Susanne Tharun

Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute -


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(Verburg 2012: 38 f).

      Eigene Initiativen sowie die Entsendung von Kirchenvertretern wurde bis Mitte der 1980er Jahre durch den Staat unterbunden. In der Folge durften einzelne, für den Staat relevante kirchliche Projekte in den Ländern verwirklicht werden. Hauptmotiv aller Aktivitäten war das der christlichen Nächstenliebe innewohnende Gebot der Linderung von Armut (Verburg 2012: 38 f).

      Werbeaktionen konnten ausschließlich unter dem Dach der Kirche realisiert werden, da es keine Werbemittel für kirchliche Sammlungen gab. Bürger, die für nichtstaatliche Anliegen spenden wollten, fanden bei Brot für die Welt eine Alternative (ebd.).

      1.3.2.3 „Eine Mark für Espenhain70“

      Nach dem Verbot einer Unterschriftenaktion, als Protest gegen die Umweltbelastungen, durch das „Christliche Umweltseminar Rötha“, starteten Aktivisten im Juni 1988 eine Listensammlung. „Eine Mark für Espenhain – ein Protest bekommt Flügel“ sammelte pro Bürger eine Mark gegen Quittung ein und kombinierte so die verbotene Unterschriftenaktion mit der Listensammlung. Die eingenommenen Spendengelder sollten an die Betriebsleitung des Braunkohlewerks Espenhain gehen, um Umweltbelastungen zu reduzieren. Bis März 1989 kamen 13.000 Mark der DDR zusammen, insgesamt wurden 100.000 Mark der DDR gesammelt. Mit der Wende wurde auch das Braunkohlewerk geschlossen und die verbliebenen 75.000 DM bildeten den Grundstock für die „Zukunftsstiftung Südraum Leipzig“ (Daberstiel 2015).

      1.3.2.4 INKOTA

      Mangelndes entwicklungspolitisches Engagement der Kirchen brachte im März 1971 evangelische und katholische Studenten zu einem Treffen in Halle. Mangels Struktur beschloss man bei der folgenden Versammlung71 im Mai die Gründung der Initiative „INformation, KOordination, TAgungen. Aufgabe war Einzelmaßnahmen und Gruppenaktivitäten zu koordinieren sowie kirchliche Institutionen für die Not der Dritten Welt zu sensibilisieren (Olejniczak 1999: 212 f). Laut Letz entstand mit INKOTA die erste größere und weltliche NRO, trotz organisatorischer Nähe zur Kirche (Letz 1994: 51 ff). Er schreibt INKOTA die Einleitung des Reformprozesses zugunsten kirchlich-karitativer und staatsoffizieller Solidaritätsangebote zu. Die basisdemokratische Arbeit erfolgte in selbständigen Gruppen, welche Aktionen vor Ort realisierten. Das Netzwerk hatte eine Sonderrolle eingenommen, da es nur wenige weitere Gruppen gab (ebd.). Ein wesentliches Leitmotiv von INKOTA war Transparenz, daher

      wurden Spendeneingänge und deren Verwendung dokumentiert (Olejniczak 1999: 214 ff). Die Solidaritätsinitiativen konnten nur für Länder erfolgen, zu denen auch der Staat Beziehungen unterhielt. Die Abwicklung72 konnte nur über offizielle staatliche Stellen73 erfolgen. Dennoch lief die Zusammenarbeit mit dem Solidaritätskomitee nur technokratisch, nicht inhaltlich, da das Solidaritätskomitee wohl die Philosophie von INKOTA nicht begriffen hatte (ebd. 221).

      Anlässlich des 40-jährigen Bestehens von INKOTA erscheint der INKOTA-Brief mit minimalen Angaben zum Spendenaufkommen. Beispielsweise spendete eine 1975 in Karl-Marx- Stadt gegründete Gruppe von Studierenden über die „Aktion 5“74. Es kommen von 1975 bis 1977 3.200 Mark für das Leprakrankenhaus Ifakara in Tansania zusammen. Auch Sach- spenden, wie Papier und Briefumschläge werden für die INKOTA-Briefe gesammelt. „Wir wissen von den im DDR-Maßstab recht bescheidenen Geldspenden.“ heißt es weiter. (IN- KOTA 2011).

      Auf der Herbsttagung 1989 verabschiedeten die Anwesenden einen offenen Brief an über 100 Empfänger (Dazu zählten: MfAA, FDJ, SK (ebd.).) mit der Forderung: „In diesem Prozess des Umdenkens, der Neuorientierung und der Entwicklung möglicher Alternativen […] ein bald möglichstes, öffentliches Fo rum aller Verantwortlichen durchzuführen.“ (Verburg 2012: 97 f). Bei wiederholten Treffen der angeschriebenen Vertreter wurde beschlossen, einen Entwicklungspolitischen Runden Tisch ins Leben zu rufen (ebd.). Dieser ERT wiederum rief einen Untersuchungsausschuss ins Leben, welcher zu dem größeren Teil aus ehemaligen Staatsoffiziellen bestand. „Die Problematik einer Untersuchung, geleitet von Personen, die am Untersuchungsgegenstand selbst beteiligt und somit betroffen waren, war uns von Anfang an bewusst, nur wir wussten keinen Ausweg, noch hatten wir Überblick, Insiderkenntnisse, Zugang zu Zahlen, Fakten sowie Zeit.“75 (ebd. 108). Dennoch waren sich die Aktiven am ERT einig, die entwicklungspolitischen Programme im Sinne der Solidarität fortzuführen. Mit Bekanntwerden der Veruntreuung von 100.000.000 Mark der DDR Spendengelder des Solidaritätskomitees durch den FDGB im November 1989 war die Empörung groß. Proteste veranlassten den FDGB zur Zahlung einer Wiedergutmachung in Höhe von einer Million Mark auf das INKOTA-Konto76 (ebd. 109).

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