zu erwähnen, dass Hoskin auch kein Tibetisch sprach … Zumindest dafür hat er aber eine Erklärung parat, die man glauben kann oder auch nicht – dazu ebenfalls später weitere Details.
Die Ergebnisse der Untersuchung
Diese Aufdeckung allein war aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Denn nun trat Scotland Yard auf den Plan und bat den Lama höflich, ihnen seinen tibetischen Pass oder wenigstens seine Aufenthaltsgenehmigung zu zeigen. (Warum ausgerechnet Scotland Yard sich damit beschäftigte, wird später im Buch auch noch klar). Natürlich besaß Hoskin beides nicht, doch anstatt klein beizugeben und einfach zuzugeben, dass er gelogen hatte, zog er nach Irland.
Wie Clifford Burgess am Ende seiner Nachforschungen herausfand (die im Februar 1958 in der Daily Mail veröffentlicht wurden), war Hoskin ein einfacher Schulabbrecher aus Plympton und der Sohn des Dorfklempners. Wie sich herausstellte, hatte Hoskin bereits 1948 seinen Namen ganz offiziell und auch legal in Carl Kuon Suo geändert und später in Lobsang Rampa.
Nach der Veröffentlichung des Betrugs in der Daily Mail hatte die Presse Blut geleckt und spürte Hoskin in Irland auf. Tatsächlich gab er zu, dass er zwar Cyril Hoskin sei, aber dass der Geist von Lobsang Rampa seinen Körper übernommen hätte.
Wie das vonstattengegangen war, berichtete er später in seinem dritten Buch „The Rampa Story“. Darin beschreibt er, dass er versucht hatte, in seinem Garten in Surrey eine Eule zu fotografieren und dabei von der Tanne gefallen sei. Dabei zog er sich eine Gehirnerschütterung zu. Als er nach dem Sturz wieder zu sich kam, trat ein Mönch in den typischen gelben Gewändern der Buddhisten auf ihn zu und fragte, ihn, ob er Hoskins Körper übernehmen könnte. Hoskin war einverstanden – mit der Begründung, dass sein aktuelles Leben ohnehin nicht zufriedenstellend sei.
Info: Die Übernahme anderer Körper im Rahmen einer sogenannten „Seelenwanderung“ sind tatsächlich bei Yogis bekannt. Ob eine solche aber auch wirklich bei Hoskin stattgefunden hat, ist nicht beweisbar.
Er sagt dazu in seinem Buch „Candlelight“:
„Die Seelenwanderung wird als die Bewegung einer Seele von einem Körper in einen anderen Körper erklärt. Es gibt viele, viele aufgezeichnete Fälle in der Weltgeschichte, in denen die Seele einer Person einen Körper verlassen hat, aber bevor der Tod dieses Körpers eintrat, wurde ein anderer Körper übernommen. So einfach ist das.“
Kritiker Donald S. Lopez prüft den Fall
Nicht nur Heinrich Harrer, sondern auch der amerikanische Tibetologe Donald S. Lopez (Autor des Werkes „Prisoners of Shangri-La“ (1998)) war mit den angeblichen Fakten in Hoskins Büchern nicht einverstanden. Er diskutierte den Fall mit verschiedenen europäischen Fachleuten aus dem Bereich Tibetologie und Buddhismuskunde und war vom Ergebnis überrascht.
Viele von ihnen kannten das Buch von Lobsang Rampa und nicht nur das: es war sogar der Auslöser dafür gewesen, dass sie selbst beschlossen hatten, sich mit dem Thema Tibet näher zu beschäftigen.
Eine Art Test, den Lopez mit seinen Studenten der Uni Michigan durchführte, endete für ihn ebenfalls mit einem überraschenden Ergebnis: Seine Studenten, obwohl sie mit den Fakten rund um das Thema Tibet vertraut waren, fanden das Buch sehr überzeugend und realitätsnah. Sogar besser, als vieles, was sie zuvor darüber gelesen hatten.
Dies war sicherlich ein harter Schlag für Lopez, doch spricht das Ergebnis für eine spannende und anschauliche Schilderung und die schriftstellerischen Fähigkeiten von Hoskin.
Auch der Dalai Lama äußert sich
Wie berichtet wird, hat Hoskins französischer Agent Alain Stanké den Dalai Lama um eine Stellungnahme zur Person des Autors gebeten. (Alain Stanké (Aloyzas-Vytas Stankevicius), Jahrgang 1934 ist ein litauischer Journalist, Verleger, Schriftsteller und Fernsehmoderator aus Quebec.)
Die Antwort war höflich aber eindeutig: „I wish to inform you that we do not place credence in the books written by the so-called Dr. T. Lobsang Rampa. His works are highly imaginative and fictional in nature.“
Da der Dalai Lama wirklich als oberste Instanz angesehen werden muss, wenn es um Tibet geht, ist seine Meinung auch entsprechend wichtig.
Er hält die Werke Hoskins für phantasievoll und fiktional. Dennoch hatten sie einen positiven Effekt für Tibet. Denn Lobsang Rampa unterstützte in seinen Büchern die tibetischen Angelegenheiten und zog somit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Tibet.
Erneute Flucht
Hoskin konnte natürlich nicht begeistert davon sein, dass die Presse ihn verfolgte und laufend neue (angebliche) Beweise dafür auftauchten, dass er ein Betrüger war. Dennoch erfreuten sich seine Bücher mit ihrem okkulten und religiösen Inhalt großer Beliebtheit. Auch wenn die Geschichten über ihre Entstehung weitere Fragen aufwarfen. Denn sein Buch „Leben mit dem Lama“ soll ihm von seiner siamesischen Katze „Fifi Greywhiskers“ diktiert worden sein …
[Heute ist das kein Problem, da es viele „Tierflüsterer“ gibt und sogar Bücher auf dem Markt sind, in dem Menschen berichten, was ihnen ihre Haustiere zu sagen haben. Ein Buch wurde sogar von einer Henne geschrieben … („Von Hühnern und Menschen“ – Tatjana Adams.) Heute finden wir so etwas amüsant oder interessant. Damals, zu Rampas Zeiten, war das sicherlich grob unglaubwürdig und die Leute waren solche Informationen nicht gewohnt.]
Hoskin zog sich schließlich unter dem Druck der englischen Presse ziemlich rasch nach dem Erscheinen seines Bestsellers (bereits in den 1960er Jahren) aus England zurück und lebte mit seiner Frau San Ra’ab, auch „Mama San Ra-ab Rampa“ genannt (bürgerlicher Name: Sarah Anne Pattison) und seiner Sekretärin und Adoptivtochter Sheelagh Rouse („Buttercup“) in Kanada. Dort starb er (in Calgary, Alberta) am 25.01.1981.
2. Wer sind die Personen, die ihn
unterstützten oder kritisierten?
Fraglos wurde Lobsang Rampa von seiner Frau und seiner Adoptivtochter maßgeblich unterstützt. Aber auch sein Verlag glaubte an ihn. Experten, die ihn als Betrüger betitelten, waren seine erbittertsten Gegner. Einige von ihnen sollen in diesem Abschnitt näher beleuchtet werden. Und selbstverständlich kommt auch Sheelagh Rouse zu Wort.
Zur Info: Jede dieser Personen hatte ihre eigenen Erfahrungen mit Rampa und einen eigenen Blick auf die Angelegenheit. Alle Eindrücke aller Personen, die sich zu ihm äußerten in ein Kapitel zu quetschen wäre unübersichtlich. Der Gesamteindruck, wie ihn seine Kritiker sehen und darstellen, kommt am besten zur Geltung, wenn man die Personen einzeln betrachtet – auch auf die Gefahr hin, dass dann Informationen doppelt genannt werden.
Außerdem sehen die Betroffenen dieselben Ereignisse (beispielsweise wie er an seinen Buchvertrag kam) aus anderen Blickwinkeln und können unterschiedliche Details dazu berichten.
Daher habe ich mich dafür entschieden, die Eindrücke der berichtenden Personen einzeln darzustellen, um zu zeigen, wie verschieden und vielschichtig Lobsang Rampa in den Augen seiner Zeitgenossen und Forscher abgebildet wird.
Wo angebracht, sind auch Querverweise zu anderen Autoren enthalten, alle Informationen in diesem Buch sind jedoch aus den in den Quellangaben aufgeführten Büchern, Artikeln und Links entnommen.
Heinrich Harrer
Der Österreicher wurde am 6. Juli 1912 in Kärnten geboren, wo er am 07.01.2006 auch starb. Er war nicht nur Bergsteiger und Forschungsreisender, sondern auch Geograf und Autor.
Zwar wurde er vor allem mit seinen Erlebnissen in Indien und Tibet berühmt, aber er bestieg auch als Erster die Carstensz-Pyramide in Neu-Guinea, Australien. Der sportliche Heinrich Josef Harrer studierte in Graz Geografie und Sport (auf Lehramt) und legte erfolgreich seine Prüfung zum Bergführer und Skilehrer ab.
Heimlich trat er 1933 der SA bei und war ab 1938 auch Mitglied der SS und NSDAP und fand in Heinrich Himmler einen Förderer und Bewunderer. Nach seiner erfolgreichen Erstbesteigung der Eiger-Nordwand, an der zuvor viele Bergsteiger gescheitert waren, erhielten er und seine drei Begleiter ein Foto von Adolf Hitler mit persönlicher Widmung.
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