Zac Poonen

Gottes Wege erkennen


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hatten begegnet und hättest sie gefragt, „Petrus, Johannes, könntet ihr mir den Namen einer frommen Person nennen, die ihr kennt?“, dann hätten sie den Namen eines Pharisäers genannt, der ein Ältester in der örtlichen Synagoge war. Weil das ihr Verständnis war – dass Menschen, die die Heilige Schrift studierten, fasteten, beteten, kleine Schachteln mit Bibelversen auf ihrer Stirn trugen und so heilig und fromm aussahen, wirklich fromme Menschen waren. Du kannst dir dann den Schock vorstellen, den sie erlitten, als sie hörten, wie Jesus diese Ältesten in der Synagoge als einen Haufen von Heuchlern, die Kandidaten für die Hölle waren, scharf kritisierte.

      Als Jesus seine Jünger auswählte, hat er keinen einzigen von irgendeiner Bibelschule ausgewählt. Es gab zu jener Zeit eine Bibelschule in Jerusalem, die von Gamaliel geleitet wurde. Aber Jesus ging nicht dorthin, um seine Jünger auszuwählen. Er sammelte sie am Seeufer in Galiläa auf – ungebildete Männer – und machte sie zu seinen Aposteln. Sie schrieben Briefe, die Bibelseminare heute den Studenten für den Erwerb eines Doktortitels in Theologie zum Studieren geben! Ist das nicht erstaunlich? Ich denke, dass Petrus nicht in der Lage gewesen wäre, einen akademischen Grad von irgendeiner unserer Bibelschulen zu erlangen. Vielleicht wäre nur einer von den Jüngern in der Lage gewesen, einen solchen akademischen Grad zu erwerben – Judas, der Klügste und Gewiefteste der Gruppe.

      Warum hat Jesus solche Leute ausgesucht? Sie hatten ein gutes Herz und waren bereit, auf ihn zu hören. Welches Aufsehen gab es, als diese einfachen Männer in eine Synagoge gingen und predigten. Sie predigten nicht die Routinebotschaften, welche die Menschen immer gehört hatten. Sie waren Propheten. Die Menschen haben Propheten nie gemocht. In den 1500 Jahren von Israels Geschichte, hieß es, wie Stephanus sagte: „Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?“ (Apostelgeschichte 7,52).

      Diese Apostel waren keine diplomatischen Redner. Sie waren Propheten. Und ich glaube, dass unser Land zu dieser Zeit ein paar Propheten gebrauchen könnte, damit wir hören können, was Gott sagt. Gott kümmert es nicht, was in den Augen der Menschen groß und hoch angesehen ist.

      Ich bin nicht gegen solche Konferenzen wie diese. Aber ich habe vor mehr als 20 Jahren aufgehört, zu solchen Konferenzen zu gehen. Ich lehne solche Einladungen jetzt ab. Ich weiß, dass solche Konferenzen dich berühmt machen können. Man bekommt viel Berichterstattung in den Medien. Als ich in den Dörfern unseres Landes – wo jetzt der Hauptteil meines Dienstes ist – unterwegs war, habe ich festgestellt, dass die Leute, die die wirkliche Arbeit tun, nicht bei einer Konferenz wie dieser sind. Sie sind unbekannt und draußen in diesen Dörfern. Sie können nicht Englisch sprechen und sie wissen gewiss nicht, wie man ein Papier präsentiert. Aber sie sind mit dem Heiligen Geist erfüllt, sie lieben den Herrn und sie gehen hinaus und bringen verlorene Seelen zum Herrn. Wir preisen den Herrn für solche Menschen. Andere organisieren ihre Missionseinsätze, werden als Missionsleiter bekannt und empfangen die Ehre. Aber viele, welche jetzt die Ersten sind, werden die Letzten sein, wenn Jesus zurückkehrt. So ist es für uns gut, demütig zu sein. Es ist gut für uns, gering von uns selbst zu denken. Vielleicht sind wir wegen unserer akademischen Grade und Titel in Gottes Augen nicht so groß, wie andere Christen meinen. Diese mögen Menschen beeindrucken, aber nicht Gott. In der Tat, sie beeindrucken auch den Teufel nicht. Der Teufel fürchtet einen heiligen Menschen, einen Menschen, der rein ist, einen Menschen dessen inneres und äußeres Leben übereinstimmen, und einen Menschen, der niemals predigt, was er nicht selber praktiziert.

      Leute fragen mich: „Bruder Zac, warum drängst du Leute nicht, nach Nordindien zu gehen?“ Ich antworte: „Jesus lehrte nur das, was er zuerst tat“ (Apostelgeschichte 1,1). Ich habe nicht in Nordindien gelebt. Daher kann ich nicht zu anderen sagen, dass sie es tun sollten. Ich sage nicht, dass man es nicht tun sollte. Ich sage bloß, dass ich nicht predigen kann, was ich nicht selber getan habe.

      Aber schließlich bin ich nicht der ganze Leib Christi. Ich bin nur ein Teil davon. Ich bin ein unausgewogenes Glied des Leibes Christi. Ich werde immer unausgewogen sein. Der einzige ausgewogene Mensch, der jemals auf Erden lebte, war Jesus Christus. Du bist unausgewogen und ich bin unausgewogen. Niemand von uns möge denken, dass er mehr als bloß ein Teil ist. Jeder Teil ist notwendig – der Evangelist, der Lehrer, der Hirte, der Prophet und der Apostel –, damit Menschen zu Gliedern des Leibes Christi gemacht werden und damit der Leib Christi gebaut wird.

      Was ist unsere Berufung? Sie besteht darin, jemanden, der noch kein Glied des Leibes Christi ist, zu einem Glied dieses Leibes zu machen. Ist das nicht im Wesentlichen unsere Berufung? Ich meine, wir stimmen alle darin überein.

      Da der Heilige Geist das Wort „Leib“ benutzt, möchte ich ein Bild vom menschlichen Leib gebrauchen. Sagen wir dort ist ein Teller mit einer Kartoffel (die einen Ungläubigen darstellt), die zu einem Glied meines Leibes werden muss. Wie geschieht das? Es geschieht zuallererst durch Evangelisation – indem die Hand sich ausstreckt und diese Kartoffel nimmt.

      Evangelisation ist stets der erste Dienst bei dieser Aufgabe. Das ist der Grund, warum ich Evangelisation niemals abwerte. Ich schätze diesen Dienst sehr hoch ein – und besonders jene, die mit diesem Dienst in der Hitze und im Staub Nordindiens beschäftigt sind. Ich interessiere mich dafür, ihre Magazine zu lesen – ich erhalte eine Reihe davon nach Hause zugesandt –, um über den Dienst dieser meiner lieben Brüder, die dort arbeiten, zu erfahren. Ich war auch hin und wieder in Nordindien, um einige von ihnen zu treffen.

      Hier ist also meine Hand, die die Kartoffel vom Teller nimmt. Die Kartoffel wird niemals zu einem Teil meines Leibes werden, wenn der „Evangelist“ (meine Hand) nicht hinausgeht und „evangelisiert“ (die Kartoffel in meinen Mund steckt).

      Aber ist das alles? Wenn ich bloß die Kartoffel in meinem Mund behalte, wird sie dann ein Teil meines Leibes werden? Nein. Nach einer Weile wird sie in meinem Mund verfaulen und ich werde sie ausspeien. Das ist die Art und Weise, wie einige Neubekehrte in einigen unserer Gemeinden verderben! Sie werden aufgenommen, werden dann aber im Mund behalten!

      Aber mit dieser Kartoffel muss noch mehr passieren. Sie muss gekaut und von meinen Zähnen zermalmt werden. Die Kartoffel kann sich dann einbilden, dass alles vorbei ist – nein! Die Kartoffel geht hinunter in meinen Magen und trifft dort auf Magensäuren, die unbarmherzig auf sie ausgeschüttet werden. Das ist ein Bild für den prophetischen Dienst in der Gemeinde. Du weißt, dass es nicht angenehm ist, wenn Säure auf uns ausgegossen wird. Der sanfte Dienst, vom Teller aufgehoben zu werden, war so nett. Aber wenn Säure auf uns ausgegossen wird, ist das weit weniger angenehm. Die Kartoffel ist jetzt völlig zerbrochen und sieht nicht mehr wie eine Kartoffel aus. Aber siehe da, nach ein paar Wochen ist sie zu Blut, Fleisch und Knochen geworden – zu einem Teil meines Leibes!

      Welche Arbeit ist bei dieser Aufgabe nun die wichtigste? Welchen Dienst hat irgendeiner von uns, den wir nicht empfangen haben? Wenn wir demütig sind, werden wir bekennen, dass wir unausgewogen sind. Die Hand ist nicht wichtiger als der Magen. Sie ergänzen einander. Leider gibt es im Christentum diesen ständigen Konkurrenzkampf zwischen den Gliedern – die Hand baut ihr eigenes Reich, der Magen baut sein eigenes Reich und der Mund baut sein eigenes Reich! Was haben wir dann? Keinen Leib, sondern ein „anatomisches Labor“, mit einem Mund hier, einem Magen dort, einer Hand hier, einem Bein dort. Das ist kein Leib!

      Was benötigen wir am meisten? Ja, es ist wahr, wir brauchen Unterweisung. Aber mehr als alles andere brauchen wir Demut. Wir müssen anerkennen, dass wir alle gleich wichtig sind – jedes Glied im Leib Christi. Der große Missionsleiter ist in diesem Dienst nicht wertvoller als der arme Bruder, der kein richtiges Englisch sprechen kann, der aber hinausgeht und Seelen zu Christus bringt. Sie sind alle ein Teil desselben Leibes.

      „Komm höher herauf“, sagt der Herr, „und betrachte die Dinge aus meinem Blickwinkel.“ Die Dinge sehen anders aus, wenn man sie aus Gottes Blickwinkel statt aus einem irdischen Blickwinkel betrachtet.

      Wie kommt es, dass so viele christliche Arbeiter eine solch hohe Meinung von sich selbst haben? Sei ehrlich. Was sind die Gedanken, die du über dich selbst denkst, wenn du allein bist? Sind es Gedanken von Demut, indem du erkennst, dass du selbst nichts bist?

      Es gibt Zeiten, wenn ich draußen sitze und die Sterne betrachte. Ich weiß, dass