Kristin Fieseler

Ruf mich an


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komm, das ist nur vorübergehend. Die sind gleich wieder ruhig.“ Vor meinem geistigen Auge zieht das ganze Schreckens-Szenario mit Polizist Willi vorbei. Das würde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. Mein Göttergatte würde wahrscheinlich nicht die Tür aufmachen, weil er nicht gestört werden will, und der Polizist bräche natürlich der Sicherheit halber die Tür auf. Wir würden unter der Dusche erwischt werden. Ich kann mich bei solchen Gedanken wirklich nicht entspannen.

      Da klingelt das Telefon. Stimmt, letzte Woche hatte ich mein neues Manuskript diesem großen Verlag in Frankfurt angeboten. Ja, das könnte ein Lektor sein. Endlich. Schnell hüpfe ich aus der Dusche. Mein Mann seufzt.

      „Aber was ist, wenn jetzt der Lektor dran ist?“ entgegne ich ihm. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Dieser Trieb dann ans Telefon zu müssen ist sehr viel größer. Ins Badetuch gekleidet renne ich die Stufen hinunter, zwei Stufen auf einmal. Oh, mein rechter Fuß ist noch nass. Ich rutsche aus und fange mich zum Glück auf der letzten Stufe wieder, falle jedoch nach vorne, mit der Nase nach unten. Meine Jüngste hält das schnurlose Telefon in der Hand, nur ein paar Zentimeter von meinem rechten Ohr entfernt. Sie weiß schon, dass sie auf die Taste mit dem grünen Hörer drücken muss. Das hat man davon, wenn man intelligente Kinder hat.

      Am anderen Ende höre ich, wie jemand sagt: „Kannst du mir mal deine Mami geben?“ Madita guckt mich an. „Die liegt auf Boden. Nackisch Popo.“ Oh nein, wie peinlich.

      Am anderen Ende höre ich eine amüsierte Stimme: „Kannst du mir trotzdem deine Mami geben?“

      Ich kann jetzt unmöglich drangehen, nicht nach dem, was die Jüngste von sich gegeben hat. Zu spät, die Jüngste drückt mir den Hörer in die Hand. Mit einem zaghaftem „Ja?“ melde ich mich.

      Es ist natürlich nicht der Lektor, sondern ein Typ von der Tageszeitung. Er muss sich sehr zusammenreißen, um nicht zu lachen. Er fragt: „Wie hat Ihnen das Probeabo gefallen?“ Ja, das ist schon das mindestens zehnte Mal, dass ich ein Probeabo von der Tageszeitung bekommen habe. Sie überreden mich jedes Mal. Die Zeitung ist ja ganz nützlich, als Unterlage für den Kaninchenstall, zum Ausstopfen nasser Schuhe, zum Auslegen der Biotonne, ganz zu Schweigen von diesem enormen Vorteil, sie als Unterlage beim Anstreichen der Wände zu benutzen. Das geht mir so durch den Kopf. Das ist aber nicht nett, wenn ich dies sagen würde. Der Typ fragt mich weiter, ob ich mir denn vorstellen könnte, ein Abo zu bestellen. Was sage ich dieses Mal? Das erste Mal habe ich gesagt, dass ich noch Studentin sei. Das zweite Mal meinte ich, dass bestimmte Themen fehlten. Das dritte Mal teilte ich mit, dass ich Kopfschmerzen hätte. Beim vierten Mal meinte ich, dass die Buchstaben zu klein wären. Beim fünften Mal sagte ich, dass sechs Spalten besser als sieben wären. Beim sechsten Mal ging die Jüngste ans Telefon und konnte so den Typen abwimmeln. Beim siebten Mal schob ich vor, dass mein Mann dagegen wäre. Und beim achten Mal sagte ich, dass wir nächste Woche für mindestens vier Wochen verreisen. Beim neunten Mal dachte ich mir aus, dass für meine Altersgruppe nichts dabei sei. Und heute war das zehnte Mal, was der Typ am anderen Ende sofort wusste. Also, führen sie doch eine Liste. Und er las mir alle bisherigen Absagegründe vor. Mist, was würde ich heute sagen? Ich stehe vorsichtig auf, in der rechten Hand das Telefon, mit der linken Hand halte ich das Tuch fest. Gut, dass der Typ mich nicht sieht.

      „Also, Frau G. Was haben Sie heute für eine Ausrede für mich parat?“ Boh, der ist ganz schön unverschämt. Ich und Ausreden? Das sind doch Fast-Wahrheiten. Außerdem drängen sich die Zeitungstypen bei einem quasi auf, damit man wieder ein Probeabo abschließt.

      Am anderen Ende höre ich: „Ich warte auf eine Antwort.“ Ein Knarzen auf der Treppe. Mein Mann. „Ich warte auch.“ Um seine Hüften, ein Handtuch lose gebunden. Also, was sage ich wem? Man sagt uns Frauen zwar nach, wir seien multitasking-fähig, aber diese Situation ist zuviel. Haben Sie schon mal zwei Leute verwechselt? Und so schnaube ich in den Hörer: „Du denkst auch immer nur an das Eine.“ Meine Kopfbeleuchtung geht sofort auf Alarmstufe Blühendes Rot. Ein amüsiertes Seufzen am anderen Ende. „Aber Frau G., ich wollte Sie schon immer mal fragen…“ Oh nein, was kommt jetzt? Ich halte den Hörer zu und zische meinem Mann zu. „Lass das Handtuch oben. Die Kinder gucken.“ Die beiden Ältesten sind jedoch ins Legospielen vertieft. Nur die Jüngste verfolgt interessiert das Geschehen. Ich halte den Hörer wieder ans Ohr. „Oh, wissen Sie, ich bin manchmal etwas zerstreut.“

      Der Typ ist erfreut. „Ach ja? Wollen Sie vielleicht doch?“ Ich stöhne: „Nein, auf keinen Fall. Ich will nicht mit Ihnen irgendwo hingehen.“ Er lacht. „Aber nein, es geht doch ums Abo.“

      Just in diesem Moment zupft mein Mann an meinem Handtuch. Schwupp, weg ist es. Die Jüngste schnappt es sich und rennt durch die Wohnung. Lautstark. „Mama, nackich, Mama, nackich.“ Der Typ von der Zeitung räuspert sich dezent. „Also, bei Ihnen ist aber ganz schön was los. Haben Sie wirklich nichts an?“ Ich schnaufe. „Das geht Sie gar nichts an.“ Das aktiviert natürlich auch die beiden Älteren. Passiert ja nicht alle Tage, dass Mama nackich durch die Wohnung düst, mit rotem Kopf, Hörer am Ohr und hinter der Jüngsten hinterher. Mein Mann meint ganz trocken. „Ich kann dir ja meins leihen.“

      Der Typ von der Zeitung bestätigt das Ganze mit einem Johlen. „Wow, irre Party.” Dann seufzt er:“Verstehe, dass Sie kein Abo haben wollen. Ihr Leben ist einfach zu aufregend.“ Klick und weg ist er.

      Und das ist der zehnte Grund, warum ich kein Abo haben will. Der Typ von der Zeitung kritzelt es enttäuscht in seine Liste. Was wird wohl sein Chef sagen, wenn er wieder keinen Abonnenten werben konnte? Armer Typ. Mein Göttergatte grinst, als er mir das Handtuch reicht.

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