Charles Dickens

Weihnachtsmärchen


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      Der Geist der zukünftigen Weihnacht führte ihn wie zuvor - doch

      zu verschiedener Zeit, wie es ihm vorkam, und überhaupt schien

      in den letzten abwechselnden Gesichtern keine Zeitfolge

      stattzufinden - an die Zusammenkunftsorte der Geschäftsleute,

      aber er sah sich selber nicht. Der Geist hielt sich nirgends auf,

      sondern schwebte immer weiter, wie nach dem Ort zu, wo

      Scrooge die gewünschte Lösung des Rätsels finden würde, bis

      ihn dieser bat, einen Augenblick zu verweilen.

      »Ja, dieser Hof, durch den wir jetzt eilen«, sagte Scrooge, »war

      einst mein Geschäft und war es lange Jahre hindurch. Ich

      erkenne das Haus. Laß mich sehen, was ich in den kommenden

      Tagen sein werde.«

      Der Geist stand still; die Hand zeigte anderswohin.

      »Das Haus ist dort«, rief Scrooge. »Warum zeigst du

      anderswohin?«

      Der unerbittliche Finger nahm keine andere Richtung an.

      Scrooge eilte nach dem Fenster seines Kontors und schaute

      hinein. Es war noch ein Kontor, aber nicht das seinige. Die

      Möbel waren nicht dieselben, und die Gestalt in dem Stuhl war

      nicht die seine. Die Erscheinung zeigte nach derselben Richtung

      nicht die seine. Die Erscheinung zeigte nach derselben Richtung

      wie vorher.

      Er trat wieder zu ihr hin und nachsinnend, warum und wohin sie

      gingen, begleitete er sie, bis sie eine eiserne Pforte erreichten. Er

      stand still, um sich vor dem Eintreten umzusehen.

      Es war ein Kirchhof. Hier also lag der Unglückliche unter der

      Erde, dessen Namen er noch erfahren sol te. Der Ort war seiner

      würdig. Rings von hohen Häusern umgeben, überwuchert von

      Unkraut, entsprossen dem Tod, nicht dem Leben der

      Vegetation, vollgepfropft von zu vielen Leichen, genährt von

      übersättigtem Genuß.

      Der Geist stand inmitten der Gräber still und deutete auf eins

      hinab. Scrooge näherte sich ihm bebend. Die Erscheinung war

      noch ganz so wie früher, aber ihm war es immer, als sähe er eine

      neue Bedeutung in der düsteren Gestalt.

      »Ehe ich mich dem Stein nähere, den du mir zeigst«, sagte

      Scrooge,

      »beantworte mir eine Frage. Sind dies die Schatten der Dinge,

      die sein werden, oder nur deren, die sein können ?«

      Immer noch wies der Geist auf das Grab hin, vor dem sie

      standen.

      63

      63

      »Die Wege des Menschen tragen ihr Ziel in sich«, murmelte

      Scrooge. »Aber schlägt er einen andern Weg ein, so ändert sich

      das Ziel. Sag, ist es so mit dem, was du mir zeigen wirst?«

      Der Geist blieb so unbeweglich wie immer.

      Scrooge näherte sich schlotternd dem Grabe, und wie er der

      Richtung des Fingers folgte, las er auf dem Stein seinen eigenen

      Namen.

      EBENEZER SCROOGE

      »Bin ich es, der auf jenem Bett lag?« rief er, in die Knie sinkend.

      Der Finger zeigte von dem Grabe fort auf ihn und wieder zurück.

      »Nein, Geist, o nein!«

      Der Finger wies unveränderlich dorthin.

      »Geist«, rief Scrooge, sich fest an sein Gewand klammernd, »ich

      bin nicht mehr der Mensch, der ich ehedem war. Ich will ein

      anderer Mensch werden, als ich vor diesen Tagen gewesen bin.

      Warum zeigst du mir dies, wenn al e Hoffnung geschwunden

      ist?«

      Zum ersten Male schien des Geistes Hand zu zittern.

      »Guter Geist«, fuhr er fort, »dein eigenes Herz legt bittend für

      mich ein Wort ein und bedauert mich. Sag mir, daß ich durch ein

      verändertes Leben die Schattenbilder, die du mir gezeigt hast,

      ändern kann!«

      Die gütige Hand zitterte.

      »Ich will Weihnachten in meinem Herzen ehren, ich will

      versuchen, es zu feiern. Ich will in der Vergangenheit, in der

      versuchen, es zu feiern. Ich will in der Vergangenheit, in der

      Gegenwart und in der Zukunft leben. Die Geister von allen dreien

      sollen in mir lebendig sein. Ich wil ihren Lehren mein Herz nicht

      verschließen. O sage mir, daß ich die Schrift auf diesem Stein

      tilgen kann!«

      In seiner Angst ergriff Scrooge die gespenstige Hand. Sie

      versuchte, sich von ihm loszumachen, aber er war stark in seinem

      Flehen und hielt sie fest. Der Geist, noch stärker, stieß ihn

      zurück.

      Wie Scrooge die bebenden Hände zu einem letzten Flehen um

      Änderung seines Schicksals in die Höhe hielt, sah er die

      Erscheinung sich verändern. Sie wurde kleiner und kleiner und

      schwand zu einem Bettpfosten zusammen.

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      Fünfte Strophe

      Das Ende

      Ja, und es war sein eigener Bettpfosten. Es war sein Bett und

      sein Zimmer.

      Und was das Glücklichste und Beste war: die Zukunft gehörte

      ihm, um s ich zu bessern.

      »Ich will in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der

      »Ich will in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der

      Zukunft leben«, wiederholte Scrooge, als er aus dem Bett

      kletterte. »Die Geister von allen dreien sollen in mir lebendig sein.

      Oh, Jacob Marley! Der Himmel sei dafür gepriesen und die

      Weihnachtszeit! Ich sage es auf meinen Knien, alter Jacob, auf

      meinen Knien.«

      Er war von seinen guten Vorsätzen so durchflammt und außer

      sich, daß seine bebende Stimme auf seinen Ruf kaum antworten

      wol te. Während seines Ringens mit dem Geist hatte er bitterlich

      geweint, und sein Ges icht war noch naß von den Tränen.

      »Sie sind nicht herabgerissen«, rief Scrooge, eine der

      Bettgardinen an die Brust drückend, »sie sind nicht

      herabgerissen.