Alfred Schirokauer

Messalina


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       Alfred Schirokauer

       Messalina

      Inhaltsverzeichnis

       Erstes Buch

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       Zweites Buch

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       22

       23

       Impressum

      Erstes Buch

      1

      Rom! ... das wie eine goldene Löwin majestätisch sich breitete. Die Krallen der allesbeherrschenden Pranken waren zwar eingezogen, doch bereit zu neuem Tatzenschlage, falls irgendwo aus dem Erdkreise ein Volk sich vermaß, gegen den Willen und die Macht des Cäsarenreiches sich aufzubäumen.

      Gajus Cäsar Caligula war zur Zeit die Seele der Löwin. Jener Caligula, den man als Knaben im Soldatenwamse, die Kinderfüße bekleidet mit dem derben Schuhwerke des Söldners, der Menge zur Schau gestellt hatte, ihm schon frühzeitig Volkstümlichkeit zu werben.

      Caligula erniedrigte das königliche Raubtier Rom zu einer Bestie mit blutbeflecktem Felle.

      September mit wolkenlos blauem Himmelsdome – der Monat, in dem Rom die schwülsten Nächte und die schwelendsten Tage erduldet. Unerbittlich sengende Glut, grelles und heißes Hell. Fast körperlich greifbar wie ein unter riesiger Glaskuppel eingesperrter Vampyr – lastete die aussaugende Luft über den Dächern der Cäsarenstadt.

      Hochauf wirbelte der Staub der ungepflasterten Straßen, in denen er als atembeengende Wolke graugelb stiebte, stieg und sank. Doch kein Windhauch, der erfrischend die Glut zeitweilig scheuchte, war Erzeuger dieser Wolke. Unzählbare Tausende von Füßen der Abertausende von Menschen scharrten diesen beizenden Dunst, der sich zusammensetzte aus Gassenstaub und dem Gestank der Gossen, vermählt mit der Ausdünstung schwitzender Menschenleiber und dem säuerlichen, verdorbenen Odem erregter Massen.

      Das wälzte sich dahin in den Straßenschlünden zwischen den hochgetürmten Häusern Roms, quoll hervor aus den dichtbevölkerten Stadtteilen des italischen Babels am Tiberflusse; aus der Subura und dem Velabrum. Das stieß und drängte und hastete, mißachtete auch den Leib der Kleinsten und die Lenden schwangerer Frauen, drückte den gebeugten Rücken der Greise noch tiefer, warf rücksichtslos die Krüppel an die Hauswände, trampelte die Lahmen unter die erbarmungslosen Sohlen. –

      Ein ungebärdiger Strom, der an die Ufer spült, was seinem gewaltsamen Dahinfluten widersteht und dem tollen Weiterwälzen nicht zu folgen vermag. So zog dem Forum zu, was Roms völkerverschlingender Bauch von sich gab: Menschenherden, Menschenknäuel, Menschenmassen.

      Kaiser Caligula bot heute dem Volke ein Fest. Ave, Cäsar!

      Kein Wunder, wenn der im Feuer solcher Verheißung brodelnde Kessel dieser zwischen ihren sieben Hügeln eingepferchten Stadt über seinen Rand siedete. Und was er zischend und fauchend von sich gab, ergoß sich auf den von Tempelgebäuden umsäumten Platz zu Füßen des heiligen Kapitols.

      Hier dampfte kein Staub. Denn die Riesenfläche war gepflastert mit Platten aus Lava und Basalt. Doch sichtbar zitterte die Sonnenglut über dem Schachmuster des Bodens, der aus eng aneinandergefügten, grau und schwarz gewürfelten Vierecken gestaltet war.

      Hier boten Kohorten der kaiserlichen Leibwache, die Prätorianer, einen Staudamm, gegen den das Heranfluten der Volksschar vergeblich anbrandete. Starr wie das Erz, das ihre Leiber umschloß, stand der Soldaten Wall. Inmitten lag der freigehaltene Platz, dessen Ummauerung sich aus den kräftigen Manneskörpern, dem Rüstzeuge und den Waffen der Prätorianer baute.

      Hinter diesem Damm aus Blut, Fleisch und Bein und für den Kaiser schlagenden Herzen quollen, eingepreßt in eine schmale Rinne, die Menschen ineinander. Lebengefährdendes Gedränge, in dem keine Brust