand
Chantal wurde größer und immer noch böser. Doch dann kam die Zeit der Pubertät und jene genoß die Kriegerin von der allerersten bis zur allerletzten Sekunde. Auf einmal waren ihre bisher unerwünschten Verhaltensweisen voll angesagt und die Jungs rissen sich förmlich darum, von ihr untenrum stark befummelt zu werden. Insgesamt betrachtet handelte es sich bei der Pubertät vielleicht um die glücklichste sowie erfüllteste Zeit ihres Lebens und die anderen Mädels waren total neidisch auf Chantal, denn die Jungs liefen ihr scharenweise hinterher. "Was hat die blöde Krieg nur, was wir Anderen nicht haben?" wollte einmal ein Mädel von seinem besten Freund wissen. Dem lief sogleich der Sabber aus dem Mund, bevor er antwortete: "Die Krieg ist einfach geil. Die hat überhaupt keine Hemmungen und ist kein bißchen verklemmt. Ihr anderen Weiber seid total anstrengend. Mit Euch muß man reden, Ihr wollt Schmeicheleien hören, die überhaupt nicht stimmen, nur damit Ihr einen ranlaßt. Die Chantal dagegen fackelt nicht lange, die kommt gleich zur Sache und redet nicht ewig um den heißen Brei herum. Außerdem ist die voll versaut und unheimlich erfahren. Kein Wunder, daß fast alle Typen auf die stehen, sogar die blöden Schwuchteln." "Was! Die auch! Aber wer bleibt dann noch für uns?" "Na die Typen, die genauso verklemmt sind wie Ihr. Viel Spaß mit denen!" wünschte er ihr und daraufhin steckte sie sich mal wieder den Finger in den Hals, denn sie war magersüchtig. "Genau so etwas finden wir Kerle voll abtörnend", fiel ihm dazu nur ein. "Aber Ihr wollt doch, daß wir schlank sind und unseren Body in Form halten." "Aber doch nicht so. Ihr müßtet viel offener sein, so wie die Kriegerin." "Aber die läuft doch rum wie ein billiges Flittchen." "Na und? Authentizität ist eben alles heutzutage. Die signalisiert wenigstens gleich deutlich nach außen hin, daß sie für jeden Spaß zu haben ist." "Mit der wird es bestimmt ein ganz böses Ende nehmen. Vermutlich auf dem Straßenstrich oder so." "Ach was! Du bist doch nur neidisch! Wenn die so weitermacht, dann wird die noch ganz groß rauskommen und weltberühmt." "Das sagst Du doch auch nur, weil Du total in sie verschossen bist." "Und wenn schon? Ich weiß halt, wo die Siegerinnen der Geschichte zu finden sind." "Papperlapapp! Die Krieg ist auch nur so beliebt, weil ihre Eltern stinkreich sind und deshalb parfümiert sie sich auch ständig mit dem ganzen sauteuren Nuttendiesel ein." "Du bist einfach nur neidisch und das ist voll erbärmlich." "Ich geh jetzt gleich wieder kotzen." "Ja, mach das! Wenigstens etwas, das Du wirklich gut kannst." Das Ende einer Freundschaft.
Lebenslaufverfolgungen
In der Kürze lag und liegt bekanntlich schon zu allen Zeiten die Würze und um dem auch gerecht zu werden, hier in aller Schnelle die zusammengefaßten Lebensläufe unserer Protagonisten. Beginnen wir an dieser Stelle besser mit dem unscheinbaren Manfred Dresche, bevor wir den versehentlich noch vergessen. Sein Vater hatte sein Leben sehr lange geprägt, einmal hatte Manni zurückgeschlagen, doch das hatte er bitter bereut. In der Schule war er ein unauffälliger Mitläufer gewesen, später hatte er sich als gesichtsloser Mitsäufer etabliert und alles in allem geschah in seinem ereignislosen Leben nicht viel. Er machte eine Lehre und fühlte dabei in sich eine tiefe innere Leere, die er einfach nicht zu füllen vermochte. Ältere Frauen warfen bald ein Auge auf ihn, denn er erweckte in ihnen den Mutterinstinkt. Seine allererste Freundin war weder klein noch schmächtig, sondern groß sowie fett und sie fühlte sich prächtig. Sie behandelte Manfred wie ihren Laufburschen, doch da sie ihn nicht schlug, fehlte ihm irgendwas. Nichtsdestotrotz hielt jene Beziehung einige Jahre lang, aber nach seiner Ausbildung hatte er gleich die Firma gewechselt und seine neue Chefin hatte sich unsterblich in ihn verliebt. Manni war ein Pragmatiker; wer ihn bezahlte, war rund um die Uhr sein Boß, so sah er das jedenfalls und deswegen trennte er sich von der Dicken und trieb es fortan mit seiner Vorgesetzten. Die wollte unbedingt ein Kind von ihm, allerdings hielt er sich selber noch für ein halbes Kind, weshalb er brav verhütete, damit es zu keinem Verkehrsunfall kommen konnte. Er war Sachbearbeiter, kein Dingficker wohlgemerkt und er war so durchschnittlich, daß er auch an seinem Arbeitsplatz weder angenehm noch unangenehm auffiel. Jener Manfred Dresche war ein stinknormaler Durchschnittstyp und nachdem seine Chefin das Interesse an ihm für immer verloren hatte, schlug er sich als Single durchs Kleinstadtleben. Na ja, zugegeben, in seinem Fall keine besonders glückliche Formulierung, denn ihn schlug ja niemand mehr und das vermißte er außerordentlich, auch wenn er sich dessen halt nicht bewußt war. Um seine nach wie vor vorhandenen Triebe zu befriedigen, besuchte er oft Bordelle, doch er merkte schnell, daß er dort nicht wirklich eine Auswahl hatte. Außerdem störte es ihn, daß man ihn in der Gegend schon kannte und er deshalb nicht unauffällig rumhuren konnte. Er stand nicht gern im Rampenlicht, am liebsten blieb er unbeobachtet und so kam es, daß er bald damit begann, einmal im Monat nach Hamburg zu reisen, um dort auf der Reeperbahn von St. Pauli die Puppen bis in die Puppen tanzen zu lassen.
Chantal hatte die Pubertät ausgiebig zelebriert und nach deren Ende fühlte sie sich doch ziemlich desillusioniert. Sollte es das wirklich schon gewesen