Ursula Hass

Kirsch und der Gift-Secco


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du denn schon?“, rief Kirsch etwas patzig in die Runde.

      „Sein Beruf ist nicht gerade leicht, denke nur daran, als damals das Kind überfahren wurde und man den Fahrer nicht fand“, wandte Kirsch weiter ein.

      „Ja, das war schlimm“, entgegnete Andrea etwas besänftigt.

      „Aber ich will ja nichts sagen, aber vielleicht war es ja auch ein Mann, denn er hatte ja einige Affären, auch mit verheirateten Frauen, auch in unserem Ort“, wusste Andrea tiefgründig zu berichten.

       Kirsch warf Eugen nur einen bezeichnenden Blick zu.

      „Siehst du, was hab ich dir nicht gesagt, das Lästern geht schon los, gell Eugen, das hab ich doch gewusst. Du musst nur in den Ort gehen und da tragen dir die Leute schon die Neuigkeiten zu“, bemerkte Kirsch zu Eugen.

      „Eugen bist du satt oder sollen wir noch einen verdrücken, was meinst du?“, fragte Kirsch, der schon noch mit einem weiteren Fleischkäsbrötchen liebäugelte.

      „Also wir nehmen einen zusammen, die sind ja groß, das reicht uns dann“, denn ein bisschen sparsam war Kirsch auch, nicht geizig, aber sparsam.

       Wieder im Büro nahmen sie noch kurz mit Helen Kontakt auf, die über den Akten brütete.

      „Etwas Brauchbares dabei?“, wollte Kirsch wissen.

      „Nein, Chef, bis jetzt noch nicht. Ich habe aber auch noch einige Akten.“

      „Das gibt heute Nachtarbeit“, war die knappe Antwort von Kirsch.

      „Übrigens der Bürgermeister hat auch schon angerufen, er will morgen eine Pressekonferenz abhalten. Das Fernsehen war auch schon hier und wollte von Ihnen einen O-Ton haben.“

      „Ich sage nichts, verweise sie alle an unsere Pressestelle. Ich werde mich da doch nicht in die Nesseln setzen“, brummte Kirsch in seinen Bart, vielmehr Schnauzer.

      „Wir müssen morgen dem Bürgermeister einige brauchbare Hinweise liefern. Waren Huber und Drechsler schon hier? Nein, dann sage Ihnen Bescheid, dass wir uns gegen 18 Uhr noch im Büro treffen. Eugen und ich fahren jetzt in die Stadt ins Polizeipräsidium und hören uns dort um.“

       Huber und Drechsler hatten sich schon mal den Koch vorgeknöpft. Allerdings war dies ein Sternekoch und mit dem musste man schließlich in sanften Tönen umgehen. Marius Benet-Ebneth hatte alle seine Speisereste noch in den Töpfen gesammelt und auch mit seiner Mannschaft nochmals die einzelnen Menüvorgänge besprochen. Während des Essens war niemand sonst im Raum. Die Küche war sein Metier und keine Außenstehenden hatten während der Kochvorgänge Zutritt zum Raum. Die Speisen wurden zwar schon in seiner Hotelküche zubereitet und hier nur kurz aufgewärmt. Aber auch er konnte sich nicht erklären, wie das Gift in eine der Speisen gekommen wäre. Merkwürdig, es war doch niemand im Raum, dachte der Sternekoch. Es können nur die Bedienungen gewesen sein, die wurden ja vom Hotel „Goldenen Becher“ gestellt. Aber wieso sollten diese einen solchen Mord begehen? Rosel, Anne und Selma waren die drei Bedienungen, die sehr umsichtig und schon lange im Hotel „Goldener Becher“ arbeiteten.

      „Wir müssen auch das Umfeld der Bedienungen beleuchten“, sagten Huber und Drechsler.

       Alle drei Bedienungen machten jedoch einen guten Eindruck auf die beiden Ermittler.

       Sie hatten die Speisen entgegengenommen und an die Tische gebracht. Eine Verwechslung mit einem anderen Gast kam nicht in Betracht, sprachen alle drei unisono aus.

       Kirsch und Eugen waren inzwischen in der Stadt angelangt und im Polizeipräsidium wurden sie von den Kollegen regelrecht bestürmt.

      „Ihr bringt ja keine guten Nachrichten mit“, so Gustl der älteste Polizist, der auch aus Wiesenbach stammte.

      „Das ist ja keine gute Werbung für Wiesenbach und die Hotellerie“, brachte er schon etwas aggressiv hervor.

      „Ja, glaubst du uns ist das recht, dass das passiert ist. Wir müssen alle daran arbeiten, dass dieser Fall schnellstens aufgeklärt wird.“

      „Klar, Kirsch, wir helfen euch mit.“

      „Zwei unserer besten Beamten, Huber und Drechsler, sind ja schon bei euch. Wieso sind die nicht hierhergekommen?“

      „Das ist doch klar, für uns ist das Polizeipräsidium Neuland, da passen wir einfach besser auf, gell Eugen.“

      „Zeigt uns mal das Zimmer vom Polizeipräsidenten.“

      „Dort hinten ist es, wir haben es gleich abgeschlossen, dass niemand herein kann.“

      „Das war gut.“

       Eugen und Kirsch betraten einen schönen Raum. Der ist nicht so klein wie unserer, dachte Eugen.

      „Eugen geh du mal an den Computer, du kennst dich mit dem besser aus als ich. Schau mal welche Nachrichten und E-Mails drauf sind. Ich inspiziere mal den Schreibtisch.“

       Ein Fach war abgeschlossen, aber Kirsch fand den Schlüssel und auch ein Notizbuch. Vielleicht sind dort auch Adressen zu finden? Kirsch nahm das Notizbuch an sich und wollte es am Abend zuhause studieren.

      „Was sind denn dort für Bücher?“, wollte Kirsch wissen.

      „Alles Gesetzbücher“, antwortete Eugen.

      „Hast du was auf dem Computer gefunden?“, wollte der Kommissar weiter wissen, was Eugen verneinte.

      „Dann nehmen wir den Computer auch mit bzw. bringen ihn zur KTU, die soll ihn mal untersuchen.“

      „Komm Eugen, wir gehen. Im Schreibtisch sind ansonsten auch keine Unterlagen mehr.“

      „Gustl, bring den Computer zur KTU. Die sollen die Unterlagen sichten. Es wäre natürlich gut, wenn wir morgen schon etwas Näheres wüssten. Bürgermeister Wohlgemuth will morgen um 10 Uhr eine Pressekonferenz abhalten. Die Presse ist ja wie wild darauf, etwas zu erfahren. Das ist ja klar, der Polizeipräsident ist ja auch eine honorige Person. Was weißt du denn noch über ihn? Komm rück mal raus, Gustl!“

      „Er hat uns immer in allem unterstützt“, zeichnete Gustl kein schlechtes Bild vom Verstorbenen. „Er war auch für die Umgehungsstraße, wie du ja weißt und hat dies auch im Gemeinderat vorgetragen.“

      „Glaubst du, das hängt irgendwie zusammen. Für eine Umgehungsstraße bringt man aber doch keinen um, bist du bei Sinnen, Gustl.“

      „Das glaub ich nicht. Es gibt natürlich unter den Winzern schon einige Rabauken, aber einen umbringen, das glaube ich nicht.“

      „Also wenn weitere Hinweise aus der Bevölkerung kommen oder du noch was weißt, melde dich bei mir. Adieu, Gustl, wir fahren jetzt wieder nach Wiesenbach.“

      Schon von weitem sahen sie bei Wiesenbach ein Aufkommen von Polizeiautos und Krankenwagen.

      „Was ist denn jetzt noch passiert? Ruf mal Helen an, Eugen und frage nach!“

       Helens Apparat war jedoch ständig besetzt. Als sie näher kamen, entdeckten sie, dass Winzer Sänger mit seinem Traktor verunglückt war.

      „Das hat mir gerade noch gefehlt. Was ist denn passiert?“, sagte er zu Helen, die er endlich erreicht hat.

      „Ein Auto hat ihn ziemlich scharf überholt und er konnte nicht mehr ausweichen und ist mit seinem Traktor die Böschung heruntergefahren. Es hat ihn dann vom Traktor geworfen und der Traktor ist ein Stück an ihn geraten. Er ist nicht tot, aber ziemlich schwer verletzt“, erzählte Helen am Telefon.

      „Was kommt denn noch?“, fragte sich Kirsch.

       Winzer Sänger wurde dann mit dem Krankenwagen abtransportiert.

      „Das übergeben wir der Verkehrspolizei, das hat nichts mit unserem Fall zu tun“, sagte Kirsch zu Eugen.

       Diese war auch schon