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die Evolution, die alte Schabracke, hätte da auch besser aufpassen müssen. Effektivität ist der wohl ein Fremdwort. Tut arrogant immer so, als würde sie nur das Geeignetste auswählen, aber schon bei den einfachsten Sachen merkt man, groß nachgedacht hat die wohl selten.

      Gäbe es, nur mal als Beispiel, wenigstens eine einheitliche Norm für den Abstand der beiden Augen im menschlichen Antlitz und für die Länge der Arme, einschließlich der Distanz vom Auge zum aufgerichteten Daumen, und würden wir den Daumensprung mit einem Sensor in einer elektronischen Daumensprungbrille exakt vermessen, wir könnten freiäugig sehr präzise Entfernungs- und Größenmessungen vornehmen. Aber leider – es gibt die Körpernormung nicht. Vielleicht auch ganz gut. So können wir uns wenigstens auseinander halten.

      Wo war ich gleich stehen geblieben? Ach ja, beim Daumensprung-Winkel.

      Wie bitte, wo da jetzt ein Winkel herkommt? Ja, Sie müssen schon ein wenig mitdenken, wenn Sie ein wissenschaftliches Buch lesen und vielleicht sogar verstehen wollen.

      Stellen Sie sich einfach vor, sie würden vom Daumen aus mal auf ihr rechtes Auge blicken und dann auf ihr linkes. Wie, Sie können das nicht? Sie sollen es sich ja auch nur vorstellen, stellen Sie sich doch nicht so an. Wenn sie sich jeweils eine Linie zwischen Daumen und Auge denken, dann laufen diese Linien eben nicht parállelos, sondern sie wären in einem Winkel zueinander. Sie können sich die beiden Linien auch hin- und herparallaxt denken, damit sie sich schneller dem Thema nähern

      Gut, sagten sich die Astronomen, nun schon soweit vorgedrungen, die Distanz zwischen den Augen spielt also eine wichtige Rolle, jedenfalls beim Daumensprung; sie ist eine Art Basislinie, auf die sich der Winkel beziehen muss. Haben wir im weiten kosmischen Rund auch so eine Basislinie?

      Ja doch, frohlockten sie. Die Distanz der Erde zur Sonne ist so eine Basislinie. Die Bahn der Erde ist zwar leicht elliptisch, aber der Unterschied zwischen der großen und der kleinen Halbachse ist nicht sehr groß. Der Durchmesser der Galaxis könnte auch so eine Basislinie sein, oder der Radius. Aber die kennt niemand so ganz genau. Also entschied man sich für die zwischen großer und kleiner Halbachse gemittelte Erdbahn als Basislinie.

      Nun erst kam die entscheidende Fragestellung. Die Astronomen fragten sich nämlich, was sie machen müssen, wenn sie die Halbachse der Bahn der Erde um die Sonne in einem Winkel von genau einer Bogensekunde sehen möchten.

      Diese Frage hatte schon viele Menschen beschäftigt. Es gibt ja kaum eine Handvoll Fragen, auf die die Menschen einheitlich und dringend auf Antworten hoffen. Die Frage nach der Entstehung des Universums, der Herkunft des Menschen und der Existenz Außerirdischer etwa, auch wann Dortmund mal wieder Fußballmeister wird, vielleicht noch die nach der Existenz Gottes und dann eben die Frage, unter welcher Bedingung man die Halbachse der Erdbahn in einem Winkel von genau einer Bogensekunde sehen könnte.

      Wenn ich ehrlich bin, mich hat diese Frage nicht so sonderlich bewegt, ich wollte die Halbachse der Erdbahn gar nicht sehen, weder in einem Winkel von einer Bogensekunde noch überhaupt. Ohne Brille könnte ich das sowieso nicht und dann blendet die Sonne auch immer recht lästig. Und für halbe Sachen bin ich sowieso nicht.

      Die Antwort der Astronomen auf die Fragestellung war ebenso naheliegend wie umwerfend überzeugend: Man muss dann die Halbachse aus einer Entfernung von genau einem Parsec betrachten.

      Das war's; damit war eine neue Entfernungsdefinition geschaffen.

      Hier noch einmal die ganze Definition:

      Ein Parsec ist die Entfernung, in die man sich begeben muss, wenn man die mittlere Halbachse der Bahn der Erde um die Sonne gerade in einem Winkel von einer Bogensekunde sehen möchte. Wenn man das nicht möchte, kann man es auch bleiben lassen. Aber ein Parsec ist dann immer noch ein Parsec.

      Na, war denn das so schwer? Jetzt konnten die Astronomen die kosmischen Distanzen handlich ausdrücken, einige wenige Parsec, vielleicht auch mal einige hundert Mpc oder 1 oder 2 Gpc – das ist doch handlich.

      Gut, ein Pc, das sind auch schon 31 Billionen Kilometer und Mpc sind immerhin schon wieder Millionen Parsec, aber trotzdem sind Pc und Mpc übersichtlich. Das Parsec wird daher heute hartnäckig benutzt, um Distanzen und Größen in handlichen Zahlen ausdrücken zu können. Warum auch nicht, wenn es nützt.

      Warum ich das alles in dieser Ausführlichkeit hier beschrieben habe? Sehr einfach. Es war mir eine Möglichkeit, anschaulich zu zeigen, wie komplex die Dinge in der Wissenschaft sind, wie alles mit allem zusammenhängt und auch, wie mühsam und verschlungen die Wege sind, die die Wissenschaft gehen muss.

      Gut, die Astronomen hätten auch sagen können: Wir rechnen ab dem 1. Juli (das Jahr muss noch festgelegt werden) mit dem Entfernungsmaßstab Qwertz. Ein Quertz soll ab sofort 123456007 Lichtjahre betragen. Und zwar nicht, weil es so ist, sondern weil wir das so wollen.

      Wären sich die Astronomen darin einig gewesen, niemand hätte daran etwas ändern können. Es hätte vielleicht Diskussionen gegeben, Leserzuschriften, Beschimpfungen in den so genannten sozialen Medien, möglicherweise auch mal eine samstägliche studentische Protestdemo gegen die Willkürherrschaft des wissenschaftlichen Establishment, die Grünen und die Linken hätten bestimmt den Rücktritt des Ministers für Heimatkunde gefordert, aber mehr wäre nicht passiert.

      Jedenfalls hätte man sich mit Qwertz alle die Überlegungen mit Basislinie, Winkelgrad und Bogensekundenminuten ersparen können.

      Nur wäre Qwertz reine Willkür gewesen, Parsec aber wurde auf wissenschaftlichem Weg ermittelt und auch so begründet, ist also eine kognitiv fundierte Größe. So haben Sie auch darin ein wichtiges Stück Wissenschaft kennengelernt.

      Und Sie sollen ja auch was lernen, wenn Sie meinen Text lesen.

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