über mich informiert haben. Es gab ja nur mich, Frank Dooley, der größte Spiritist der Stadt, der öffentlich gewettet hatte, bei seinen Séancen ein echtes Gespenst auftreten zu lassen. Nur war mir dies bislang nicht gelungen. Bis heute. Heute hätte ich ihn finden können - den endgültigen Beweis. Eine Séance auf dem Friedhof zur rechten Zeit am rechten Ort, das Erscheinen des alten O‘Dara, es hätte sich alles gefügt.
Was war das?
"Hallo? Ist da jemand?"
Erschrocken von einem knurrenden Geräusch war ich herumgefahren und ließ den Kegel der Laterne die Dunkelheit vor mir erhellen. Es war aber nichts zu sehen.
Da war es wieder!
Hinter diesem Grab. Ganz eindeutig ein Knurren! War es ein Hund, der hier nach Knochen grub? Nun, warum auch nicht? Knochen gab es hier in allen Größen und Formen zuhauf!
"Ksch! Kschksch!", machte ich und warf mit ein paar Kieseln auf den Grabstein, hinter dem ich das Geräusch vermutete.
Da bewegte sich etwas. Es kam aus dem Schatten des Grabsteins getreten.
Auf das, was sich nun aus der Dunkelheit schälte, war ich nicht vorbereitet:
Eine Kreatur, etwas größer als ein Hund, auf alle viere gebeugt trat vor mir auf den Weg. Die Hinterbeine waren lang und knickten in der Mitte unnatürlich ab. Seine Vorderläufe waren kürzer, aber kräftig und endeten in Messerlangen Krallen. Der Kopf der aberwitzigen Kreatur war lang und schmal mit spitzen Ohren wie der eines Schakals. Doch es fehlten die Augen! Eine lange, gespaltene Zunge hing aus seinem Maul, in dem mehrere Reihen gelber Zähne, nass vom Speichel, im Schein der Laterne glänzten. Was bei allen Engeln war dies für ein Monstrum? Kein Haar am ganzen Körper, der fahlrosa schimmerte. Unter der Haut sah man bei jeder Bewegung die Muskeln zittern. Es knurrte und seine Zunge zuckte wie die einer Schlange aus seinem Mund. Nahm es Witterung auf? Die fehlenden Augen ließen mich folgern, dass es sich um eine nachtaktive Kreatur handeln musste. Aber was war es?
Ich wich zurück und sah mich nach etwas um, das ich als Waffe benutzen konnte. Aber ich konnte nichts erkennen. In meiner Not griff ich nach einem Stein und wollte ihn bereits nach der Kreatur werfen, als ich bemerkte, dass es sich um einen Schädel handelte. Es war ein Schädel, der zum Teil noch von Fleisch bedeckt war. Da sah ich das Blut an den Krallen des Wesens. Es schwang seinen Kopf nach links und rechts, die Zunge zuckte und schmeckte in der Luft. Dann setzte es sich in Bewegung und kam geradewegs auf mich zu. Langsam. Sein Knurren wurde lauter und ich wich schneller zurück. Ich umrundete das Grab, hinter dem ich die Kreatur aufgeschreckt hatte, und sah zu meinem Entsetzen, dass es zur Hälfte aufgescharrt worden war und Stücke eines Menschen, zum Teil verfault und zum Teil gefressen, in der aufgewühlten Erde lagen. Von hier war also dieser Schädel. Ich hatte das Monstrum bei seinem nächtlichen Mahl gestört. War dieses grässliche Etwas der Grund, weshalb mich Seamus warnte, die Nacht hier zu verbringen? Es konnte mich wittern und folgte mir. Ich schlich von Grabstein zu Grabstein, rüttelte an verrosteten Ketten vor alten Türen, die Zugänge zu Grüften sicherten. Es war sinnlos. Mein Vorsprung wurde geringer, je länger ich versuchte zurückzuweichen.
Also entschied ich mich für eine verzweifelte Tat: Wenn ich mich umdrehte, der Kreatur meinen Rücken zuwandte, dann sah ich die Hecke. Wenn ich schnell genug laufen würde, hätte ich eine Chance, mich durch eine Lücke der Hecke zu zwängen, bevor mich ihre scharfen Krallen zu packen bekämen. Ich griff nach ein paar Kieseln, der Kopf des Untiers zuckte augenblicklich in meine Richtung. Dann warf ich die Steine, soweit ich konnte, und sie prasselten auf verschiedene Grabsteine und Platten. Sofort sprang es in die Richtung der Geräusche und ich hörte sein wütendes Fauchen und schnappen. Dann wandte ich mich um und rannte, so schnell ich konnte.
Ich war gerade zwei, vielleicht auch drei Meter weit gekommen, als ich über eine Wurzel stolperte und ins Straucheln kam. Beim Versuch, mich abzustützen, prellte ich mir meine Hand und meine Schulter an einem großen Grabstein. Es tat höllisch weh. Dennoch unterdrückte ich einen Schrei und blieb ruhig liegen. Kein Geräusch kam aus meiner Lunge. Meine Augen waren weit aufgerissen und starrten in die Dunkelheit. Da! Ich hörte die Schritte, wie sie auf mich zukamen. Klack! Klack! Klack!
Dann dieses zischelnde Geräusch der Zunge und das Knurren. Es war direkt neben mir, eine Reihe Grabsteine lag zwischen uns. Ich wagte nicht, mich zu bewegen.
Nach einer endlosen Minute hatte sich das Wesen von mir entfernt, so dass ich endlich wieder wagen konnte zu atmen. Die Luft sog ich langsam und so leise es ging in meine Lungen. Meine Schulter pochte, meine Hand brannte und mein Herz raste wie verrückt.
Aber wie durch ein Wunder war ich der Kreatur entkommen. Ich suchte nach der Laterne, die ich beim Fall verloren hatte. Glücklicherweise hatte der Himmel etwas aufgeklart, so dass der Mond meine Sicht verbesserte. Da! Ich griff vorsichtig danach und zog eine Schachtel Streichhölzer aus meiner Tasche. Das Anreißen des Kopfes kam mir unnatürlich laut in der Stille vor und ich fürchtete, die Kreatur würde gleich über mich kommen, doch es blieb still.
Ich getraute mich, entspannter zu atmen, und sah mich um. Ich saß auf einem Grab, mein Rücken lehnte an einem Grabstein. Ich schwenkte die Laterne um und schob mich etwas zur Seite um den Namen des bedauernswerten Menschen, der unter mir lag, lesen zu können. Und in diesem Augenblick wurde mir alles klar! Ich wollte lachen, als sich neben meinem Kopf die Zunge des Untiers zeigte. Sie hatte mich gefunden, aber es spielte keine Rolle mehr. Auf dem Grabstein, der Name, es war MEIN Name, der dort eingemeißelt war. Ich war das Gespenst, das keine Ruhe fand. Da sah ich den Kopf der Kreatur, war es ein Ghul, direkt vor mir. Ich lachte. Ich lachte, so laut ich nur konnte, dann wurde mein Kopf von hunderten scharfer Zähne mit einem lauten Knirschen zerbissen und es wurde endlich dunkel ...
... Wie jeden Tag zur selben Zeit hatte ich meinen Lieblingsplatz auf dem Friedhof eingenommen. Ich wartete auf den seltsamen Mann, der mir, seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte ...
ENDE
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