Harley Barker

Love and Crime


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wir zu seinem Wagen, der am Straßenrand steht.

      Und ich bin froh darüber, dass er nichts dazu sagt.

      „Ich habe tatsächlich überlegt, ob ich heute Abend mit dir zum Schießstand gehen sollte“, bricht er das Schweigen, nachdem wir uns ein paar Meter entfernt haben.

      Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an. Mehr musste er nicht sagen, um dafür zu sorgen, dass meine Anspannung verschwindet.

      „Wieso?“

      „Du hast das Talent, dich in Schwierigkeiten zu bringen. Da solltest du wahrscheinlich mit einer Waffe umgehen können, um dich selber zu verteidigen. Aber ich habe beschlossen, dass ich es mir für unser zweites Date aufhebe. Heute werden wir etwas anderes machen.“

      Er zwinkert mir zu, allerdings gehe ich nicht näher darauf ein. Ich bin nämlich damit beschäftigt zu verarbeiten, dass er gerade angekündigt hat, dass wir uns noch einmal Treffen werden.

      Ich gebe zu, dass ein Teil von mir sich darauf freut, auch wenn ich erstmal diesen Abend irgendwie überleben sollte. Daher schiebe ich diesen Gedanken schnell wieder zur Seite.

      Nach zwanzig Minuten bleibt er schließlich vor einer riesigen Halle stehen, die ich noch von früher kenne. Im Inneren kann man Golf im Dunkeln spielen.

      „Ich hätte nicht gedacht, dass du zu den Männern gehörst, die gerne Golf spielen“, stelle ich mit einem skeptischen Unterton fest.

      „Man sollte öfter etwas Neues ausprobieren.“

      Mit diesen Worten steigt er aus und geht um den Wagen herum, um die Tür auf meiner Seite zu öffnen. Wie ein Gentleman reicht er mir die Hand und hilft mir beim Verlassen des Autos.

      Gemeinsam gehen wir hinein, wo wir von kühler Luft empfangen werden. Da viel los ist, dauert es ein wenig, bis Zane zwei Schläger in den Händen hält und mich zu dem ersten Parcours führt.

      „Ich hoffe, dass ich das noch einigermaßen hinbekomme“, überlege ich, während ich mich neben den Ball stelle.

      „So schwer ist das nicht. Warte, ich helfe dir.“

      Kaum hat er ausgesprochen, stellt er sich dicht hinter mich. In diesem Moment wird mir bewusst, dass er die Minigolfanlage ausgesucht hat, um mir so näher kommen zu können. Doch mich stört es nicht. Es ist eher das Gegenteil der Fall.

      Ich genieße seine Berührungen und die Nähe zu ihm. Für einen kurzen Moment hatte ich heute die Befürchtung, dass es vielleicht merkwürdig werden würde, doch genau das ist nicht der Fall. Und ich kann überhaupt nicht in Worte fassen, wie glücklich ich darüber bin.

      Die nächsten Stunden haben wir eine Menge Spaß. Wir lachen zusammen, ziehen uns gegenseitig auf. Es kommt mir so vor, als würden wir uns schon ewig kennen.

      Diese Ruhe wird allerdings unterbrochen, als irgendwann sein Handy klingelt. Zane verzieht das Gesicht, während er einen Blick auf das Display wirft.

       „Man sollte eigentlich meinen, dass sie es mal einen Abend ohne mich aushalten. Schließlich habe ich klar gesagt, dass sie mich heute für ein paar Stunden in Ruhe lassen sollen. Allerdings muss ich da kurz ran gehen.“

       „Das ist kein Problem“, winke ich schnell ab.

       Ein letztes Mal lächelt er mich an, bevor er das Handy an sein Ohr hebt.

      „Was?“, knurrt Zane, nachdem er das Gespräch entgegengenommen hat.

      Während er auf das hört, was die Person am anderen Ende der Leitung sagt, lasse ich ihn nicht aus den Augen. Daher erkenne ich auch, wie er sich anspannt. Seine Lippen bilden plötzlich nur noch eine dünne Linie und seine freie Hand hat eine Faust gebildet.

      Als Polizistentochter weiß ich, dass das kein gutes Zeichen ist.

      „Das ist gerade ganz schlecht“, stellt er fest und wirft mir einen kurzen Blick zu.

      Ich kann nicht genau sagen, worum es geht, doch ich habe eine Befürchtung. Und wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich gehofft habe, dass wir wenigstens an diesem Abend davon verschont bleiben.

      Die Person, mit der er spricht, scheint noch weiter auf ihn einzureden. Einen Moment hört er noch zu, ehe er wortlos auflegt und das Handy wieder in seine Hosentasche steckt.

       Langsam nähert er sich mir und bleibt so dicht vor mir stehen, dass ich meinen Kopf ein Stück in den Nacken legen muss, um ihn ansehen zu können. Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Ausdruck in seinen Augen halten soll. Doch ich weiß, dass etwas passiert ist und ihm das überhaupt nicht gefällt.

       „Wir müssen los“, verkündet er schließlich.

       „Wohin?“

       „Ich muss zu einem Einsatz und nehme dich mit.“

       Mit großen Augen sehe ich ihn an.

       „Was?“, frage ich nach, um sicherzugehen, dass ich ihn richtig verstanden habe.

       „Du hast schon richtig gehört. Allerdings wirst du im Wagen bleiben und definitiv keine Alleingänge unternehmen.“

       Zane sieht mich streng an, sodass ich mir kurz vorkomme, als wäre ich noch ein kleines Kind. Wenn ich aber an meine letzten Abenteuer denke, kann ich es durchaus nachvollziehen.

       Da wären meine Alleingänge schließlich beinahe nach hinten losgegangen.

       „Ich kann auch einfach nach Hause gehen“, schlage ich vor, da ich ihm keine Schwierigkeiten machen will.

       „Nein“, entgegnet er nur und schiebt mich zu seinem Wagen, nachdem er die Schläger wieder abgegeben hat.

      3

      Während Zane durch die Straßen fährt und sich seinem Ziel nähert, frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, wenn ich dabei bin. Klar, ich freue mich darüber, dass ich nicht alleine nach Hause fahren muss. Und das unter anderem auch deswegen, weil mir die Vorstellung, dass wir uns schon voneinander trennen, nicht gerade gefallen hat.

      Allerdings habe ich keine Ahnung, worum es geht und dementsprechend auch keine Ahnung, was mich erwarten wird. Und das lässt mich nervös werden, auch wenn ich das vor ihm nicht zugeben werde.

      Schon nach dem letzten Mal habe ich für mich beschlossen, dass ich mit diesem Mist nichts mehr zu tun haben will. Katie habe ich das aber zum Beispiel nicht erzählt. Sie hätte sich nur einen Scherz daraus gemacht, dass ich in den Ruhestand gehe, was auch nicht der Wahrheit entspricht. Schließlich war es nie mein Job.

      Allerdings wäre es dann vielleicht besser gewesen, wenn ich mich nicht auf ein Date mit ihm eingelassen hätte, denke ich, als ich ihn von der Seite ansehe.

       „Worum geht es?“, frage ich ihn, da ich die Stille zwischen uns nicht mehr aushalte.

       Ich brauche etwas zu tun, sonst male ich mir alles Mögliche aus. Und das ist etwas, was mir gerade eindeutig nicht hilft.

       Kurz dreht er sich in meine Richtung. Dabei hat er einen nachdenklichen Blick aufgesetzt, als würde er darüber nachdenken. So genau kann ich das allerdings nicht sagen, da er mich noch nie auf diese Weise angesehen hat.

       „Das ist eine lange Geschichte“, weicht er mir aus.

       Kurz überlege ich, ob ich ihn danach fragen soll, doch dann merke ich, dass er den Wagen anhält und ich es dementsprechend eh gleich erfahren werde. Neugierig wende ich meinen Blick von ihm ab und entdecke, dass vor und hinter uns, ebenfalls die schwarzen Geländewagen stehen, die mir schon ein paar Mal aufgefallen sind. Unter anderem auch deswegen, weil sie auch mich schon beschattet haben.

       „Du bleibst hier. Ich glaube nicht, dass etwas passieren wird. Doch so genau kann man das nie sagen und ich will nicht, dass dir etwas passiert. Es dauert nicht lange.“

       „Das habe ich auch schon gemerkt“, murmle ich leise, bin mir jedoch darüber bewusst, dass er mich genau gehört hat.