Martin Joyce Nygaard

KRASSE MÄRCHEN


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er sich Perri aufgesetzt, als er sich in das Haus der Dame schlich. Leise schlich er die Treppe hinauf und hielt auf jeder Stufe inne, um zu lauschen.

      Obwohl er sehr vorsichtig war, wachte die Dame auf, als er sich von ihren Juwelen bediente. Rasch setzte sie ihre Ringellockenperrücke auf und räusperte sich:

      „Ähm, suchen Sie etwas Besonderes?“

      Erschrocken zuckte der Dieb zusammen. Seine erste Reaktion war, so schnell wie möglich zu flüchten. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Und mit der Dame geschah auch etwas ganz Absonderliches: Als sie gerade die Polizei anrufen wollte, wurde sie plötzlich von einem Gefühl der Zärtlichkeit hingezogen zu dem Mann mit dem grauen, ungewaschenem Haar.

      „Ricki! Bist du’s wirklich?“, rief Perri dermaßen elektrifiziert, dass sämtliche Haare auf dem Kopf des Diebes steil zu Berge standen.

      „Ja, ich bin’s“, erwiderte Ricki, und ihre Locken steckten sich zu ihm hinüber.

      Niemand weiß, ob die Perücken daran schuld waren, aber die Dame verliebte sich so hoffnungslos in den Dieb, dass sie aus ihrem Bett sprang und ihn auf der Stelle umarmte. Der Dieb war überglücklich, in den Arm genommen zu werden, sodass er förmlich dahinschmolz.

      Von Emotionen gerührt, weinten sie Wange an Wange, wobei sich die Haare der Perücken zu einem ewigen Liebesknoten verflochten.

      ***

      Der Huflattich, der den König das Trauern lehrte

      König Froh und Königin Fidelia fuhren nach Glücksland, ihrem Zuhause. Sie kamen gerade aus ihren Flitterwochen und waren verliebter als je zuvor. König Froh war dermaßen erfreut darüber, all die fantastischen Blumen am Hang vor dem Palast wiederzusehen, dass er sich nicht konzentrierte und gegen einen Baum fuhr.

      König Froh überlebte den Unfall, aber seine geliebte Königin Fidelia starb inmitten der Blumen. Er wurde so traurig, dass er seine Krone abnahm und befahl:

      „Das ist einzig und allein die Schuld der Blumen. Ich will von jetzt an keine einzige Blume mehr in Glücksland sehen. Sollte sich auch nur eine zeigen, wird sie samt ihren Wurzeln herausgerissen“.

      Die Blumen bekamen solch einen Schrecken, dass sie ganz schnell verwelkten und sich nicht mehr blicken ließen. Jahrelang blieb König Froh verärgert über die Blumen, und keine einzige wagte es, den Bann zu brechen.

      Bis eines Frühlings Huflattich Harald es wagte, zwischen den letzten Schneeflecken des Winters und den jungen Grasspitzen hervorzulugen.

      „Das darfst du nicht“, riefen ihm die Bäume, Büsche und Gräser zu. König Froh hat alle Blumen verboten“.

      „Ich kann hier aber keinen frohen König sehen“, sagte Harald, und reckte seinen Kopf. Während er sich umsah, schien die Sonne auf sein gelbes Haar, woraufhin es sich auseinanderfaltete und sich sogleich eine große Biene auf seinem Kopf niederließ.

      „Deinesgleichen haben wir seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen“, bemerkte die Biene, während sie schmatzend den Nektar trank.

      „Alle haben so viel Angst vor dem verärgerten König“, entgegnete Harald, „aber ich kann ihn hier nirgends sehen“.

      „Er geht nie aus“, erklärte die Biene. „Seit die Königin verstarb, sitzt er oben im Turm und spioniert mit seinem Fernglas herum. Wenn er eine Blume entdeckt, lässt er sie von einem Diener herausrupfen. Also, pass lieber auf!“

      Vorsicht aber war Haralds Sache nicht. „Wir waren lange genug unter der Erde“, dachte er sich und rief den anderen Blumen zu:

      „Er wird Zeit, dass ihr euch wieder zeigt!“

      Es dauerte aber nicht lange, bis König Froh den Huflattich durch sein Fernglas entdeckte.

      „Eine Blume!“, schrie er wütend. „An genau der Stelle, an der wir von der Straße abkamen. Das wird genau die Blume sein, die den Unfall verursachte. Vernichte sie, und zwar sofort!“

      Der Diener des Königs eilte hinaus, um den Befehl zu erfüllen, und beugte sich hinab, um die Blume auszugraben. Da stach ihn die dicke Biene in die Nase.

      „Aua“, schrie er, und rannte so schnell er konnte zum Palast zurück.

      „Hast du sie vernichtet?“, fragte der König.

      „Ich wurde von einer fetten Biene gestochen, Majestät. Könnt Ihr den Stich heilpusten?“

      „Du unfähiger Trottel! Ich gehe selber hin und rupfe sie eigenhändig raus.“

      König Froh marschierte wütend und mit entschlossen Schritten zum sonnigen Hang unterhalb des Palastes. In jedem seiner Fußstapfen schossen Hunderte ungeduldige Sprösslinge hervor. Der König blieb bei Huflattich Harald stehen, riss ihn samt Wurzeln heraus und warf ihn auf den Grabstein der Königin.

      „Das geschieht mit all denen, die mir nicht gehorchen“, brüllte er über die Wiese.

      Als er aber weiterzugehen versuchte, konnte er keinen Schritt tun. Seine Füße waren von den Sprösslingen fest umschlossen. Er versuchte, sie zu lösen, aber Schneeglöckchen, Veilchen, Huflattiche, Anemonen, Gänseblümchen, Osterglocken, Primeln und Krokusse behielten ihn fest im Griff.

      König Froh starrte auf den Teppich sprießender Blumen und wäre auf seine Knie gesunken, hätte er nur gekonnt. Er sah, wie sie sich aus der Erde pressten und sich der wärmenden Sonne entgegenreckten. Das war ein so lieblicher Anblick, dass der König seine Trauer nicht mehr verbergen konnte.

      Seine königlichen Tränen flossen in Strömen auf die Blumen, die ihren Griff langsam lockerten. Er schien fast erleichtert zu sein, dass sein Ärger sich auflöste, und begann, über den tragischen Tod seiner Gemahlin zu trauern.

      Langsam schritt König Froh zum Grab der Königin. Er setzte sich neben den Grabstein, legte seinen Arm darum, und dachte an all das Glück, das er verspürt hatte, als sie noch lebte. „Obwohl meine Königin Fidelia nicht mehr hier ist, habe ich doch ihr Lachen und ihren Frohsinn in meinem Herzen“, sagte er sich, und pflanzte Huflattich Harald am Fuße ihres Grabes ein.

      Von da an durften alle Blumen in Glücksland wieder blühen, wie sie wollten.

      ***

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