Andrea Shija'Estrana Wobmann

Ich rocke den Lake Viktoria!


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       Über mich, Andrea Shija’Estrana

      Ich bin eine Frau unter allen Menschen. Ich absolvierte die üblichen Schulen, schloss eine Lehre ab, arbeite(te) regulär und erfahre meine Geschichten und Nichtgeschichten. Mein Leben lebt wunderbar vielfältig - auch, weil ich durch mein offenes und fröhliches Naturell neugierig auf Vieles bleibe. Geboren wurde ich in Luzern und liebe & schätze diese Stadt. Ich gelte nicht als Klischee-Schweizerin, ich könnte genauso gut woanders auf dem Globus leben. Die Welt, ihre Menschen lassen mich täglich lernen und wachsen.

      www.andrea.world [email protected] www.woandrea.wordpress.com

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      Karibu my new world Anfang April 2010

       Ein Spontanentschluss war es. „Ich möcht weg.“ Einmal mehr ein Sprachaufenthalt? Nein danke. Alleine auf Reisen gehen, wo es dauerhaft ‘schön’ scheint? No. Oder bleiben? Zu spät, der Funke zündet. Durchs worldwideweb: Schweizerin, Sekretärin, 37ig, möchte was zu tun. Verrückt die unzähligen Angebote - auf allen Kontinenten. Einfach so und so einfach. Auf Spitäler verspüre ich keine Lust, Waisenhäuser sind schon im Repertoire, mit Tieren, naja und ein halbes Jahr Kartoffeln ernten finde ich öde. Bauchklick machte es zum Alternativvorschlag bei Absage eines Hotelpraktikums auf Zanzibar: „Die neu gegründete Lake Victoria Cultural Tourism Association (VICTA) verfolgt das Ziel, die tansanische Küste des Viktoriasees (Regionen Kagera, Mwanza, Mara) touristisch zu fördern. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Cultural- & Propoor-Tourism. Die ärmere Bevölkerung wird davon profitieren. VICTA-Leiter ist Madaraka Nyerere, Sohn des Staatsgründers, dem ersten Präsidenten von Tanzania, Julius Nyerere.“

      So beginnt mein Abenteuer mit den Worten ‘Mwanza, Lake Viktoria, Tanzania’, sowie ‘Mücken-spray versus Malariaprophylaxe’. Ich weiss nicht, was mich vor Ort erwartet, das Gefühl stimmt. Es ist richtig so & ich freu mich drauf!

      Mambo Mzungu! Mitte April

      Mambo Mzungu - Hello Weissgesicht! Gleich rein ins Getümmel. Ich, die heisse Temperaturen mag, habe gefühlt einen kleinen Sonnenstich. Das bei etwa 25°, welche sich über 35° anfühlen. Selbst schuld, ich war gestern elf Stunden kopfunbedeckt in der prallsonnigen City unterwegs. Doch, es geht mir gut und es gefällt mir! Wo bin ich gelandet? Ein Bisschen Hintergrund:

      Die Region Mwanza liegt 1134 MüM im Norden Tanzanias, südlich am Lake Victoria und umfasst 35‘187 km2 (15‘000 davon im Wasser). Die Region besteht aus 8 Distrikten mit 33 Divisionen, 175 Stadtteilen, 714 Dörfern und 238 ’Mitaa’ (was auch immer das sein mag). Die Einwohner-zahl steht gemäss nationalem Büro für Bevölkerungsstatistik bei über dreieinhalb Millionen, davon 35‘000 mehr Frauen als Männer. 75% der Bevölkerung lebt von der Agrikultur sowie Vieh-haltung (Rinder, Ziegen, Schafe, Esel, Schweine). 56‘000 Personen fischen jährlich 335‘300 Tonnen Blubber. Die Bereiche Nahrungsmittel, Metall, Getränke, Schiffe, Transport, Leder und Technik sind industriell vorhanden. Aktiv betrieben werden Minen für Gold, Diamanten und edle Steine (der ureigene Tanzanit wurde bei ’Breakfast at Tiffanys’ berühmt).

      Der grössere Umkreis Mwanza beherbergt eine Million Einwohner, der Citykern 200'000 Menschen. Die Region titelt die am schnellst wachsende, zweitgrösste Stadt im Land (nach Dar-es-Salam ‘Haus des Friedens‘ mit 2.700.000, Stand 2005). Zur Namensbedeutung rätselt man, dass es von ‘Wanza: Erste‘ herrühren könnte. Dies würde Sinn machen. Die Region Mwanza schien öfters Erstling von irgendwas, das werde ich mit der Zeit entdecken.

      Der Lake Victoria hiess früher unter anderem Nalubaale-See. Er ist der grösste Süsswassersee in Afrika und der Zweitgrösste auf unserem Globus. Tür-an-Tür lebt man mit den Tieren der beiden kleinerer Nationalparks Saa Nane und Rubondo Island sowie der grossen, berühmten Schwester Serengeti. Mit ihren 14’763 Quadratkilometern Fläche ist die Serengeti ‘das endlose Land’ einer der größten Nationalparks der Welt, Teil des UNESCO Weltnaturerbes.

      Zum Klima werden Durchschnittstemperaturen im Juli/August von 28° angegeben. Als ich im April lande, geht es gegen Ende regionaler Regenzeit zu. Frierend schläft es sich unter der dünnen Wolldecke bei 15°.

      Über die Gesundheit gibt es zu berichten, dass es das Modell Einzel-Arztpraxen nicht gibt. Neben einigen öffentlichen und privaten Spitälern existiert eine psychiatrische Klinik; von deren fünfzig Plätzen sind knapp die Hälfte besetzt. Trotz der größeren Rehabilitierungsnachfrage von denjenigen, welche unter Alkohol und Drogenmissbrauch leiden, bleibt diese Möglichkeit bis anhin geschlossen. In Tanzania leben etwa 1.4 Mio. Menschen mit HIV/AIDS (2008). Kein Zehntel davon sind Kinder; die Rate der Infizierten zeigt sich stetig rückläufig. Der grösste Sterbegrund bei Kindern unter fünf Jahren ist Malaria.

      Die Deutschen hatten die Kolonie von 1880 bis 1916 inne. Die Inder übernahmen das Land Tanganjika. Zusammengeschlossen mit Zanzibar entstand 1964 der Staat Tanzania.

      ‘Zuhause‘ nenn ich ein eigenes Dreizimmerhaus - einfach luxuriös! Der Garten rundherum zeigt sich bisher als der Grösste, Grünste in der neu entstehenden 800-Backsteinhäuschensiedlung der PPF (Parastatal Pension Found, halbamtliche Pensionskasse). Überall wird (an-)gebaut, werden Bäume gefällt und gackern frische Hühnerställe. Den Dorfnamen eselbrückige ich als ‘eckigen Kuss’: Kiseke. Kiseke liegt irgendwo fünfzehn Fahrminuten von Mwanza aus Richtung Flughafen rechts hinein ins Nowhere. Man fährt an schmucklosen, einstöckigen Lehmhäusern und Backsteinläden vorbei und buckelt über sieben Kilometer sandige, deformierte rote Strassen - wobei man diese kaum als Strassen bezeichnen kann, eher Wüstenpisten. Mary (zu den Mainactors später) fliegt in meiner ersten Woche geschäftlich nach Dar-es-Salam. Ich begleitete sie an den Flughafen und fahre ohne Instruktion heimwärts. Oha, meine Premieren: Linksverkehr, Vehikel ein Kopf höher als ich, breiter sowieso, überdies besagte Strassen. Huuiii, hat das Spass gemacht, es hat nur einmal durchgespult!

      Mein Daheim, Kiseke PPF Nummer 255, ist das private Gästehaus der Tanzanierin Josephine, die nebenan wohnt, oder sonstwo unterwegs ist. Als ihre erste Mieterin heisst das: mein Asyl ist sozusagen völlig nackig. Aus Marys Fundus hats zur Kommode ein Himmelbett (man nennt den hellen Schleier auch Moskitonetz), afrikamustrige Vorhänge und im Nebenraum ein halbstabiler einteiliger Holzschrank. Aus Josephines Besitz zieren das Wohnzimmer zwei moderne, zwei traditionell geschnitzte Stühle, ein gusseiserner Tisch (wohlbemerkt: nur Gestell, ohne Deckplatte) und die Küche ein zweiplätziger Gaskocher und … das war’s!

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      Die leckeren Abende verbringe ich chillig bei Mary. Sie wohnt vier Gehminuten von mir entfernt - Korrektur: ich von ihr. Sie bedauert, ihre Küche sei simpel, sie hätte gerne mehr Abwechslung. Also mir schmeckt es vorzüglich: Bohnen- & Bananeneintöpfe, Chicha (Spinat), Wali (Reis) oder Ugali (Maisbrei) mit Beef, Kuku oder Samakis (Fische). Davon der Tilapia mundet sehr delikat; der Fischkopf, wo Mary wonnestrahlend reinbeisst (die fettigen Augen sollen das Beste sein), den überlasse ich ihr. Im Dunkeln draussen leiste ich gerne Pura und Jadida Gesellschaft, während sie kochen. Es braucht alles seine Zeit. Polepole, langsam, werden ohne Eile in der Handfläche haltend werden die Zwiebeln, Tomaten geschnitten, die Bohnen gewaschen, der Chicha gezupft. Bis die zylindrigen Holzkohlengefässe ‘Tschakel‘ genug Hitze abgeben, braucht es ein gemütliches Weilchen, sodass zwischenzeitlich auch die frischen Dessertfrüchte behutsam geschnitzt werden. Auch ich fahre polepole runter vom europäischen Gestürm. Ich bewege mich gemächlich und organisiere Dinge und den Haushalt ohne jegliche Hektik. Tut das gut!

      Wau, ich habe einen Hund. Josephine hätte einen, sofern sie da wäre. Warum nahm sie ihn aus ihrem Dorf Singida mit? Er sollte zurück zu seiner Familie. Der junge savannenfarbene Kerl hockt ganz allein, den ganzen lieben langen Tag in einem luftdurchlässigen Minibacksteinhäuschen, einem Quadratmeter! Er winselt vor sich hin und mich zum Erbarmen an. Der weisspfotige Sox ist zu Bedauern. Ich nehme ihn oft aus seinem