Bridget Sabeth

Die Ehre meiner Seele


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Unterstützung, da die Bedingungen für eine gewinnbringende Anlage im Moment sehr günstig sind. Als Berater in Geldangelegenheiten weiß ich sehr wohl, wie viel deine Besitztümer wert sind. Natürlich achte ich darauf, deinen Schaden gering zu halten, immerhin bin ich kein Unmensch.«

       »Eintausendfünfhundert Gulden«, feilschte sie, »und monatlich werdet Ihr nicht mehr als hundert Gulden erhalten.«

       »Eintausendfünfhundert Gulden sofort und hundertfünfzig pro Monat.«

       »Hundertzwanzig, das ist mein letztes Wort.«

       »Du bist nicht in der Position, um zu verhandeln. Was würde Carl sagen, wenn er …«

       »Hundertzwanzig«, fiel sie ihm ins Wort, »ansonsten könnte ich mich erinnern, Euch in der Todesnacht Eures Weibes an deren Boot hantieren gesehen zu haben.«

       »Was sagst du da?« Seine Hand schnellte nach vorn und umfasste hart ihren Oberarm.

       »Ihr tut mir weh!« Gewiss würden Abdrücke seiner Finger zurückbleiben. Sie versuchte, sich aus der Umklammerung zu entwinden.

       Er lockerte den Griff. »Du hast es gewusst? All die Zeit?«

       »Nun weiß ich es. Ein Mord verjährt nicht!«

       »Es würde gewiss sehr eigenartig wirken, wenn du erst jetzt mit dieser Anschuldigung herausrückst. Ohne Beweise steht mein Wort gegen deines.«

       »Wollt Ihr es tatsächlich darauf ankommen lassen? Es wäre sicher allein der Verdacht hinlänglich, sodass manche Geschäftspartner eine künftige Kooperation mit Euch genauestens überdenken würden. Womöglich stünde Eure Stellung beim Bankinstitut in Gefahr.«

       »Dieses Wissen kann dein Untergang sein!«

       »Ihr seid doch kein Narr und verzichtet auf Eure Geldeinnahmequelle, mit der Möglichkeit, Euch weiter hervorzutun!«

       »Dann sieh es als Rückversicherung für dein Leben, für das deines Mannes und der Töchter.« Mit diesen Worten ließ er ihren Arm los und Teresa taumelte zurück.

       Sie unterdrückte das Bedürfnis, die schmerzende Stelle zu berühren. »Gebt zu, das Geld ist Euch in Wahrheit einerlei, Ihr wollt nur Rache nehmen, da ich mein Glück gefunden habe, nur nicht an Eurer Seite.«

       »Baronin, dein Kapital werde ich gewinnbringend einsetzen, und ansonsten sollst du dich zu jedem Ersten im Monat daran erinnern, welche Schuld du auf dich geladen hast. Lass dir gesagt sein: Früher oder später wirst du erkennen, dass deine Verfehlungen nicht geringer sind als meine.«

       »Es ging nur um die Erfüllung von Carls sehnlichstem Wunsch. Er wollte einen Erben.«

       »Du hättest ihn sicherlich ausreichend zu trösten vermocht, auch ohne Nachfolger!«

       »Carl hat mich vor der Einmischung meiner Eltern gerettet, die sich wie Schmarotzer im Böhmer-Hof eingenistet hatten, und holte mich zu sich ins Schloss. Er schenkt mir seine bedingungslose Liebe. Da ist es wohl legitim, dass ich ihm etwas zurückgeben wollte.«

       »Dir ging es nie um Carl, sondern nur um dich! Viel zu sehr lechztest du nach einem Adelstitel und wolltest im Reigen der Hochwohlgeborenen aufgenommen werden. Aber glaub mir, ein Kind macht deine einfache Abstammung nicht unvergessen.«

       »Am besten schaut Ihr Euch selbst nach einer privilegierten Frau um, dann müsst Ihr mir meinen Aufstieg nicht länger neiden.«

       »Ich brauche kein farbloses Weib an meiner Seite, sondern eine, die mich fordert.«

       »Wenn ich das sein soll, dann ist Euch nicht zu helfen!«

       »Wir beide sind uns ähnlicher, als dir lieb ist. Dein Gemahl hält dich hingegen für eine Heilige und ich weiß schon jetzt, dass du ihn ins Verderben stürzen wirst. Ich habe dich längst durchschaut. Du hast die falsche Wahl getroffen, als du mit ihm zum Traualtar schrittest!«

       »Mein Herz hat entschieden!«

       Er lachte bitter. »Dein Herz? Wo war dein Herz in jener Nacht, als du zu mir kamst und …?«

       »Schweigt!«

      »Daher ist Kalkül wohl die passendere Bezeichnung.«

       »Nennt es, wie es Euch beliebt. Dessen ungeachtet solltet Ihr endlich aufhören, meiner nachzutrauern, denn ich war niemals Euer Weib und werde es nie sein! Somit ist Eure gekränkte Eitelkeit mehr als unangebracht. Erfreut Euch besser an all den anderen Frauen, die gewiss williger sind als ich, und Euch ihre Gunst schenken.«

       »Wir bleiben auch ohne Ehebund aneinandergekettet«, sprach Mathias voller Häme.

       Es fröstelte Teresa. »Mein Geld gibt es nur, wenn Ihr meine Bedingungen erfüllt!«

       »Aber Liebste, welche?«, spottete er.

       »Wir werden künftig kein privates Wort mehr miteinander wechseln und vermeiden persönlichen Kontakt. Zudem: Haltet Euch von meinen Töchtern fern!«

       »Sollten die Zahlungen pünktlich eintreffen, wird das kein Problem darstellen. Ich hoffe nur, dass du nicht dein Wissen ausnützt und versuchst, meine Geschäfte zu untergraben, ansonsten wird Carl von uns erfahren. Dann dürftest du all deine Privilegien verlieren.«

       »Solange meine Interessen nicht leiden, werde ich Eure Geschäfte nicht ruinieren.«

       »So sei es.« Mathias ergriff Teresas Hand und deutete einen Kuss an. »Dann sind wir uns einig. Aber ich bin mir sicher, auch wenn du mich aus deinem Leben verbannst, wirst du keine Ruhe finden und dich meiner entsinnen.«

       »Diese Erinnerung wird nur Schmerz und Hass hervorrufen.«

       »Meine ebenso.« Er ließ ihre Hand los.

      Sie sah dem Schein seiner Laterne nach, bis dieser gänzlich in der Dunkelheit verschwand. Angewidert wendete sie sich ab. Was für einen abscheulichen Pakt habe ich geschlossen? Das gutmütige Lächeln ihres Gemahls drängte in den Gedanken empor. Ich tue es für ihn, versicherte sie sich, und für das Wohl meiner Familie.

      *

       »Herr Baron, ich bitte Euch auf ein Wort«, rief die Hofmeisterin, als sie den Freiherrn Carl Königshofer von Eichstätt erblickte.

       »Magdalena, gewiss. Komm, begleite mich ein Stück des Weges.«

       Die Bedienstete unterbrach die Arbeit im Garten und strich ihre Hände an der Schürze ab, die sie über dem groben Wollkleid trug.

       »Du bist mitten in der Rosenblütenernte, wie ich sehe.«

       »Diese Pracht will gut genützt sein, zumal das feine Aroma in den handgemachten Seifen herrlich zur Geltung kommt.«

       »Ich hoffe allerdings, dass wir auch die Rosenzucker-Vorräte auffüllen. Du weißt, wie sehr Teresa diesen erlesen Geschmack in ihrem Tee liebt.«

       »Natürlich Herr Baron, dafür werde ich sorgen.«

       »Fein.«

       Seite an Seite gingen die beiden nebeneinander her. Carl war ein herrschaftlicher Mann mit braunem Haar und einem Schnauzer mit nach oben gezwirbelten Spitzen. Die Sonne schien heiß vom Himmel herab, deshalb suchten sie im Schatten eines Kirschbaumes Schutz.

       Der Baron wandte sich an Magdalena, die ihm